20.02.2020 - ein schönes Datum für eine Hochzeit. Das dachten sich wohl auch Marc Marquez und die Honda Racing Corporation. Sie erneuerten an diesem Tag ihr Ja-Wort zueinander. Weitere vier Jahre würde man zusammenarbeiten, verkündete das Paar. Eine für beide Seiten logische Entscheidung, hatte man gemeinsam doch gerade die erfolgreichste Saison der modernen MotoGP-Geschichte abgeliefert. Von 19 Rennen 2019 gewann Marquez zwölf, wurde sechs Mal Zweiter, ging nur einmal leer aus und sammelte so beeindruckende 420 Punkte. Die Triple-Crown, also alle drei WM-Titel in den Wertungen für Fahrer, Teams und Konstrukteure waren die logische Folge.

Marquez' Jerez-Crash: Ein Sturz, der die MotoGP-Geschichte veränderte

Heute ist die einstige Traum-Ehe geschieden. Am 4. Oktober gab HRC die Trennung von Marquez mit Ende 2023 bekannt, ein Jahr früher als ursprünglich im Kontrakt vereinbart. Wie konnte es dazu kommen? Nur wenige Monate nach der Vertragsverlängerung von 2020 wurden Marquez und Honda mit den Schattenseiten des Motorradsports konfrontiert. Der damals amtierende Weltmeister stürzte im durch die Corona-Pandemie erst Mitte Juli stattfindenden Auftaktrennen von Jerez schwer und brach sich den rechten Oberarm. Fünf Tage später saß er frisch operiert wieder auf seiner RC213V. Ein überhastetes Comeback, das dramatische Folgen haben sollte: Die gerade erst eingesetzte Platte in Marquez' Arm lockerte sich, ein erneuter Eingriff wurde nötig. Es kam zu bakteriellen Infektionen und die Knochenheilung kam nicht in die Gänge. Die Komplikationen sorgten schließlich dafür, dass sich im Oberarm eine Fehlstellung von mehr als 30 Grad einschlich. Erst nach zwei weiteren Operationen - die letzte davon Anfang Juni 2022 - war Marquez wieder voll einsatzfähig.

Marc Marquez' Schulterverletzung aus Jerez veränderte seine Karriere nachhaltig, Foto: MotoGP.com
Marc Marquez' Schulterverletzung aus Jerez veränderte seine Karriere nachhaltig, Foto: MotoGP.com

Gemeinsam durchstandene Krisen sollen Partnerschaften ja festigen. Und tatsächlich verhielten sich Honda und Marquez gegenseitig in ihren dunkelsten Stunden vorbildlich. Als der langjährige Erfolgsgarant nach dem Oberarmbruch von Jerez 2020 die gesamte restliche Saison verpasste, wollte Marquez auf seine Jahresgage von kolportieren 20 Millionen Euro - ein Rekordwert in der Geschichte des Motorradspors - verzichten. Doch Honda bestand auf die Zahlung, in guten wie in schlechten Zeiten. Auch in den folgenden von Zwangspausen geprägten Saisons hielt Honda seinem Superstar die Stange. Der Bruch kam ausgerechnet im Jahr 2023, in dem Marquez wieder zu voller körperlicher Fitness zurückkehrte.

Im Wissen über die wiedererlangte physische Stärke setzte sich Marquez im Winter das einzige für ihn denkbare Ziel: Den Gewinn des MotoGP-Weltmeistertitels. Schnell musste er aber einsehen, dass das technische Paket seinem fahrerischen Niveau nicht gerecht werden würde. Die Folge war ein denkbar schlechter Saisonstart: Marquez stürzte im Auftaktrennen von Portimao, zog sich Frakturen an der rechten Hand zu und verpasste die folgenden Grands Prix in Austin, Termas de Rio Hondo und Jerez. Nach seinem Comeback schrieb Marquez zwei weitere Nullnummern in Le Mans und Mugello. So reiste er ohne eine einzige GP-Zielankunft 2023 zur siebten Saisonstation an den Sachsenring. Dort sollte alles besser werden. Elf Mal in Folge war der Mann mit der Startnummer 93 hier zuvor ungeschlagen geblieben. Beim Deutschland-Grand-Prix wollte der 'King of the Ring' den Erfolg erzwingen. Ein Wagnis, das im Debakel endete.

