In der MotoGP gibt es vier große Organisationen: Dorna, FIM, MSMA und IRTA. Was diese vier Parteien für Aufgaben haben, was sie erreichen wollen oder wofür die einzelnen Abkürzungen überhaupt stehen, ist jedoch vielen Fans der Königsklasse nicht bekannt. Motorsport-Magazin.com erklärt Dir, was Dorna, FIM, MSMA und IRTA genau machen.

Das macht MotoGP-Promoter Dorna

Das spanische Unternehmen 'DornaSports' wurde 1988 gegründet und ist seit 1991 kommerzieller Rechteinhaber der Motorrad-Weltmeisterschaft. In dieser Funktion ist die Dorna verantwortlich für alle wirtschaftlichen Belange und die weltweite Vermarktung der Rennserie. Der MotoGP-Promoter schließt somit Verträge mit lokalen Veranstaltern für die Austragung von Grand Prixs ab und hat damit einen enormen Einfluss auf die Gestaltung des jährlichen Rennkalenders. Zudem fädelt die Dorna TV-Deals ein, kümmert sich um die TV-Produktion und betreibt auch das Social-Media-Marketing der MotoGP.

Carmelo Ezpeleta ist als Dorna-CEO der Unternehmenschef, Foto: LAT Images
Carmelo Ezpeleta ist als Dorna-CEO der Unternehmenschef, Foto: LAT Images

Unternehmenschef ist Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta. Er und sein Team gelten als hauptverantwortlich dafür, dass die MotoGP in den letzten drei Jahrzehnten zu einem wahrhaft globalen Sport wurde und die Betitelung als Königsklasse nicht nur auf sportlicher, sondern auch auf wirtschaftlicher und organisatorischer Ebene verdient. Sohn Carlos Ezpeleta ist seit 2021 als Chief Sporting Officer für sämtliche sportliche und technische Themen der Motorrad-WM verantwortlich. Weitere wichtige Rollen übernehmen Enrique Aldama als Chief Operating & Financial Officer sowie Dan Rossomondo als Chief Commercial Officer. Sie kümmern sich bei der Dorna also um das Finanzielle und die Vermarktung.

Benannt ist das spanische Unternehmen übrigens nach einer als unsinkbar geltenden Art eines Fischerboots. Neben der Motorrad-Weltmeisterschaft managt die Dorna noch einige andere Rennserien, verteilt über den gesamten Globus. Seit 2013 ist die Dorna beispielweise auch kommerzieller Rechteinhaber der WorldSBK. Weitere Rennserien sind JuniorGP, Asia Talent Cup, British Talent Cup oder MiniGP World Series. Zudem ist der MotoGP-Promoter Co-Organisator des Red Bull Rookies Cup und der MotoE, die beide im Rahmenprogramm der Motorrad-WM ausgetragen werden.

Das macht der Motorrad-Weltverband FIM

Die 'Federation Internationale de Motocyclisme' - oder kurz 'FIM' - ist der Motorrad-Weltverband und somit das Gegenstück zum aus der Formel 1 bekannten Automobil-Weltverband FIA. Gegründet wurde die FIM bereits im Jahr 1904 in Paris und ist aktuell in der Schweiz beheimatet. Sie bildet die Sporthoheit - und zwar nicht nur in der MotoGP, sondern in allen aktuell ausgetragenen Weltmeisterschaften mit Motorradbezug, egal ob auf der Rundstrecke, im Enduro, Motocross, Trial oder Bahnsport. Insgesamt gibt es 64 offizielle FIM-Weltmeisterschaften und Preise, die bei den Gala-Veranstaltungen am Jahresende verliehen werden.

Jorge Viegas (rechts) ist seit 2018 der FIM-Präsident, Foto: LAT Images
Jorge Viegas (rechts) ist seit 2018 der FIM-Präsident, Foto: LAT Images

Im Allgemeinen kümmert sich die FIM um sämtliche Angelegenheiten im Motorradrennsport und verteidigt die Interessen und Rechte der Rennfahrer sowie der Motorrad-Industrie. 118 nationale Verbände aus der ganzen Welt, darunter auch der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB), sind der FIM angeschlossen, die zusätzlich dazu in sechs Kontinentalverbänden zusammengeschlossen sind. Die Rolle des FIM-Präsidenten hat seit 2018 Jorge Viegas inne.

