Die MotoGP-Konstrukteure haben den Herstellerbund MSMA, die verbliebenen sechs privaten Rennställe der Königsklasse werden durch die IRTA vertreten. Einzig die MotoGP-Piloten, die eigentlichen Stars der Rennserie, haben kein gemeinsames Sprachrohr. Sie sind seit Jahrzehnten Einzelkämpfer - und zwar nicht nur auf, sondern eben auch abseits der Strecke.

Dadurch fällt es den MotoGP-Piloten schwer, Dinge, die ihnen nicht passen, zu bewegen oder nachhaltig zu verbessern. Es gelingt ihnen schlicht nicht, die eigenen Interessen gegenüber Motorradweltverband FIM, dem kommerziellen Rechteinhaber der Motorrad-WM Dorna Sports oder den bereits angesprochenen Vereinigungen MSMA und IRTA durchzusetzen. Immer wieder ziehen die MotoGP-Stars daher im politischen Kampf im Hintergrund den Kürzeren, zuletzt als im August 2022 völlig überraschend das neue Sprintformat angekündigt wurde.

Um dies zu ändern, wurde in den vergangenen Jahren schon häufiger über die Gründung einer Fahrergewerkschaft diskutiert, etwa nach dem Beispiel der Formel-1-Fahrervereinigung GPDA (Grand Prix Drivers Association), die in unterschiedlichen Formen bereits seit 1961 existiert. Wirklich in die Tat umgesetzt wurde bislang aber nie etwas. Allen voran, weil kein passender Vorsitzender - bestenfalls ein Ex-Rennfahrer - gefunden werden konnte, der die Meinungen der aktiven Piloten auf der politischen Bühne vertritt.

In der zweiten Saisonhälfte 2023 kam zuletzt wieder etwas Bewegung in das Thema. Anfang September gründeten die Stars der Königsklasse immerhin eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, um sich schnell und einfach gemeinsam über gewisse Themen austauschen und abstimmen zu können. Mitte Oktober offenbarte dann ein Bericht von 'Motorsport.com', dass mit Ex-Suzuki-Testfahrer Sylvain Guintoli ein möglicher Anführer gefunden und der Weg für die MotoGP-Fahrergewerkschaft damit frei sei.

MotoGP-Gewerkschaft: Mehrheit hat (noch) nicht zugestimmt

Seither wurde es jedoch wieder still. Das liegt wohl allen voran daran, dass sich bislang nicht alle MotoGP-Piloten dazu durchringen konnten, ein Dokument in Form eines Memorandums zu unterzeichnen, womit sie sich einer entsprechenden Organisation gegenüber verpflichten würden. Es gibt also noch Hindernisse zu überwinden. Yamaha-Star Fabio Quartararo beschreibt die Problematik: "Es ist unmöglich, dass sich alle Fahrer auf etwas einigen. Ich bin seit fünf Jahren in der MotoGP und jedes Mal, wenn wir miteinander sprechen, stimmt keiner dem anderen zu. Wir können uns nur einigen, wenn es um Verbote oder Strecken geht, ansonsten aber nicht. Es ist nicht möglich, dass sich das gesamte Grid hinstellt und sagt: 'Das ist richtig so.'"

Die MotoGP-Stars stehen sich momentan also selbst im Weg, könnten sie doch nur gemeinsam etwas erreichen. "Letztlich hat die Mehrheit noch nichts unterschrieben, daher wissen wir nicht, was passieren könnte. So wird es aber sicher schwierig [wenn nicht alle mitmachen, Anm.], etwas zu verändern", weiß auch der MotoGP-Weltmeister von 2021. Werden die warnenden Worte auf offene Ohren stoßen? Quartararo zeigt sich nicht wirklich optimistisch: "Es ist normal, dass nicht alle 22 Fahrer die gleiche Meinung haben. Vielleicht stimmen 15 für 'ja' und der Rest für 'nein', oder umgekehrt. Die ganze Mehrheit wird es aber nicht geben. Ich bin mir sicher, dass einige Piloten den Sprint mögen, viele aber nicht. Was sollst du sie dann abschaffen oder nicht? Es ist eine verzwickte Situation."