Mit hohen Erwartungen war KTM in die MotoGP-Saison 2024 gestartet. "Wir betreiben nicht diesen ganzen Aufwand, um zu sagen, dass der dritte Platz gut ist. Wir wollen um die Weltmeisterschaft kämpfen", stellte Motorsportchef Pit Beirer im Winter klar. Und zunächst schien es so, als könnte KTM die hochgesteckten Ziele in diesem Jahr tatsächlich erreichen. Brad Binder beendete beim Auftakt in Katar sowohl Sprint als auch Grand Prix auf Rang zwei.
KTM verliert in MotoGP-Saison 2024 an Boden
Doch seither sind Erfolge im KTM-Lager Mangelware. Lediglich Super-Rookie Pedro Acosta konnte noch überzeugen und fuhr in drei Sprints sowie zwei Grand Prix in die Top-Drei. Binder, Jack Miller und Augusto Fernandez sahen das Podium nur mehr aus der Ferne. Jeder dieser drei Fahrer hält aktuell bei weniger Punkten als zur Sommerpause 2023 - und das, obwohl 2024 bereits ein Rennwochenende mehr ausgetragen wurde.
Binder rutschte von WM-Rang vier im Vorjahr auf Platz sieben 2024 ab, Miller von sieben auf 16, Fernandez von 14 auf 17. Im Schnitt sammelt KTM pro Rennwochenende weniger Punkte als in der ersten Saisonhalbzeit 2023, in der man vollständig auf den verletzten Stammfahrer Pol Espargaro verzichten musste. Ersatzpilot Jonas Folger, der zuvor mehr als fünf Jahre lang kein MotoGP-Rennen gefahren war, kam nur auf neun Zähler.
Vorläufiger KTM-Tiefpunkt am Sachsenring
Der Deutschland-Grand-Prix am vergangenen Wochenende war mit nur elf Punkten in der Konstrukteurswertung (hier wird nur der beste Fahrer jedes Herstellers gewertet, Anm.) das schlechteste Ergebnis des Jahres. Die besten drei Rennwochenenden gelangen direkt zum Saisonstart in Katar, Portugal und den USA. Die Formkurve bei KTM zeigt also klar nach unten.

"Wir sind nicht da, wo wir sein wollen", gesteht Motorsportchef Beirer. "Ich möchte deshalb auch unsere Fahrer in Schutz nehmen. Sie werden momentan zurückgehalten. Wir waren zu Beginn des Jahres vorne mit dabei und jetzt kommen wir nicht einmal in die Nähe des Podiums. Wir müssen etwas tun, um unseren Fahrern ein besseres Gefühl zu geben. In der Sommerpause müssen wir einen Schritt nach vorne machen, so dass unsere Fahrer in den nächsten Rennen bessere Werkzeuge zur Verfügung haben."
Jack Miller schlägt Alarm: Basis fast ein Jahr alt!
Darauf hoffen auch die Piloten, die KTM beim technischen Wettrüsten der MotoGP im Rückwärtsgang sehen. Nach einer jahrelangen Update-Flut herrscht nun Ebbe in Matthighofen und Munderfing. "Wir brauchen mehr Weiterentwicklung. Ganz einfach!", findet Jack Miller deutliche Worte. "Die Basis unseres Motorrads ist dieselbe wie in Misano 2023. Der Motor und das Aero-Paket sind gut, aber wir brauchen mehr Grip und besseres Turning. Wir nutzen immer noch die erste Version des Karbonrahmens (dieser wurde von Wildcard-Pilot Dani Pedrosa erstmals in Misano 2023 eingesetzt, Anm.). In diesem Bereich hat sich nichts getan."
Teamkollege Brad Binder stimmt zu: "Wir hatten seit langer Zeit kein Update mehr. Jetzt gilt es, klar zu verstehen, in welche Richtung wir gehen müssen." Und auch Rookie Pedro Acosta ist seit Saisonbeginn auf mehr oder weniger unverändertem Material unterwegs. "Viel hat sich nicht getan", erklärt er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com . Acosta reiste deshalb vom Sachsenring aus direkt nach Österreich in die KTM-Zentrale, um gemeinsam mit Management und Ingenieuren nach Lösungen zu suchen. "Ich bleibe mindestens eine Woche dort, um zu sehen, wie wir uns verbessern können. Ich will alle Leute im Werk kennenlernen und von Angesicht zu Angesicht mit den Leuten sprechen. Das ist immer besser."

Auf eine in den letzten Jahren für KTM sehr wichtige Person wird Acosta bei seinem Österreichbesuch nicht mehr treffen: Fabiano Sterlacchini. Der Italiener war im Juni 2021 von Ducati - wo er als rechte Hand von Gigi Dall'Igna galt - zu KTM gekommen und hatte dort die Position des Technischen Direktors für das MotoGP-Projekt übernommen. Sein Vertrag mit dem Hersteller lief mit Ende Juni 2024 aus, die Parteien konnten sich auf keine Verlängerung einigen. Die Position soll nun unternehmensintern nachbesetzt werden.
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