Marquez' Sachsenring-Debakel wird zum Wendepunkt

Marquez dachte nicht daran, die offensichtliche Unterlegenheit seiner Honda zu akzeptieren. Und landete so bereits am Freitag und Samstag vier Mal unsanft im Kiesbett. Ein weiterer heftiger Abflug im Warm-Up am Sonntagmorgen beendete sein Sachsenring-Wochenende vorzeitig. Verletzungen an der Hand, dem Knöchel sowie der Bruch einer Rippe machten einen Rennstart unmöglich. Als Marquez noch vor seinem letzten Sturz einmal mehr einen unerwarteten Wackler des Motorrads abfangen mussten, brannten ihm die Sicherungen durch. Hondas bestbezahlter Angestellter zeigte seinem Arbeitsgerät den Mittelfinger, aufgenommen in High-Definition von den MotoGP-Onboard-Kameras. Es war nun mehr als klar: Marquez hatte keine Lust mehr auf eine gemeinsame Zukunft mit Honda.

Die Ereignisse des Sachsenrings drängten Marc Marquez zum Gresini-Wechsel, Foto: LAT Images
Die Ereignisse des Sachsenrings drängten Marc Marquez zum Gresini-Wechsel, Foto: LAT Images

Die Gerüchteküche begann zu brodeln. KTM bewarb sich in diesen Tagen bei Promoter Dorna um zwei weitere MotoGP-Startplätze für die Saison 2024. In erster Linie um das damalige Fahrer-Line-Up mit Brad Binder, Jack Miller, Pol Espargaro und Augusto Fernandez zu halten und gleichzeitig Supertalent Pedro Acosta den Aufstieg in die Königsklasse zu ermöglichen. Bei sechs österreichischen Maschinen im MotoGP-Grid wäre somit aber immer noch ein Platz frei gewesen. Ein Platz, wie gemacht für Marc Marquez: Auf KTM hatte er einst seine ersten Schritte in der Motorrad-Weltmeisterschaft gemacht. Der Hersteller aus Mattighofen war mittlerweile zur klaren Nummer zwei der MotoGP aufgestiegen und man teilt sich mit einem Energy-Drink-Hersteller den jeweils wichtigsten Sponsor. Doch der Deal kam nicht zustande. Weil Promoter Dorna KTM die beiden zusätzlichen Startplätze verweigerte. Diese seien für einen neuen Hersteller reserviert und würden nicht an ein weiteres Kundenteam vergeben, ließ CEO Carmelo Ezpeleta wissen. In Wahrheit war es aber wohl eher ein verzweifelter Versuch, dem am Boden liegenden Giganten Honda einen weiteren Tritt zu ersparen. Denn ohne Marc Marquez würden die unmittelbaren Erfolgschancen der Japaner weiter dramatisch sinken, da waren sich im MotoGP-Paddock alle einig.

Gresini Racing pokert - und gewinnt mit Marc Marquez den Hauptpreis

Wie wir heute wissen, war die Blockadepolitik der Dorna nicht von Erfolg gekrönt. Anfang September machten erstmals Spekulationen über einen Wechsel von Marc Marquez zu Gresini Racing die Runde. Der sechsfache Weltmeister beim vierten Team in der Ducati-Hierarchie? Was zunächst undenkbar klang, war gut einen Monat später Realität. Gresini hatte hoch gepokert und schließlich den Hauptpreis unter den MotoGP-Piloten abgeräumt, wie Marquez selbst nach der Vertragsunterzeichnung verriet: "In der ersten Jahreshälfte hatte ich viele Verletzungen und in so einer schwierigen Situation darfst du keine wichtigen Entscheidungen treffen. Das habe ich gelernt. In der zweiten Hälfte hatte ich zahlreiche Gespräche mit Honda, meine Zweifel sind jedoch geblieben. Gleichzeitig hatte ich Kontakt mit Gresini, aber ich habe ihnen gesagt, dass ich noch keinen Vertrag unterschreiben werde und dass sie auf mich warten können, wenn sie wollen. Ich konnte ihnen aber nichts versprechen. Sie haben sich auf diesen Poker eingelassen."

Gresini gelang so der wohl bemerkenswerteste Wechsel der MotoGP-Geschichte. Einen Transfer dieser Größenordnung gab es seit 2003 nicht mehr, als Valentino Rossi seinen Abgang von Honda bekanntgab. Doch Rossi wechselte zu Yamaha. Damit zwar zu einem damals strauchelnden Hersteller, allerdings einem vollwertigen Werksteam. Marquez pfeift auf den bestdotierten Vertrag in 75 Jahren Motorrad-Weltmeisterschaft und setzt sich 2024 auf die Vorjahresmaschine eines kleinen Kundenteams. Es ist klar, was seine Triebfeder ist. "Manchmal musst du deine Komfortzone verlassen. Honda war meine Komfortzone, aber in den letzten vier Jahren haben wir viel gelitten. Es hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Ich muss das Fahren auf der Strecke wieder genießen, sonst macht es keinen Sinn, meine Karriere weiter fortzusetzen", so der 30-Jährige.

