Alex Marquez war dafür verantwortlich, dass Ducatis MotoGP-Siegesserie auch am Sonntag in Jerez anhielt und der Hersteller aus Borgo Panigale so den Königsklassenrekord von Honda mit 22 Siegen en suite in den Jahren 1997 und 1998 einstellen konnte. Als Draufgabe holte sich Alex Marquez noch die WM-Führung von Bruder Marc zurück und ist damit aktuell logischerweise auch die punktemäßige Nummer eins im Ducati-Lager.

Alex Marquez als entscheidender Faktor für Ducati

Dass der MotoGP-Weltmeister auch 2025 auf einer Ducati sitzen wird, bezweifelt niemand wirklich. Desmosedici-Piloten belegen die ersten fünf Ränge in der Fahrer-Weltmeisterschaft, Yamaha-Mann Fabio Quartararo liegt als 'Best of the Rest' bereits 90 Punkte zurück.

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Worum es für Ducati 2025 also wirklich geht ist, die Siegesserie möglichst lange am Leben zu halten und die maximale Anzahl an Sprint- beziehungsweise Grand-Prix-Erfolgen einzufahren. Und in dieser Hinsicht geriet man zuletzt stärker unter Druck, als man wohl auch selbst erwartet hatte: Maverick Vinales operierte mit seiner KTM in Katar praktisch auf Augenhöhe und war auch beim Spanien-GP in Schlagdistanz. Fabio Quartararo fuhr in Jerez ein starkes Rennen, hielt Francesco Bagnaia souverän hinter sich und musste nur Alex Marquez den Vortritt lassen.

Bagnaia und Di Giannantonio stehen im Schatten

Alex Marquez' Sieg am Sonntag war der endgültige Beweis dafür, wie wichtig er für Ducati geworden ist. Und gleichzeitig bringt seine Stärke Ducati in eine missliche Lage. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass jeder Hersteller seinen besten Fahrern auch das beste Material zur Verfügung stellen will. Im Fall von Marc Marquez stellt sich diese Frage für Ducati nicht, trotz seiner Patzer in Austin und Jerez ist er klar das schnellste Pferd im Stall.

Ganz anders sieht es hingegen bei seinen Kollegen auf dem diesjährigen Motorrad aus: Francesco Bagnaia und Fabio Di Giannantonio. Sie stehen bislang doch klar im Schatten von Alex Marquez. Bislang unterschied sich ihr technisches Paket mit der GP25 nicht wesentlich von jenem der GP24 in Händen von Alex Marquez. Das könnte sich aber bald ändern. Denn im Montagstest von Jerez brachte Ducati für die GP25 eine Fülle an Updates, die schon am nächsten Rennwochenende in Le Mans zum Einsatz kommen könnten. Bereits in gut einem Monat testet die MotoGP in Aragon, was die nächste Update-Welle bringen könnte.

Das Prinzip 'Jorge Martin' greift für Alex Marquez nicht

Ducati zeigte sich in den vergangenen Jahren im Umgang mit seinen Satelliten-Fahrern stets extrem fair. Jorge Martin konnte stets auf dieselben Spezifikationen wie Bagnaia zurückgreifen und so im Vorjahr sogar als erster Pilot eines Kundenteams den MotoGP-Weltmeistertitel gewinnen. Doch mit Alex Marquez steht Ducati nun vor einer neuen Situation. Die Abmachung zwischen ihm, seinem Gresini-Team und dem Hersteller sieht keine Updates im Saisonverlauf vor. Der aktuelle WM-Leader könnte also schon bald ins technische Hintertreffen geraten.

Ducati hat natürlich die Möglichkeit, sich großzügig zu zeigen und auch Alex Marquez Updates zu ermöglichen. Neue Teile sind aber oft mit größerem Betreuungsaufwand verbunden, was deren Einsatz in ressourcenärmeren Teams wie der kleinen Gresini-Truppe schwierig machte. Ducati zog deshalb 2024 schon einmal zwischenzeitlich ausgelieferte Neuerungen für die Vorjahresmaschinen wieder zurück.

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Wer bekommt neue Ducati-Teile?

Doch selbst wenn Gresini die Verwendung der Updates stemmen kann, gibt es für Ducati noch Hürden zu meistern. Neue Teile stehen oft nur in beschränkter Stückzahl zur Verfügung. Das gilt in einer Phase, in der parallel zur Weiterentwicklung der aktuellen Bikes bereits der Aufbau der Prototypen für das neue Reglement ab 2027 läuft, umso mehr. Gibt es einen Materialengpass greift für gewöhnlich das Prinzip 'First Come, First Served' - der in der Weltmeisterschaft besser platzierte Fahrer erhält also den Vorzug. In der aktuellen Situation würde das jedoch bedeuten, mit Bagnaia jenen Mann zu degradieren, der Ducati nach 14 titellosen Jahren zwei Gesamterfolge in Serie einbrachte und mit 30 Rennsiegen häufiger für Ducati ganz oben auf dem Podium stand als jeder andere Fahrer in der WM-Geschichte. Der einstige Goldjunge als Fahrer zweiter Klasse? Ein undenkbarer Affront. So muss Ducati als wohl ausgerechnet seinen aktuellen WM-Leader im Entwicklungswettlauf der MotoGP opfern.