Marc Marquez versetzte die MotoGP-Welt am Dienstag in Valencia ins Staunen. Nach elf Jahren auf der Repsol Honda stieg er erstmals auf die Ducati Desmosedici GP23 von Gresini Racing und war mit dem für ihn ungewohnten Motorrad sofort schnell. Marquez führte den Testtag zwischenzeitlich sogar an und landete am Ende nur 0,171 Sekunden hinter Spitzenreiter Maverick Vinales auf dem vierten Platz der Zeitenliste.

Da Marquez vertraglich noch bis zum 31. Dezember 2023 an Honda gebunden ist, darf er vorerst nicht über sein Ducati-Debüt sprechen. Dennoch bleibt seine erste Besprechung mit der Gresini-Mannschaft nach sieben Runden auf dem Motorrad nicht geheim. Die italienischen TV-Kollegen von 'Sky Sport' steckten ein Richtmikrofon in seine Box, wodurch wir am Debrief mit Crewchief Frankie Carchedi teilhaben können.

Marc Marquez liefert Kampfansage: Starkes Ducati-Debüt! (06:51 Min.)

"Wenn das Motorrad aufgerichtet ist, kann ich nicht besonders aggressiv bremsen. Dann kommt das Heck hoch und das Bike wird instabil, vor allem in Kurve eins. Ich muss also vorsichtiger bremsen", erklärt Marquez. "Das Einlenken scheint mir dann schwieriger zu sein als mit meinem bisherigen Motorrad. Ich habe schon Vertrauen, aber ich weiß noch nicht wirklich, wann ich das Vorderrad verlieren werde. Ich traue mich noch nicht, richtig reinzuhalten. Vor allem auch, weil du nicht zu schnell einbiegen und das Motorrad überfahren kannst. Wenn du das machst, dann kommt etwas Bewegung in die Front und du gehst weit."

Umstellen muss sich Marquez wohl auch, was die Fahrt durch die Kurven angeht: "Es fühlt sich so an, als wäre viel Gewicht auf dem Hinterrad. Die Front fühlt sich dadurch sehr leicht an, vor allem im Kurvenmittelpunkt und wenn ich am Gas bin, etwa in den Kurven sechs und neun. Da komme ich leicht ins Wackeln. Mit der Honda konnte ich extrem früh ans Gas gehen und so gute Kurvengeschwindigkeit erzielen. Das ist natürlich super, wenn du guten Grip hast. Da konnte ich diesen ersten Griff ans Gas nutzen, um das Motorrad zu drehen. Wenn du mit diesem Bike zu früh ans Gas gehst, dann dauert es, bis es wieder auf die Linie kommt. Ich muss also etwas länger warten und das Gas dann dafür aggressiver aufmachen. Mit der Honda habe ich aufgemacht und bin dann eine Weile bei 40 Prozent Gas geblieben. Wenn ich hier auf 30 oder 40 Prozent komme, habe ich das Gefühl, weit zu gehen."

Marc Marquez auf der Gresini Ducati in Valencia
Von außen betrachtet wirkte Marc Marquez in Valencia äußerst souverän, Foto: Estrella Galicia

Viel Kritik also in Anbetracht der starken Rundenzeiten, die Marquez vorweisen konnte. Doch das ist normal, konzentrieren sich die Besprechungen mit dem Crewchief schließlich im Normalfall immer auf die Schwachstellen des Motorrads. Marquez hatte allerdings auch Lob parat: "Was die körperliche Belastung angeht, verlangt mir dieses Bike viel weniger ab, als die Honda. Die Richtungswechsel, etwa zwischen Kurve neun und zehn oder zwölf und 13 gehen extrem einfach von der Hand. Da ist dieses Motorrad definitiv besser."

Marc Marquez Ducati-Debüt: Gresini macht dicht

Gut möglich, dass sich Marquez Feedback im Laufe des Tages noch deutlich änderte. Doch da war die Gresini-Mannschaft bereits deutlich aufmerksamer und schloss die Garagentür nach jedem seiner folgenden sieben Runs, um etwaige Spione fernzuhalten. Für weitere Statements von Marc Marquez zur Ducati müssen wir also bis ins Jahr 2024 warten. Marquez selbst, der sich am Mittwoch einer Armpump-Operation unterzogen hat, erfüllt unterdessen seine letzten Verpflichtungen als HRC-Pilot. Er befindet sich aktuell für den traditionellen "Honda Racing Thanks Day" in Japan.