Marc Marquez feierte enorme Erfolge mit Repsol Honda, Foto: Repsol Honda Team
Marc Marquez feierte enorme Erfolge mit Repsol Honda, Foto: Repsol Honda Team

Dass er das sinkende Honda-Schiff verlässt, nimmt ihm so mancher Fan krumm und unterstellt Marquez, der sich privat in festen Händen befindet, auf professioneller Ebene mangelnde Treue. Unter seinen Fahrerkollegen traf Marquez' Entscheidung aber fast ausschließlich auf Verständnis. "Ich kann Marcs Entscheidung nachvollziehen", sagte etwa Fabio Quartararo, der sich bei Yamaha in einer ähnlichen Situation befindet wie Marquez bei Honda. "Er ist elf Jahre für Honda gefahren und hat bis 2019 fast alles gewonnen. Jetzt hatte er eine schwere Zeit und will wieder auf ein Bike, mit dem er gewinnen kann." Auch Aleix Espargaro, mit Aprilia selbst lange Zeit im hinteren Bereich des MotoGP-Feldes gefangen, zeigt Verständnis für Marquez' Entscheidung: "Ich bin mir sicher, dass er seine Situation bestmöglich analysiert und die beste Entscheidung für ihn selbst getroffen hat. Den größten Hersteller der Welt gegen ein Privat-Team zu tauschen, war sicher nicht einfach."

Brad Binder ergänzte: "Wenn du so lange Zeit für das gleiche Team gefahren bist, brauchst du manchmal einfach einen Neustart." Jack Miller lobte, dass Marquez die finanzielle Komponente der MotoGP dem sportlichen Erfolg unterordnet. "Er hat sich gegen eine Menge Geld entschieden, um wieder bessere Resultate einfahren zu können. Dafür zolle ich ihm viel Respekt. Das war sicher keine leichte Entscheidung", so der Australier. Und selbst Stefan Bradl, der als Honda-Testfahrer seit 2018 ein Gespann mit Marquez bildet, kann seinem langjährigen Kollegen nichts vorwerfen: "Schlussendlich verstehe ich ihn. Er hat sich den Arsch aufgerissen. Er hat viel gepusht bei Honda und versucht, etwas zu bewegen. Er hat ihnen die nötige Zeit auch gegeben, aber es ist nicht das gekommen, was er gewollt hat und er muss auf sich selbst schauen. Deshalb verstehe ich das."

Marquez' Honda-Abgang: Ewiger Abschied oder Trennung auf Zeit

Tatsächlich dürfte Marquez der Abgang von Repsol Honda alles andere als leichtgefallen sein. Nicht nur aufgrund des damit verbundenen finanziellen Abstiegs, sondern vor allem auch aus menschlichen Gründen. Denn der kompromisslose Rennfahrer Marc Marquez darf nicht mit dem Menschen Marc Marquez gleichgesetzt werden. Sein persönliches Umfeld hält er so klein wie möglich. Wer es in den innersten Kreis geschafft hat, genießt absolutes Vertrauen. Dazu zählt Marquez' Crew und auch Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig, an den er nach Bekanntwerden des HRC-Abgangs unter Tränen eine emotionale Botschaft sendete: "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich weiß nicht, ob ich das Richtige oder das Falsche tue. Ich weiß nicht, was in der Zukunft passieren wird. Ich weiß nicht, ob sich das alles zum Guten wenden wird. Aber was ich weiß, ist, was wir gemeinsam erreicht haben. Es war die schwierigste Entscheidung meines Lebens, geleitet von meinem Kopf und meinem Mut, NICHT von meinem Herzen. Ihr werdet immer mein Team des Herzens sein. Ihr seid diejenigen, die mich immer unterstützt haben und immer unterstützen werden. Aber eines ist mir klar: Ich will versuchen, wieder der beste Fahrer der Welt zu werden und dafür muss ich mich auf dem Motorrad wohlfühlen. Du hast es mir immer gesagt und ich habe es immer beherzigt: 'Folge deinem Instinkt, niemand kann dich in Sachen Charakter und Mut schlagen.' Jetzt ist es an der Zeit, dass das Herz spricht. Und wie du weißt, ist unsere Beziehung etwas ganz Besonderes, also hoffe ich, dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden."

