Mitte Oktober saß Jonas Folger in Jerez erstmals seit fast drei Jahren wieder auf einem MotoGP-Bike. 2019 endete sein Gastspiel als Testfahrer bei Yamaha, nun nimmt KTM die Dienste des mittlerweile 29-Jährigen in Anspruch.

Folger soll für den österreichischen Hersteller grundlegende Materialtests absolvieren. Eine Tätigkeit, die bislang hauptsächlich im Aufgabenbereich von Mika Kallio lag. Doch der Finne befindet sich bereits im reifen Alter von bald 40 Jahren und orientiert sich zunehmend in Richtung einer Position als Riding-Coach und generellem Unterstützer der Einsatzfahrer.

Folger würde also wie bislang Kallio ein Gespann mit Edeltester Dani Pedrosa bilden, der die letzten entscheidenden Prozent aus der RC16 rauskitzeln soll. Aber wird aus dem Flirt zwischen Folger und KTM überhaupt eine langfristige Partnerschaft? "Jonas fährt nach Verfügbarkeit und ist im Rahmen unseres MotoGP-Test-Programms engagiert. Sobald eine langfristige Vereinbarung für unser Test-Team geschlossen wird, informieren wir über unsere offiziellen Kanäle", erklärte KTM auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Klar ist: Ohne ernsthaftes Interesse an ihm hätte KTM Folger wohl nicht auf der RC16 Platz nehmen lassen. Der Bayer könnte eine tolle Verstärkung für das in unmittelbarer Nähe seiner Heimat stationierte MotoGP-Projekt in Munderfing sein. Wozu er auf einem Motorrad der Königsklasse fähig ist, hat Folger bereits in seiner einzigen Saison als Einsatzfahrer 2017 bewiesen. Aktuell befindet man sich aber noch in einer Abtastphase, in der wohl vor allem KTM den aktuellen Leistungsstand Folgers prüfen will.

2017 stand Folger in der MotoGP am Sachsenring-Podium, Foto: Monster Energy
2017 stand Folger in der MotoGP am Sachsenring-Podium, Foto: Monster Energy

Jonas Folger: Der harte Weg zurück

Die Karriere des einstigen Supertalents geriet in den letzten Jahren massiv ins Stocken. Seine starke Rookie-Saison in der MotoGP 2017, in der er unter anderem Zweiter am Sachsenring wurde, musste er bereits nach 13 von 18 Rennen aufgrund gesundheitlicher Probleme vorzeitig zu beenden. Als Yamaha-Testfahrer schaffte er es im Folgejahr zurück in die Königsklasse, musste den Platz aber nach wenigen Monaten wieder räumen. Bei fünf Moto2-Rennen als Ersatzfahrer 2019 blieb Folger ohne Punkte. 2020 wechselte er in die IDM, wo er sich mit acht Siegen in acht Rennen souverän zum Meister kürte. 2021 folgte er Umstieg in die Superbike-WM, der mit Platz 22 in der Gesamtwertung aber enttäuschend endete. Im Jahr 2022 bestritt Folger kein professionelles Rennprogramm. Er konzentrierte sich auf Coaching-Tätigkeiten und baut sich eine eigene Werkstatt auf.