"Ich dachte, dass das letzte Jahr das Schwierigste gewesen wäre. Aber wenn man sich die Resultate ansieht, ist es dieses Jahr noch schlimmer geworden. Wir Honda-Fahrer kämpfen nur noch untereinander am hinteren Ende des Feldes. Wir hatten noch an keinem Wochenende das Gefühl, dass wir aus eigener Kraft um einen Platz in den Top Ten kämpfen können. Wir waren uns nichtmal sicher, ob wir überhaupt einen Punkt bekommen."
Eine heftige Aussage, mit der LCR-Honda-Pilot Takaaki Nakagami Anfang Juni nach dem siebten MotoGP-Rennwochenende in Mugello die bisherige Saison 2024 der Honda Racing Corporation treffend zusammenfasste. Vom erhofften Aufschwung der Wintertests ist nichts mehr geblieben. "Die Wahrheit ist, dass wir Letzter sind, wenn vor uns niemand stürzt", offenbart der Japaner. "Irgendwie haben wir es in den letzten Rennen geschafft, den ein oder anderen Punkt einzufahren - aber nur, weil vor uns jemand gestürzt ist. Wenn fünf Leute stürzten, bekommen wir ein oder zwei Punkte. Wenn aber niemand crasht, dann sind wir 19., 20. oder 21."
Honda 2024 noch ohne Top-Ten-Resultat im Grand Prix und Q2-Auftritt
Tatsächlich fahren die vier HRC-Piloten in der MotoGP-Saison 2024 bislang ausschließlich hinterher. Nach 14 Rennen [je 7 Sprints und GPs, Anm.] stehen lediglich 17 WM-Punkte für LCR Honda und 13 Zähler für Repsol Honda zu Buche, womit die beiden Teams abgeschlagen am Ende der Team-Wertung liegen. Vier zwölfte Plätze stehen in einem Hauptrennen als beste Platzierung in den Statistiken, einzig im chaotischen und sturzreichen Sprint in Jerez schaffte es Joan Mir als Neunter einmal in die Top Ten. Im Qualifying schaffte es noch kein Honda-Pilot in Q2, zwei 13. Plätze durch Johann Zarco sind die mit Abstand besten Startpositionen.
Nicht verwunderlich also, dass Nakagami nach dem Italien Grand Prix von der schwierigsten Phase seiner bisherigen Honda-Karriere sprach. Immer wieder berichteten die Stammfahrer HRCs in den vergangenen Monaten, einen neuen Tiefpunkt erreicht zu haben. Doch wie dramatisch stellt sich die Honda-Krise im Jahr 2024 wirklich dar? Eine Analyse der Zahlen zurückliegender Saisons offenbart Verheerendes. Denn selbst wenn die Glanzleistungen von MotoGP-Superstar Marc Marquez oder die außergewöhnlich starke Performance von Alex Rins 2023 in Austin, die die Performance des größten Motorradbauers der Welt anderenfalls 'aufhübschen', herausgerechnet werden, steht Honda in der laufenden Saison deutlich schlechter da als je zuvor.
Hondas MotoGP-Performance nach jeweils sieben Grand Prix seit 2020
Kategorie | 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 |
---|---|---|---|---|---|
WM-Punkte | 30 | 44 | 88 | 92 | 94 |
Bestes GP-Resultat | 12. | 9. | 3. | 4. | 2. |
Bestes Qualifying | 13. | 10. | 4. | 5. | 2. |
Durch. Rückstand | 27,959 Sek. | 17,542 Sek. | 16,386 Sek. | 14,924 Sek. | 10,110 Sek. |
Die obige Tabelle zeigt in den vergangenen fünf Jahren in allen vier Kategorien einen stetigen Rückschritt beim HRC-Konzern. Waren zwischen 2020 und 2022 auch für Pol Espargaro, Alex Marquez oder Nakagami noch einzelne Top-Resultate möglich, ging es speziell seit 2023 bergab. Schon dort schafften es die Honda-Piloten - Rins in Austin ausgenommen - nur gerade so noch in die Top Ten, egal ob in Qualifying oder Rennen. 2024 ist aber selbst das nicht mehr möglich.
Wieso dem so ist, offenbart ein Blick auf den durchschnittlichen Zeitrückstand, den der jeweils bestplatzierte Honda-Fahrer bei seiner Zielankunft auf den Rennsieger hatte. Lag dieser in der Corona-Saison 2020 noch bei knapp zehn Sekunden, wuchs er bis 2023 auf 17,5 Sekunden an. Bereits ein großer Rückstand, doch allein im letzten Winter verlor Honda nochmal knapp zehn Sekunden auf die MotoGP-Spitze. So liegt der vorderste HRC-Pilot in der laufenden Saison im Schnitt fast 28 Sekunden zurück, womit eine Ankunft in den Top Ten in der modernen, engumkämpften und hochkonkurrenzfähigen MotoGP einfach nicht mehr möglich ist.
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