Kehrt Marc Marquez nochmal zu Repsol Honda zurück?, Foto: LAT Images
Kehrt Marc Marquez nochmal zu Repsol Honda zurück?, Foto: LAT Images

Nach all den Qualen, welche die Honda RC213V Marc Marquez in den vergangenen vier Jahren zugefügt hat, wirkt eine freiwillige Rückkehr des körperlich gezeichneten Superstars ins HRC-Lager aktuell völlig absurd. Nach einem weiteren desaströsen Rennwochenende in Indonesien Mitte Oktober, an dem Marquez sowohl im Sprint als auch im Hauptrennen gestürzt war, sehnte dieser bereits das Ende der Saison vorbei. "Es sind ja nur noch fünf Grands Prix", stellte er damals fest. Ein ehemaliger Rennsieger der Königsklasse fand gegenüber dem Motorsport-Magazin auch hier Parallelen zu einer gescheiterten Ehe: "Es fühlt sich an, als hättest du bereits die Scheidung eingereicht, musst aber nach wie vor im gemeinsamen Haus auf der Couch schlafen. Ein Albtraum!" Und doch ist es durchaus möglich, dass es zu einer Neuauflage dieser Beziehung kommt. Marquez hat bei Gresini Ducati lediglich einen Einjahresvertrag für die bevorstehende Saison unterschreiben, 2025 ist er also auf dem Fahrermarkt wieder verfügbar. Dass sich Honda Hoffnungen auf eine Rückkehr seines einstigen Erfolgsgaranten macht, zeigt sich auch in der Suche nach einem Nachfolger für Marquez. Hervorragende Fahrer und etablierte MotoGP-Rennsieger wie Johann Zarco oder Miguel Oliveira zeigten im Herbst Interesse an dieser Position, wurden von Honda aber schließlich allesamt aus demselben Grund vergrault: Man wollte ihnen lediglich einen Vertrag für 2024 anbieten, um gegebenenfalls Marquez ein Jahr später wieder zurück in seinen sportlichen Heimathafen holen zu können.

Marc Marquez: Honda-Rückkehr oder KTM-Wechsel?

Das wird allerdings nur gelingen, wenn es Honda schafft, in den nächsten Monaten sein MotoGP-Projekt organisatorisch und damit auch technisch völlig neu aufzustellen. Kann man kein siegfähiges Motorrad anbieten, wird Marquez nicht zurückkehren. Dass er dann im Ducati-Lager bleibt, ist aber keineswegs garantiert. Ein Platz im Werksteam wird für ihn kaum freiwerden, der Hersteller aus Borgo Panigale hat mit Francesco Bagnaia, Enea Bastianini, Jorge Martin oder Marco Bezzecchi mehr als genug eigene Talente aufgebaut, um diese Positionen zu besetzen. Wahrscheinlicher ist da schon ein Wechsel von Marc Marquez zu dem Unternehmen, mit dem er einst den Einstieg in die Motorrad-Weltmeisterschaft absolvierte: Der Pierer Mobility Group, Dachkonzern von Marken wie KTM, GasGas und Husqvarna. Auf KTM debütierte Marquez 2008 in der 125ccm-Klasse. Mit einer Rückkehr zum österreichischen Hersteller wurde er, wie bereits erwähnt, schon für 2024 in Verbindung gebracht, doch dort konnte man der Startnummer 93 keinen Platz anbieten, weil man mit Brad Binder, Jack Miller, Pol Espargaro, Augusto Fernandez und Pedro Acosta ohnehin mehr Fahrer als Motorräder für die Königsklasse zur Verfügung hatte.

2025 will man das MotoGP-Projekt aber ausweiten und neben dem Werksteam und dem Tech3-Kundenrennstall eine weitere Satellitentruppe an den Start bringen. LCR, aktuell noch vertraglich an Honda gebunden, zeigt Interesse an einer derartigen Partnerschaft. Und die Chefetage der Pierer Mobility Group macht keinen Hehl daraus, dass man eine weitere Marke aus dem eigenen Portfolio in die MotoGP holen will. Dabei handelt es sich um die italienische Traditionsmarke MV Agusta, an der 25,1 Prozent der Unternehmensanteile gehalten werden. Eine Rückkehr der mit 275 Grand-Prix-Siegen dekorierten Edelschmiede, an den Start gebracht möglicherweise von der hochklassigen Mannschaft rund um Lucio Cecchinello wäre nicht nur für die MotoGP als Rennserie ein großer Gewinn, sondern auch für Marc Marquez die ultimative Gelegenheit, seinen Legendenstatus in den Geschichtsbüchern der Motorrad-Weltmeisterschaft einzuzementieren.

