Für Aprilia-Pilot Aleix Espargaro war das Rennen eigentlich gelaufen. In Kurve Fünf setzte Weltmeister Fabio Quartararo zum Überholmanöver an und kam zu Sturz. Espargaro wurde getroffen, aber blieb sitzen. Sein unfreiwilliger Ausflug ins Kiesbett spülte ihn jedoch zurück auf Platz 15. Was dann folgte, konnte auch sein drittplatzierter Teamkollege Maverick Vinales kaum glauben: "Ich sah Fabio am Boden liegen und dachte Aleix sei auch ausgeschieden. Am Ende des Rennens blickte ich zurück und sah ihn direkt hinter mir. Ohne diesen Crash, hätte er das Rennen gewonnen."

Mit seinem vierten Platz und der Nullnummer seines französischen Rivalen hat Espargaro unverhofft den Rückstand in der WM um 13 Punkte verkürzt. Der Spanier ging dabei volles Risiko: "Als Fabio mich rausschob, war ich auf Platz 15. Ich dachte mein Rennen ist vorbei, denn ein oder zwei Punkte machen keinen großen Unterschied. Ich wollte mehr als zehn Punkte holen, auch wenn das Risiko eines Sturzes da war. Ich dachte mir es sei nicht meine Schuld, sondern Fabios, wenn ich bei der Aufholjagd stürze."

Es folgte aber kein Sturz, sondern eine schnelle Runde nach der anderen. Im letzten Umlauf schnappte er sich sogar noch den vierten Platz von Brad Binder. Der Aprilia-Pilot war stolz auf seine Leistung: "In den letzten Rennen war ich nicht der schnellste Mann auf der Strecke, aber dieses Wochenende, mit der Ausnahme des Qualifyings, war ich das. Dieser Speed ist mir sehr wichtig. Ich habe heute nicht gewonnen, weil Fabio mich getroffen hat. Der Sieg wäre klar drin gewesen, aber das Gefühl von heute ist auch wichtig für mich."

Lieber Sieg als viele Punkte aufholen

Angesprochen auf die gewonnen Punkte in der WM, trauerte der Katalane trotzdem dem verlorenen Sieg hinterher: "Ich denke ich hätte heute gewonnen, aber wenn Fabio Zweiter geworden wäre, hätte ich auch nur fünf Punkte aufgeholt. Für die Meisterschaft war es (das heutige Ergebnis, Anm. d. Red.) also besser, aber ich habe einen Sieg verloren. Ich habe erst einen Karrieresieg, ich hätte also vorgezogen nur fünf Punkte aufzuholen."

Fabio Quartararo hat sich bereits an seinen WM-Rivalen gewandt. "Er hat sich bei mir entschuldigt und seinen großen Fehler zugegeben", berichtete Espargaro. Der Spanier sah beim Franzosen deutlichen Übermut: "Er ist nicht arrogant, aber er fühlt sich schneller als der Rest. Deswegen hat er die Kurve falsch eingeschätzt bei seinem Überholversuch."

Der Aprilia-Pilot hatte mit Blick auf die WM auf eine solche Situation gewartet: "Ich wusste, wenn Fabio einmal einen Fehler macht, dann muss ich da ein, um davon zu profitieren." Espargaro hat nun nur noch 21 Punkte Rückstand auf den Titelverteidiger, nur wird ihn das kaum über den verlorenen zweiten MotoGP-Sieg hinwegtrösten.