Dani Pedrosa begeisterte 2023 bei seinen beiden Wildcard-Auftritten in Jerez und Misano. 2024 stehen KTM dank der neuen Concessions sogar bis zu sechs Wildcards zu. Mit Pol Espargaro haben die Mattighofener dafür auch noch einen weiteren Piloten hinzubekommen. Also stehen in diesem Jahr auch sechs Wildcards an? So einfach ist es nicht, wie Motorsportdirektor Pit Beirer erklärt.
Fahrer nicht das Problem, Zeitplan schon
"Grundsätzlich haben wir Dani [Pedrosa], der hat ein paar Lieblingsstrecken, wo er sehr gerne Rennen fahren würde. Dann haben wir Pol [Espargaro], der lieber heute als morgen Rennen fahren würde. Und somit sind wir relativ schnell startklar", erklärt Beirer. Die Piloten sind also nicht der limitierende Faktor. Planung, Logistik und der eigentliche Sinn von Wildcard-Einsätzen stehen aber auf einem anderen Blatt: "Wir müssen natürlich sehr stark auf unser Projekt blicken. Was macht zum gegebenen Zeitpunkt Sinn?"
Die logistischen Kapazitäten der Hersteller sind begrenzt: "Du brauchst ein paar Wochen, weil im Prinzip haben wir im Schnitt einmal im Monat einen Test mit unserem Testteam. Du musst auch für so einen Test eine Unmenge an Teilen produzieren und dann fährt der LKW ein paar Tage, bis er vor Ort ist." Dazu kommt das Personal: "Dann musst du 20 Leute dorthin bewegen mit Flügen und Hotels und so weiter. Also ein Test hat eine gewisse Vorlaufzeit, genauso wie ein Rennen."
"Ganz spontan kann man das [die Wildcard-Einsätze, Anm. d. Red.] also nicht entscheiden. Wir haben einen Plan, der zwei, drei Monate im Voraus durchgetaktet ist", gibt Beirer Einblick in KTMs Vorgehensweise. Bekannt ist daher bisher nur, dass Dani Pedrosa erneut in Jerez fahren wird. Es geht nicht darum, aus Prinzip alle sechs Wildcards zu fahren, nur weil dies nun erlaubt ist. Die technische Entwicklung gibt die Marschrichtung vor: "Es ist ein bisschen abhängig davon, was wir genau testen wollen, was wir auch im Rennen sehen wollen."
Wildcards mit klarem Zweck: Rennreife neuer Teile bestätigen
"Du brauchst Tests ohne den Renndruck, um gewisse Teile zu entwickeln. Du brauchst aber dann auch die Bestätigung mit einer Wildcard. Wie das im Rennen, Stress, Verkehr, Start, erste Kurve, Zeitattacken, Überholvorgänge, was es denn dort alles bedeutet, und das kannst du beim Test nicht so leicht herausfahren", erklärt Beirer.
Ein gutes Beispiel hierfür war Pedrosas zweiter Auftritt 2023 in Misano. Der 'kleine Samurai' fuhr dort erstmals das Carbon-Chassis von KTM im Renneinsatz. Mit zwei vierten Plätzen in Sprint und Grand Prix überzeugte der MotoGP-Veteran auf ganzer Linie. Wenig später fuhren dann auch die Stammpiloten um Speerspitze Brad Binder das neue Chassis.
Der Renneinsatz im Rahmen einer Wildcard stellt aber eben erst den letzten Schritt der Entwicklungsphase dar. Zuvor wird viel getestet, wofür Material, Personal und Logistik gebraucht werden. Dass KTM das volle Kontigent ausschöpft, glaubt Beirer daher nicht: "Ich sehe uns ehrlich gesagt nicht dort, dass wir alle möglichen sechs Wildcards ausnutzen werden, aber wir werden schon einige Wildcards fahren, das ist ganz klar."
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