Marc Marquez machte seine ersten Schritte in der WM mit KTM, Foto: LAT Images
Marc Marquez machte seine ersten Schritte in der WM mit KTM, Foto: LAT Images

Dass das Engagement bei Gresini Ducati für Marquez vielleicht tatsächlich nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu größeren Aufgaben ist, zeigt sich auch in seiner Entscheidungsfindung für 2024. Pramac Racing zeigte ebenfalls Interesse an einer Verpflichtung des Ausnahmekönners. Dort hätte Marquez im Gegensatz zu seinem technischen Paket bei Gresini ein aktuelles Motorrad und volle Werksunterstützung erhalten. Der zweite Rennstall in Ducatis Hierarchie wollte Marquez aber für zwei Jahre an sich binden. Das hätte Marquez aus dem Rhythmus des MotoGP-Fahrermarkts geworfen, der sich größtenteils in Zweijahresschritten bewegt und 2024 aufgrund 19 auslaufender Verträge seine nächste große Transferwelle erleben wird. Gresini hingegen war auch mit einem Einjahres-Deal einverstanden und so unterschrieb Marquez beim italienischen Rennstall, der seit dem Tod des Teamgründers Fausto Gresini 2021 von dessen Witwe Nadia Padovani geführt wird. Dass Marquez auch mit den dortigen Rahmenbedingungen 2024 ein echter Titelanwärter sein wird, zeigte er bereits. Honda erlaubte Marquez, anders als einst Valentino Rossi, Testfahrten bereits vor Ende des Vertrags am 31. Dezember und so saß er am 28. November in Valencia erstmals auf der Ducati des Gresini-Teams.

Marc Marquez ist zurück: Ansage im Valencia-Test

Selten zog ein MotoGP-Test so viel Aufmerksamkeit auf sich. Die Betreiber des Circuit Ricardo Tormo verkauften sogar Eintrittskarten für die Session für 10 Euro pro Stück. Trotz kühlen Temperaturen und starkem Wind durften sie sich an einem Wochentag über eine prall gefüllte Tribüne auf der Start-/Ziel-Gerade freuen. Und die dort ausharrenden Fans wurden nicht enttäuscht. Marquez brauchte nur wenige Runden, um sich nach elf Jahren bei Repsol Honda auf der Gresini Ducati zurechtfinden. Marquez führte die Zeitenliste zwischenzeitlich sogar an, landete am Ende des Testtages mit gerade einmal 0,171 Sekunden Rückstand auf dem vierten Rang. Da er vertraglich wie bereits erwähnt noch bis Jahresende an Honda gebunden ist, durfte Marquez nicht über sein Ducati-Debüt sprechen. Doch Bilder sagten in diesem Fall mehr als tausend Worte: Als Marquez nach seinem ersten Run den Helm in der Gresini-Box abnahm, präsentierte er ein breites Grinsen.

Marc Marquez beim MotoGP-Test in Valencia
Marc Marquez wusste bei den Valencia-Testfahrten direkt zu Gefallen, Foto: MotoGP.com

"Ich will auf dem Motorrad endlich wieder strahlen können", hatte Marquez als Grund für seinen Wechsel genannt. Das war ihm offensichtlich gelungen. Und auch auf der Strecke machte der Mann mit der Startnummer 93 eine gute Figur. Er drehte trotz der schwierigen Bedingungen 49 Runden ohne Sturz und wirkte auf der Ducati Desmosedici GP23 extrem stabil. Die notorischen Wackler, die Marquez in den letzten Jahren mit der Honda RC213V geplagt hatten? Fehlanzeige. Aus dem Gresini-Lager war zu hören, dass Marquez mit seinem Debüt höchstzufrieden sei. Er fühle sich auf dem Motorrad extrem wohl, lediglich die Phase des Kurveneingangs bereite ihm noch Probleme. Ein Bereich, in dem 2023 fast alle Ducati-Piloten mit dieser Maschine ihre Schwierigkeiten hatten. Marc Marquez ist zurück. Daran besteht kein Zweifel. Testfahrten sollten nie überbewertet werden, doch das Debüt von MM93 auf der Gresini Ducati war eine echte Kampfansage an seine Rivalen für die Saison 2024. Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Co. müssen sich definitiv warm anziehen.

Dieser Artikel über Marc Marquez wurde ursprünglich in Ausgabe 94 unseres Print-Magazins veröffentlicht. Auf den Geschmack gekommen? Hier kannst du dir unser neuestes Heft sichern!