Dritter im Qualifying, Dritter im Sprint und Dritter im Grand Prix: Francesco Bagnaia war in Jerez wie einzementiert. Der zweifache MotoGP-Champion verzweifelt derzeit an einem eingebauten Überholverbot der neuen Ducati, welches wohl auch Teamkollege Marc Marquez zum Verhängnis wurde.
Francesco Bagnaia: Sturz von Marc Marquez im Verkehr kein Zufall
"Ich gebe immer mein Maximum, aber immer bleibe ich hinter irgendjemandem hängen. Ich kann einfach die Lücke nicht schließen", klagte 'Pecco' nach dem Spanien Grand Prix mehrfach. Der Ducati-Pilot kam das gesamte Rennen nicht an Fabio Quartararo vorbei. "Jedes Mal, als ich näherkam, musste ich wieder eine Lücke lassen, denn die Front machte zu. Ich habe die Front etwa sechs Mal in den Kurven acht, elf und fünf verloren. Ich konnte nicht näherkommen."
Der Italiener vermutet, dass nicht nur er dieses Phänomen spürt, sondern auch sein Teamkollege. "Ich glaube, was Marc [Marquez] passiert ist, ist genau das. Du kannst nicht näherkommen, wenn du die gleiche Pace wie die Fahrer vor dir hast. Wenn sie ähnlich ist, dann bekommst du dieses Problem", kommentierte er den Sturz des Superstars, der sich direkt hinter ihm ereignete. Der Spanier wurde nach einem mäßigen Start unvorbereitet getroffen: "Es war das erste Mal, dass Marc hier nicht in Führung lag. Sobald er hinter jemandem mit ähnlicher Pace hing, verlor er die Front."
Alex Marquez überholt auf der GP24 ohne Probleme
Noch schlimmer wird die Sache für das Werksduo, weil der dritte Mann im WM-Kampf nicht betroffen ist. "Es scheint klar, dass Alex [Marquez] dieses Problem nicht hat. Wenn du seine Daten mit meinen des letzten Jahres vergleichst, dann sind sie gleich. Er fährt sehr ähnlich. Ich und Marc können momentan das nicht. Wir müssen wohl die Balance unseres Bikes verändern", gab Bagnaia Einblick. Tatsächlich konnte Alex Marquez sowohl ihn als auch Quartararo überholen und fuhr dann den lange überfälligen ersten MotoGP-Sieg ein. Mehr dazu hier:
Die Krux läge dann am Motorrad, denn bekanntermaßen fährt Alex Marquez die GP24. Bagnaia ist überzeugt, dass es sich um ein Problem der neuen Version handelt: "Abgesehen vom Sprint [mit dem mittlerweile bekannten Tank-Problem, Anm. d. Red.] hatte ich letztes Jahr nie solche Probleme. Im Grand Prix konnte ich anderen Fahrern folgen. Hier [in Jerez] fuhr ich beispielsweise für mehr als zehn Runden hinter Jorge Martin. Da hatte ich keine Probleme. Diese Saison kann ich das nicht tun."

Di Giannantonio widerspricht Bagnaia: Alle Ducatis mit Problemen im Verkehr
Nun ist die GP25 aber bekanntermaßen nicht viel anders als das Vorgängermodell, da Ducati bei den Testfahrten den Großteil seiner Entwicklungen verwarf. Wie kann sie sich also im Verkehr so anders verhalten? Genau darüber rätseln Fahrer und Team. Selbst die Vorteile der Maschine sind ein Mysterium: "Die GP25 hat etwas mehr Potential als die GP24, denn sie ist besser in der Beschleunigung und im Topspeed. In den Bremszonen nach einer Geraden ist sie sehr gut. Aber ich weiß ehrlicherweise nicht warum. Das Chassis ist das gleiche. Theoretisch müsste die Balance sehr ähnlich sein."
Ein weiterer Fahrer des neuen Motorrads ist Fabio Di Giannantonio. Er zeigt sich über Bagnaias Aussagen verwundert. "Mit Sicherheit hat man mit der heutigen Aerodynamik mehr Turbulenzen hinter anderen Fahrern. Ich glaube also nicht, dass das an unserem Motorrad liegt, sondern es kommt einfach von den Turbulenzen der anderen Motorräder. Ich denke ehrlicherweise, dass Alex Marquez oder Franky [Franco Morbidelli, Anm. d. Red.] denselben Effekt der Turbulenzen wie ich, Pecco [Bagnaia] und Marc [Marquez] spüren", meint 'Diggia'. Allerdings fuhr er auch ein eher einsames Rennen in Jerez und klebte niemandem derart lange im Heck.

Keine Rückkehr zur GP24: Bagnaia hofft auf Jerez-Test
Ist der Weg für Bagnaia also vielleicht einfach eine Rückkehr zum alten Modell? "Wir müssen wohl andere Lösungen versuchen, aber es wäre nicht richtig, zur GP24 zurückzukehren. Auch weil Marc alles damit gewinnt", winkt er ab. Ein Schritt zur Verbesserung der Balance im Verkehr soll bereits am heutigen Montag erfolgen. Bagnaia erhofft sich wichtige Erkenntnisse vom ersten Testtag während der Saison. "Wir werden die Balance des neuen Bikes verändern und verschiedene Lösungen ausprobieren, denn so wird es schwierig", kündigt er an.
Da Bagnaia nie vorbeikam, durfte Fabio Quartararo einen zweiten Platz für Yamaha bejubeln. Mehr zum Sensationsmann hier:
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