Mit Blick auf die MotoGP ist die FIM in erster Linie für die Herausgabe des Reglements verantwortlich, welches dann in der Grand Prix Commission beschlossen wird. Zudem stellt die FIM die MotoGP-Stewards rund um Chefsteward Freddie Spencer, die FIM Appeal Stewards, den FIM Satefy Officer und einen Repräsentanten in der Rennleitung. Des Weiteren ist die FIM für alle Themen der Homogolation, also von Rennstrecken, Schutzausrüstung oder die technische Zulassung von Motorrädern, zuständig. Weitere Entscheidungen, die in der Theorie ebenfalls die FIM treffen sollte - etwa die Planung des Rennkalenders - werden mittlerweile de facto von MotoGP-Promoter Dorna übernimmen. Dort gibt die FIM im Grunde nur noch das 'Grüne Licht'. Diese zunehmende Verschmelzung zwischen Dorna und FIM wurde im MotoGP-Paddock bereits mehrfach kritisiert.

Das macht der Herstellerbund MSMA

Im Herstellerbund MSMA, der 'Motorcycle Sports Manufacturers Association', sind alle aktiven Werke der MotoGP vertreten - zum aktuellen Zeitpunkt also Honda, Yamaha, Ducati, Aprilia und KTM [bis Ende 2022 auch Suzuki, Anm.]. Die Wichtigste Aufgabe der MSMA ist es, sich auf die technischen Rahmenbedingungen der Königsklasse zu einigen. Konnten alle Werke Einigkeit über ein Reglement erzielen, wird dies in der Grand Prix Commission vorgelegt und im Normalfall von den restlichen Parteien abgesegnet. Nur in seltenen Fällen kann es zu einem Veto der Dorna kommen, etwa wenn der MotoGP-Promoter eine gefährliche Entwicklung erkennt oder die wirtschaftliche Gesundheit der Serie in Gefahr sieht.

Gegründet wurde der Herstellerbund ursprünglich im Jahr 1992 als 'Grand Prix Manufacturers Association'. Erst im Jahr 2000 erfolgte die Umbennenung in MSMA. Damit sollte ermöglicht werden, künftig auch in der Superbike-Weltmeisterschaft als Herstellerbund agieren zu können. Denn dort werden bekanntlich keine Grand-Prix-Rennen ausgetragen, daher passte der ursprüngliche Name nicht. In den vergangenen Jahrzehnten bemühte sich die MSMA um zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung und spielte eine zentrale Rolle in Motoren- und Aerodynamik-Entwicklung sowie beim Concession-Reglement.

Das macht die Teamvereinigung IRTA

Die 'International Road-Racing Teams Association' - kurz 'IRTA' - wurde 1986 eigentlich als eine Art Fahrergewerkschaft gegründet. Schließlich waren die damaligen Piloten mit zahlreichen Missständen konfrontiert: Quasi nicht vorhandenen Sicherheitsstandards oder ausbleibende Start- und Preisgeldzahlungen. Schnell wurde die IRTA aber vielmehr zu einer Interessensvertretung der privaten Rennställe, was sie bis heute geblieben ist. Kundenteams wie Pramac, LCR oder Gresini Racing agieren dort, um ihre eigenen Interessen, aber auch die von Ausrüstern oder Sponsoren durchzusetzen. Die offiziellen Werksteams halten sich hier aus dem Geschehen heraus, da ihre Werke bereits im Herstellerbund MSMA zusammengeschlossen sind.

Herve Poncharal leitet die Arbeit der IRTA als Präsident, Foto: KTM
Herve Poncharal leitet die Arbeit der IRTA als Präsident, Foto: KTM

Unter der Führung von Präsident Herve Poncharal, zugleich Teamgründer und -besitzer von GasGas Factory Racing Tech3, konnte die IRTA in den vergangenen Jahrzehnten viel zugunsten der Privatteams bewegen. Durch Reglement-Anpassungen sind sie immer näher an die Werksteams herangerückt, es bestehen kaum noch Leistungsunterschiede. Zudem konnten die Privatteams auch finanziell abgesichert werden, wodurch das MotoGP-Feld in den letzten Jahren sehr konstant blieb. Abschließend obliegen der IRTA zahlreiche organisatorische Aufgaben wie die Planung von Fahrerlager und Testfahrten.

Was ist die Grand Prix Commission?

Die Grand Prix Commission ist ein Bündnis, welches sich aus Vertretern der vier elementaren MotoGP-Parteien Promoter Dorna, Motorrad-Weltverband FIM, Herstellerbund MSMA und Teamvereinigung IRTA zusammensetzt. In regelmäßigen Meetings diskutieren, verhandeln und entscheiden die vier Organisationen über die wichtigsten Themen der Motorrad-Weltmeisterschaft. Dazu zählen beispielsweise das technische Reglement der MotoGP oder das neue Concession-System, welches Ende 2023 verabschiedet wurde. Zum Beginn der Saison 2022 konnte in der Grand Prix Commission auch schon das Verbot von Front-Ride-Height-Devices beschlossen werden.