Francesco Bagnaia musste Le Mans am Sonntag ohne einen einzigen Punkt für die MotoGP-Weltmeisterschaft verlassen. Seit 2023 die Sprints eingeführt wurden und somit zwei Mal am Wochenende WM-Zähler vergeben werden, ging Bagnaia noch nie völlig leer aus. Seine letzte Nullnummer vor Le Mans 2025 datierte aus dem Herbst 2022. Damals war Bagnaia in Motegi gestürzt.

Francesco Bagnaia stürzt in Le Mans doppelt

Am vergangenen Wochenende in Frankreich musste der Ducati-Star gleich zwei Crashes hinnehmen. Im Sprint ging er nach zwei Runden in Turn 3 ohne Fremdeinwirkung zu Boden. Im Grand Prix erwischte es ihn eine Runde früher an derselben Stelle, dieses Mal aber unter kräftiger Mithilfe von Enea Bastianini, der ihn torpedierte, Joan Mir mit ins Unglück riss und dafür mit einer Longlap-Penalty für sein nächstes Rennen bestraft wurde.

Dass der von Platz 18 gestartete Bastianini überhaupt in die Position gekommen war, den von P6 losgefahrenen Bagnaia nach nur drei Kurven attackieren zu können, war aber auch dessen eigene Schuld. Bagnaia hatte bereits in Turn 1 einen heftigen Rutscher, der ihm viele Positionen kostete. "Ich musste das Gas zumachen. Da haben mich viele Fahrer überholt. Dann kam es zur Berührung mit Enea", erklärt Bagnaia. Vorwürfe in Richtung seines Ex-Teamkollegen wollte Bagnaia nicht aussprechen. "Wenn man Fahrer auf Regenreifen und andere auf Slicks hat, gibt es immer ein riesiges Durcheinander. Da kann so etwas passieren." Bagnaia war mit Regenreifen unterwegs, Bastianini auf der zu diesem Zeitpunkt beinahe trockenen Strecke mit Slicks.

Zwei Stopps, keine Punkte: Francesco Bagnaias Horrorrennen

Bagnaia konnte das Rennen zwar noch fortsetzen, seine aufgrund des wenig später wieder einsetzenden Regens eigentlich goldrichtige Reifenstrategie war aber zunichte gemacht. "Ohne diesem Crash hätte ich das Rennen durchfahren können und wäre wohl in den Top-Five gelandet. So hatte ich aber einige Probleme mit dem Motorrad und musste auf mein zweites Bike wechseln, das mit den falschen Reifen bestückt war. Ich bin dann fünf Runden gefahren, um meiner Crew Zeit zu geben, das erste Motorrad wieder zu reparieren. Als ich dann wieder zurückwechseln wollte, musste ich noch einmal 20 Sekunden in der Box warten", gibt Bagnaia Einblick in seinen völlig verkorksten Sonntag. Schon vor dem zweiten Stopp, genauer gesagt in Runde drei, war er von seinen WM-Rivalen Marc und Alex Marquez überrundet worden. Bagnaia kam schließlich als 16. und letzter Fahrer ins Ziel.

Francesco Bagnaia nach seinem Sturz in Le Mans
Francesco Bagnaias Ducati überstand die Kollision nicht unbeschadet, Foto: IMAGO / Graham Holt FocusXS

Francesco Bagnaia stellt klar: Ohne Gefühl keine Aufholjagd

Das Fazit des zweifachen MotoGP-Champions kommt daher nicht überraschend: "Das war eines der drei schlechtesten Wochenenden meines Lebens - sowohl was die Punkteausbeute als auch das Gefühl angeht." Vor allem dieses mangelnde Empfinden für das Motorrad, das Bagnaia bereits durch die gesamte Saison begleitet, bereitet ihm Sorgen. "Es ist egal, ob ich einen Rundenrekord fahre oder vier Sekunden langsamer bin - das Motorrad vermittelt mir immer das gleiche Gefühl. Für einen Fahrer wie mich, der so viel Feedback vom Motorrad braucht, ist das eine extreme Einschränkung", so Bagnaia, der mittlerweile 51 Punkte Rückstand auf WM-Leader Marc Marquez angehäuft hat. 2022 machte Bagnaia gegen Fabio Quartararo 91 Punkte gut und wurde noch Weltmeister. Eine derartige Aufholjagd scheint ihm derzeit aber nicht realistisch: "Mein Comeback kann erst beginnen, wenn ich wieder ein Gefühl für das Motorrad habe. Das ist im Moment nicht der Fall."

Während Francesco Bagnaia trotz richtiger Strategie in Le Mans leer ausging, feierte Johann Zarco mit derselben Ausgangsposition einen sensationellen Sieg. Wie ihm dieser gelang, erfahrt ihr im Video:

MotoGP-Sonntag der Superlative: So triumphierte Johann Zarco (10:38 Min.)