Beim MotoGP-Rennen in Silverstone durfte Ducati wieder einmal feiern. Und nicht einfach nur den Sieg. Gleich fünf Desmosedicis standen am Ende ganz vorne, nicht zum ersten Mal in der Saison 2024. Wir blicken auf die Zahlen der Dominanz, und ordnen diese ein.

Ducati: Totale Dominanz im Rennen und Übermacht im Sprint

In Silverstone ging eine einzigartige Serie in der MotoGP weiter. Zum siebten Mal in Folge seit Jerez standen am Sonntag nur Ducati-Fahrer auf dem Podium. Jeder andere Hersteller der Geschichte der Königklasse hat das höchstens dreimal in Folge geschafft. Dreimal (Jerez, Sachsenring und Silverstone) sprang für die aktuellen Dominatoren dabei sogar ein Fünffachsieg heraus. 26 von 30 Podestplätzen gingen an sie. Nur Maverick Vinales konnte bei seinem Husarenritt in Austin eine weiße Weste verhindern.

Einziger Ducati-Bezwinger im Grand Prix: Maverick Vinales, Foto: LAT Images
Einziger Ducati-Bezwinger im Grand Prix: Maverick Vinales, Foto: LAT Images

Nicht gar so stark ist Ducati im Sprint. Immerhin dreimal in zehn Rennen konnte Aprilia sie schlagen (Portimao, Austin, Barcelona). Und kein einziges Mal gelang die komplette Top 3, welche im Grand Prix seit Jerez der Standard ist. Dennoch war Ducati immer mindestens zweiter und holte 18 von 30 Top-3-Platzierungen. Hätten wir nicht die unglaubliche Bilanz der Grand Prix zum Vergleich, so würden auch diese Auftritte als erdrückende Dominanz wahrgenommen.

Die Zahlen der MotoGP-Saison 2024: Ducati in anderer Liga

Am Ende stehen so in der Konstrukteurswertung 352 von 370 möglichen Punkten. Eine Quote von unheimlichen 95%. Die Einstufung 'A' in den MotoGP-Concessions wird Borgo Panigale also so schnell nicht los, obwohl für diese bereits eine überragende Quote von 85% notwendig ist. Zählen wir die Konstrukteurs-Punkte der ersten 'Verfolger' von Aprilia und KTM zusammen, so kommen wir mit 370 auf nur 18 mehr als bei Ducati. Und in dieser Rechnung gingen stets zwei Ergebnisse in die Wertung ein, nicht nur eines.

Konstrukteurswertung der MotoGP 2024 nach 10 Rennen

KonstrukteurPunkteQuoteConcessions-Rang
Ducati35295%A
Aprilia19252%C
KTM17848%C
Yamaha5314%D
Honda267%D

Auch in den anderen WM-Wertungen sehen wir die Dominanz klar. Vier Ducatis stehen in der Fahrer-WM vorne. Maverick Vinales hat als bester Nicht-Ducati-Mann schon über 100 Punkte Rückstand auf Jorge Martin, der aktuell führt. In der Teamwertung ein ähnliches Bild. Die Werksmannschaft dominiert, doch auch Pramac und Gresini liegen noch vor Aprilia. Auf Rang Fünf folgt dann mit VR46 der 'letzte' der vier Ducati-Rennställe.

Auch Ducatis Kundenteams sind bärenstark, Foto: LAT Images
Auch Ducatis Kundenteams sind bärenstark, Foto: LAT Images

Einordnung: Nicht nur enorme Klasse, sondern auch Masse

Diese beeindruckenden Werte müssen wir aber auch etwas einordnen. Drei Fünffachsiege sind herausragend, aber eben auch nur für Ducati möglich. Alle anderen Hersteller haben nur vier Motorräder, Yamaha sogar nur deren zwei. Diesen stehen gleich acht Desmosedicis gegenüber, auch wenn die Hälfte dieser Vorjahresmaschinen sind. Da sind die Optionen auf Erfolge weitaus größer und die Möglichkeit, Stürze oder schwache Wochenenden eines Fahrers zu kompensieren, ebenso.

Dazu kommt die enorme Qualität des Fahrerkaders. Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Marc Marquez gehören ohne Frage zu den absoluten Spitzenfahrern. Enea Bastianini ist zurück in starker Form. Fabio di Giannantonio hat sein Leistungsniveau seit Ende der Saison 2023 gehalten. Alex Marquez fuhr in den letzten Rennen immer stärker auf. Einzig Vorjahresentdeckung Marco Bezzecchi und der zu Saisonbeginn im Training gestürzte Franco Morbidelli tun sich etwas schwerer. Nichtsdestotrotz sind sie alle unter den ersten zwölf der WM-Wertung, welche damit zu zwei Dritteln aus Ducatisti besteht.

Abgänge bei Teams und Fahrern: Bröckelt Ducati-Dominanz 2025?

Doch im quantitativen Gesichtspunkt besteht für die Fans ab 2025 Hoffnung auf etwas mehr Abwechslung. Pramac wechselt zu Yamaha. Von den übrig gebliebenen sechs Ducati werden auch nurmehr drei die aktuelle Spezifikation haben. Dazu kommt ein Aderlass in Sachen Fahrerqualität. Jorge Martin und Marco Bezzecchi gehen zu Aprilia. Enea Bastianini schließt sich KTM an. Rookie Fermin Aldeguer (dessen Bestätigung bei Gresini offiziell noch aussteht) ist zwar hochtalentiert, aber der junge Spanier wird sicher etwas Zeit brauchen. Aus acht etablierten Fahrern werden also nurmehr fünf und von den aktuellen Top Vier der WM-Wertung verbleiben zwei.

Selbst wenn also die GP25 ähnlich gut wie ihre Vorgängermodelle ist, so wird allein der Verlust in der Quantität wohl die Ducati-Dominanz etwas schmälern. Und dennoch sollte die Konkurrenz nicht zu optimistisch sein: Das Werksduo wird Francesco Bagnaia und Marc Marquez heißen und zusammen auf mindestens 8 WM-Titel in der Königklasse kommen. Die Favoritenrolle wird ohne Zweifel weiter bei ihnen liegen, doch sieben Grand Prix in Folge mit reinen Ducati-Podien (mit der Chance diese Serie 2024 weiter auszubauen) werden vielleicht einmalig bleiben.