Vor einem Jahr in Assen hatte Maverick Vinales sein letztes Podium in der MotoGP eingefahren. Hinter Yamaha-Teamkollege Fabio Quartararo wurde der Spanier Zweiter. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits angedeutet, dass es das letzte Rennen von Vinales für den japanischen Hersteller sein würde. Der Spanier hatte sich mit seinem Arbeitgeber zerworfen und strebte einen Wechsel zu Aprilia an, trotz gültigem Arbeitspapier bis Ende der Saison 2022. Vinales kündigte an, seinen Vertrag aufzulösen, und Yamaha suspendierte seinen Piloten für das kommende Rennen am Red-Bull-Ring.

Nur wenige Wochen später war der Vertrag aufgelöst und Vinales saß in Aragon auf der Aprilia, doch die Ergebnisse waren allerhöchstens durchschnittlich. Zur Saison 2022 gelang dem italienischen Hersteller ein großer Schritt nach vorne, doch es war Aleix Espargaro, der dies für sich zu nutzten wusste. Der Katalane fuhr in Argentinien den ersten Aprilia-Sieg in der MotoGP ein und kämpft seitdem um die Weltmeisterschaft. Für Vinales standen nur zwei siebte Plätze zu buche, bis erneut das Rennen in Assen anstand.

2021 stand Vinales in Assen noch als Yamaha-Pilot als zweiter auf dem Podest, doch das Tuch mit den Japanern war bereits durchschnitten, Foto: LAT Images
2021 stand Vinales in Assen noch als Yamaha-Pilot als zweiter auf dem Podest, doch das Tuch mit den Japanern war bereits durchschnitten, Foto: LAT Images

Mit dem dritten Platz holte der neunfache MotoGP-Sieger nicht nur sein mit Abstand bestes Saisonergebnis, sondern auch sein erstes Podium für den neuen Arbeitgeber. Der Spanier wusste um seine Durststrecke: "Ich muss Aprilia dafür danken, dass sie an mich geglaubt haben. Wir werden noch beweisen, wozu wir fähig sind."

Obwohl er vor einem Jahr sogar Zweiter wurde, ist die Gefühlslage von Maverick Vinales bei Aprilia eine völlig andere als bei Yamaha. "Ich bin gerade der glücklichste Mann der Welt, ich kann wirklich nicht mehr verlangen", freute sich der Aprilia-Pilot nach seinem Podiumsbesuch. Der Spanier wäre am liebsten gleich wieder auf sein Bike gesprungen: "Es ist großartig und das Resultat harter Arbeit in allen Rennen. Da ich immer von weit hinten gestartet bin, konnte ich meine echte Pace vorher nie zeigen. Das ist erst der Anfang. Ich kann Silverstone kaum erwarten."

Startrunden in Assen der Schlüssel, Qualifying immer noch das Problem

Dabei war Vinales auch bei der Dutch TT nur von Platz 11 gestartet, doch diesmal brachte er sich schnell in eine gute Position. "In den ersten Runden haben ich viele Fahrer überholt. Dann konnte ich die Pace auf 1:32er Runden halten." Von diesem Umstand war der Moto3-Weltmeister von 2013 allerdings selbst überrascht: "Ich dachte nicht, dass ich derart schnell Positionen gutmachen würde." Fairerweise sei erwähnt, dass die von Fabio Quartararo verursachte Kollision mit Vinales' Teamkollegen Aleix Espargaro zwei Podiumsanwärter aus dem Rennen nahm.

Angesicht dieser Umstände ist sich der Spanier bewusst: "Wir müssen das Qualifying verbessern. Man hat deutlich mehr Potential, wenn man von vorne startet. Man kann dann die Reifen viel besser managen." Eine Lösung für das Problem hatte Vinales jedoch noch nicht parat: "Aus irgendeinem Grund kann ich im Qualifying noch nicht alles herausholen, vor allem an der Front. Ich verliere die Zeit in der Mitte der Kurven. Ich kann das Bike einfach nicht für eine Runde abstimmen."

Vinales unterstützt Espargaro: Werde helfen, wo es geht

Auch wenn Vinales im Rennen von Assen seinen Durchbruch mit der Aprilia geschafft hat, ist klar wer beim Rennstall aus Noale die Weltmeisterschaft angreifen wird. Für den Fahrer mit der Nummer 12 ist das jedoch kein Problem, im Gegenteil: "Ich freue mich, dass Aleix in der Weltmeisterschaft aufgeholt hat. Ich werde ihm helfen, wo es geht. Wir arbeiten immer als Team." Espargaro gelang beim Rennen in Assen eine beeindruckende Aufholjagd, denn nach der Kollision mit dem Weltmeister kämpfte sich der Katalane noch von Platz 15 bis auf Platz Vier nach vorne.

Mit Blick auf die WM lässt Vinales keinen Zweifel an der Loyalität zu seinem neuen Arbeitgeber: "Wir müssen im Sinne von Aprilia denken, wenn er (Aleix Espargaro, Anm. d. Red.) um die Meisterschaft kämpft. Ich arbeite für Aprilia. Wenn ich ihn also vorbeilassen muss, dann werde ich das tun."

Der aktuell zwölfte der WM-Wertung meldet dank der Unterstützung seines Teams jedoch auch eigene Ambitionen an. "Bei Aprilia habe ich gelernt, dass ich auch auf Strecken stark sein kann, die mir in den Jahren zuvor nicht gelegen haben", erkannte der Spanier und kündigte an: "Jetzt kommen einige Strecken, auf denen ich um den Sieg mitfahren will."