Als Marc Marquez Anfang 2020 einen neuen Vierjahresvertrag bis zum Ende der Saison 2024 mit Repsol Honda unterschrieben hatte, hatte er eben erst das dominanteste Jahr der MotoGP-Geschichte hingelegt. Dass der spanische Superstar seinen Vertrag nicht erfüllen sollte, konnte damals noch niemand ahnen. Doch es kam genau so. Anfang Oktober 2023 verkündete Marquez seinen vorzeitigen Abgang von HRC, knapp zwei Wochen später stand dann auch sein neuer Arbeitgeber fest: Gresini Ducati. Eine echter Sensationstransfer, aber nicht der erste große MotoGP-Wechsel, denn niemand kommen sah. Das Motorsport-Magazin erinnert an die Top Fünf Transferbomben der MotoGP.
Platz 5: 2017 - Maverick Vinales zu Yamaha
Maverick Vinales hatte Suzuki viel zu verdanken. Die Japaner brachten ihn 2015 in die MotoGP und ermöglichten ihm im zweiten Jahr sogar den ersten Sieg sowie weitere Podestplätze. Das hinderte ihn aber nicht daran, schon im Mai 2016 bei Yamaha zu unterschreiben. Er empfinde keine Gewissensbisse, kommentierte er den Abgang seiner Förderer. Zu verlockend war die Möglichkeit, bei Yamaha Jorge Lorenzo zu beerben und Teamkollege von Superstar Valentino Rossi zu werden. Doch der große Durchbruch wollte nie gelingen.
Siege und Podestplätze gab es einige und auch Rossi konnte er in drei von vier Saisons schlagen, doch für den Titelkampf fehlte stets die Konstanz. 2021 hatte Yamaha mit Fabio Quartararo einen neuen Hoffnungsträger gefunden, der Vinales zunehmend alt aussehen ließ. Mitten in der Saison löste er seinen Vertrag auf und fand später einen Karriere-Rettungsanker bei Aprilia.
Platz 4: 2011 - Valentino Rossi zu Ducati
Valentino Rossi hatte bei Yamaha alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Mit Jorge Lorenzo als zweitem Spitzenpiloten waren die Japaner aber nicht mehr zwingend auf den Italiener angewiesen. 2010 kam auch noch die erste schwere Verletzung seiner Karriere hinzu. Aufgrund eines Beinbruchs hatte er keine Titelchance. Es roch nach Tapetenwechsel und neuer Herausforderung für den 'Doctor'.
Wohin es ihn zog, ließ alle träumen: Ducati. Der italienische Superstar auf dem italienischen Bike, was könnte es Schöneres geben? Doch sportlich war Ducati den Ansprüchen Rossis nicht gewachsen. Nur Casey Stoner hatte der Desmosedici Erfolge entlocken können, doch ihn konnte selbst der Ausnahmefahrer Rossi nicht ersetzen. In zwei Jahren gab es nur drei Podestplätze und keinen einzigen Sieg. Aus der Traum-Ehe wurde nichts und Rossi zog es 2013 in die alte Heimat. Bei Yamaha ging es dann wieder um Siege und Podestplätze.
Platz 3: 2017 - Jorge Lorenzo zu Ducati
Jorge Lorenzo war Yamahas legitimer Nachfolger für Valentino Rossi. Der Spanier lief dem Italiener, der sich 2011 und 2012 kurzzeitig zu Ducati verabschiedet hatte, sportlich den Rang ab. 2010 holte er sich seinen ersten Titel. 2012 und 2015 folgten weitere. Jede Saison zwischen 2009 und 2016 beendete er in den Top-3 der WM. Erfolg war ihm eigentlich garantiert. Dennoch entschied er sich 2017 für den Wechsel zu Ducati. Neben Rossi war er zwar sportlich erfolgreich, aber in der Wahrnehmung immer nur die Nummer 2 hinter dem Superstar.
Bei Ducati würde er der Star sein, so dachte er wohl. Tatsächlich war es aber Andrea Dovizioso, der sich zum Titelkandidaten für die Italiener aufschwang, während Lorenzo mit dem Bike kämpfte. Als er 2018 endlich auf Speed kam und immerhin drei Siege holte, war seine Flucht zu Repsol Honda bereits eingetütet. Ein fataler Fehler. Dort ging er gegen Marc Marquez komplett unter und beendete nach nur einem weiteren Jahr frühzeitig seine Karriere.
Platz 2: 2011 - Casey Stoner zu Honda
Ab 2007 war Casey Stoner Ducati und Ducati war Casey Stoner. Nur das australische Fahrgenie konnte die Desmosedici an ihre Grenzen treiben und zu Erfolgen führen. Doch diese wurden immer weniger. 2007 noch der Titel, 2008 ein verlorener Kampf gegen Valentino Rossi. 2009 hielten ihn gesundheitliche Problem zurück, er musste sogar für drei Rennen pausieren. Es war eine Abwärtsspirale. Während der Saison 2010 zog Stoner dann die Reißleine.
Ein Wechsel zu Honda sollte den Erfolg ab 2011 zurückbringen und das gelang auch. Ohne Anpassungsschwierigkeiten setzte er sich auf die RC212V und dominierte. Bei seinem Heimrennen auf Phillip Island machte er die zweite Weltmeisterschaft klar. Es sollte seine letzte sein. Schon im Mai 2012 kündigte er seinen Rücktritt an. Die MotoGP mache keinen Spaß mehr: Zu viel Stress und Politik, zu wenig Zeit für seine Familie. Trotzdem war er in seiner letzten Saison mit fünf Rennsiegen äußerst konkurrenzfähig, aber eine Verletzungspause verhinderte die Chance zur Titelverteidigung.
Platz 1: 2004 - Valentino Rossi zu Yamaha
Zu Beginn der 2000er waren Valentino Rossi und Honda ein unschlagbares Duo. Der 'Doctor' gewann die letzte 500ccm-Weltmeisterschaft und triumphierte dann in den ersten beiden MotoGP-Jahren mit deutlichem Vorsprung. Seine Vorherschafft im Motorradsport schien in Stein gemeißelt. Doch der MotoGP-Star schockte alle. 2003 hatte Yamaha nur einen einzigen Podestplatz geholt und trotzdem wechselte er für 2004 genau dorthin.
Rossi war wütend, denn Honda führte die Erfolge vor allem auf das Motorrad zurück. Er wollte ihnen und der Welt beweisen, dass der Fahrer der entscheidende Faktor war. Dies nutzte Yamaha-Manager Davide Brivio aus und fädelte den Rossi-Deal ein. Es war ein Volltreffer. Der Ausnahmekönner brauchte keinerlei Anlauf und gewann sofort zwei Titel mit seinem neuen Bike. 2008 und 2009 ließ er dann weitere Weltmeisterschaften folgen. Insgesamt 56 Siege fuhr er für die Japaner ein.
Dieser Artikel über die Top Fünf MotoGP-Transferbomben wurde ursprünglich in Ausgabe 92 unseres Print-Magazins veröffentlicht. Auf den Geschmack gekommen? Hier kannst du dir unser neuestes Heft sichern!
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