Honda braucht jegliche Unterstützung, um aus dem größten Tief der MotoGP-Historie des japanischen Motorrad-Giganten zu entkommen. Eine Hilfe soll dabei ab 2025 Aleix Espargaro sein. Der Aprilia-Pilot wird nach seinem Karriereende Testfahrer für die Honda Racing Corporation (HRC). Was er über seine kommende Aufgabe denkt, und was sich die Honda-Stammfahrer von ihm erwarten.

Aprilia-Aufgabe für Espargaro beendet: Honda-Fahrer hoffen auf Erfahrungstransfer

"Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit bei Aprilia erledigt ist. Ich habe acht Jahre lang hart gearbeitet, um sie nach vorne zu bringen. Ich denke, diese Aufgabe ist nun abgeschlossen. Sie haben einen guten Testfahrer mit Savadori. Für mich ist es also eine gute Gelegenheit und Motivation, zu HRC zu gehen", gab Espargaro zu seiner Entscheidung an. Von ganz oben kam der Wunsch, ihn zu verpflichten: "Ich habe mit dem Spitzenmanagement in Japan gesprochen, und sie haben wirklich großes Vertrauen in mich gesetzt. Das hat mich dazu gebracht, dorthin zu gehen."

Aleix Espargaro und die Honda-Bosse
Die Honda-Bosse überzeugten Aleix Espargaro, Foto: Honda Racing Corporation

Eine Nachricht, welche die Honda-Fahrer mit Wohlwollen aufnahmen. "Das wird ziemlich gut, denn er hat enorme Erfahrung auf der Aprilia. Das wird helfen. Die Aprilia ist ein Motorrad, auf dem viele Fahrer gerne sitzen würden. Es scheint leicht zu fahren und gut einzulenken. Es wird also gut sein, Aleix' Rückmeldung zu hören", äußerte sich Johann Zarco. Auch dessen LCR -Teamkollege Takaaki Nakagami, der 2025 als Entwicklungsfahrer für Honda in Japan arbeiten wird, hat diese Hoffnung: "Er ist ein erfahrener Mann und ich glaube daran, dass er helfen kann. Er kann Rat an HRC geben, was der Unterschied zwischen Aprilia und Honda ist."

Luca Marini: Aleix Espargaro kennt den Weg von ganz unten nach oben

Doch nicht nur, dass die Aprilia technisch deutlich besser als die Honda ist, gehört zur Hoffnung. Auch die Geschichte, die hinter dieser Entwicklung steht, ist zu beachten. Darauf wies Luca Marini hin: "Er machte den ganzen Prozess bei Aprilia mit, bis sie beim Rennsieg ankamen. Er war dort der Hauptdarsteller, also kennt er unsere Situation sehr gut." Tatsächlich erlebte Espargaro erstmal jahrelang Rückschläge und harte Zeiten, ehe es mit Aprilia bergauf ging.

Daher geht es dem Katalanen in seiner neuen Aufgabe auch nicht nur um das Motorrad: "Natürlich will ich das Bike verbessern, was mir mit Aprilia gelungen ist. Aber ich will auch versuchen, ein Teamplayer zu sein. Ich will in der Garage sein und mit den Fahrern arbeiten. Ich möchte dort die Stimmung hinbringen, die ich in acht Jahren bei Aprilia erfahren habe. Ich denke das ist wirklich wichtig, sie brauchen das."

Nach harten Jahren feierte Aleix Espargaro Erfolge mit Aprilia, Foto: LAT Images
Nach harten Jahren feierte Aleix Espargaro Erfolge mit Aprilia, Foto: LAT Images

Joan Mir hofft: Espargaro wird bei Honda Klartext sprechen!

Bei der Beschreibung des Zustands seines kommenden Arbeitgebers nimmt der MotoGP-Veteran kein Blatt vor den Mund: "Es fehlt an allem. Es ist erstaunlich für ein Team wie HRC. Sie gewannen jedes Wochenende und jetzt fahren sie an jedem Wochenende außerhalb der Punkte. Sie befinden sich in einem emotionalen Schock. Joan Mir ist ein Weltmeister, jetzt kann er die Rennen nicht einmal zu Ende fahren."

Genau jener Joan Mir erhofft sich auch durch diese Charaktereigenschaft Espargaros einen Effekt: "Er ist ein Typ, der Klartext spricht. Wenn er in der Box auf den Tisch hauen muss, dann kann er das auch. Er ist einer dieser Fahrer, die du für dein Team haben möchtest." Der ältere der Espargaro-Brüder soll also auch zu einer Art Kulturwechsel beitragen. Statt japanischer Zurückhaltung müssen alle Probleme schonungslos angesprochen werden.

Aleix Espargaro vor Joan Mir in Barcelona
Aprilia fährt Honda aktuell davon, Foto: LAT Images

Der MotoGP-Testfahrer kann noch so gut sein: Ingenieure müssen es richten

Doch Erfolg garantiert das auch nicht. Bei allem Lob für den Katalanen stellt Takaaki Nakagami auch fest: "Am Ende machen aber die Ingenieure den Unterschied und nicht der Testfahrer." Auch Luca Marinis Schlussfazit verbreitet diesen Tenor: "Mit Sicherheit war das eine gute Verpflichtung von HRC. Aber ich hoffe auch, dass ein paar Ingenieure hinzukommen." Unabhängig von möglichen Neuverpflichtungen auf technischer Seite stellt Espargaro die Zielsetzung unmissverständlich klar: "Es ist die größte Marke des Paddocks. Sie müssen wieder nach vorne kommen und um Siege kämpfen." Doch wie lange das dauern kann, hat er selbst bei Aprilia miterlebt.

Kann Aleix Espargaro dem strauchelnden Giganten mit seiner Erfahrung wieder auf die Beine helfen? Sagt es uns in den Kommentaren!