Der Tod von Rennstallgründer und Motorradlegende Fausto Gresini traf das gleichnamige MotoGP-Team im Jahr 2021 hart. Ein Jahr später mussten sich die Italiener unter der Leitung von Gresinis Witwe Nadia Padovani komplett neu aufstellen: Das Team startete mit Vorjahresducatis, da Aprilia nun sein eigenes Werksteam betrieb. Ans Steuer kamen die beiden Italiener Fabio di Giannantonio und Enea Bastianini.

Letzterer erwies sich als absoluter Glücksgriff. Mit WM-Platz 3 holte er das beste Gresini-Ergebnis, seit Marco Melandri 2005 Vizemeister wurde. Dass es beim Finale in Valencia doch noch zum Treppchen in der Gesamtwertung reichte, war aber auch besonderen Umständen geschuldet. Bastianini reichte ein achter Rang, da sein Rivale Aleix Espargaro auf Aprilia mit technischem Defekt aufgeben musste. Die Vorzeichen vor dem Valencia-Finale standen anders, wie 'La Bestia' bemerkte: "Ich bin sehr glücklich mit meinem Rennen, denn der Samstag war ein Desaster. Da bin ich zweimal gestürzt." Der Moto2-Champion von 2020 scheiterte schon in Q1 und startete nur von Platz 13.

Im Rennen hatte er dann aber Fortuna auf seiner Seite, sodass auch ein achter Platz gefeiert werden durfte: "Dieser achte Platz war dann aber doch gut, denn er hat mich auf Platz 3 in der WM gebracht. Ich bin darüber sehr glücklich. Dazu haben wir auch noch den Titel des besten Privatfahrers gewonnen. Es war also doch noch ein toller Tag für mich."

Die Bilanz seiner zweiten MotoGP-Saison kann sich mehr als sehen lassen und Bastianini brauchte dafür auch keinerlei Anlaufzeit: "Uns ist vom Start weg eine gute Saison gelungen, ich habe ja bereits das erste Rennen gewonnen. Danach gab es noch drei weitere Siege, sowie zwei Podestplätze." Mit seinem Debütsieg beim Saisonauftakt in Katar schrieb der Italiener Team-Geschichte, denn Gresini hatte seit 2006 nicht mehr gewonnen und sowieso noch nie als Privatteam. Mit insgesamt vier Saisonsiegen wird Bastianini in dieser Hinsicht nur von Weltmeister Francesco Bagnaia (7) übertroffen, doch fuhr dieser eine aktuelle und keine Vorjahres-Ducati.

Keine Nummer Zwei für Bagnaia: Bastianini will den Titel!

Die Leistungen des Italieners, der vor allem mit seiner reifenschonenden Fahrweise auftrumpfte, blieben auch dem Werk in Bolognia nicht verborgen. Nach dem Abgang von Jack Miller Richtung KTM brauchte das Werksteam einen neuen Piloten. In einem intern ausgerufenen Duell der Satellitenfahrer setzte sich Bastianini gegen Pramac-Pilot Jorge Martin, der eine 2022er Ducati fahren durfte, durch und wird im kommenden Jahr neuer Teamkollege von Weltmeister Francesco Bagnaia.

In der Saison 2022 ging von Bastianinis Teamkollegen Fabio di Giannantonio keinerlei Gefahr aus. Wie wird es ihm nun mit dem amtierenden Weltmeister an seiner Seite ergehen? Bastianini sieht sich keineswegs als Nummer Zwei, sondern macht seine Ambitionen deutlich: "Nächstes Jahr bin ich im Ducati-Werksteam. Das wird eine gute Chance für mich sein, um einen Angriff auf den Titel zu wagen. Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] hat den Titel nach Italien zurückgebracht, das ist sehr cool. Aber jetzt bin ich an der Reihe, es auch zu versuchen." Den ersten Versuch in seinem neuen Team und mit einem aktuellen Bike darf 'La Bestia' bereits am Dienstag in Valencia wagen. Motorsport-Magazin.com berichtet Live vom Testtag der Königsklasse.