Francesco Bagnaia meldet sich in Assen nach zuletzt zwei Ausfällen in Folge auf beeindruckende Art und Weise zurück: Ihm gelingt am Sonntag ein Start-Ziel-Sieg, er verliert die Führung von der Pole Position aus für nicht eine Sekunde. Obwohl sich mit Fabio Quartararo und Aleix Espargaro beide Hauptkontrahenten früh selbst aus dem Rennen nehmen, war der Sieg bei der Dutch TT alles andere als ein Spaziergang für den Ducati-Star.

"Ich habe auf den Screen geschaut und gesehen, dass Aleix und ein blaues Bike im Kies waren. Es musste also Fabio sein. Da habe ich gedacht, dass ich jetzt entspannen kann", gesteht ein sichtlich erleichterter Bagnaia nach Rennende. "Dem war aber nicht so. [Marco] Bezzecchi hat zu mir aufgeschlossen, ich musste also weiterpushen", erklärt er.

Tatsächlich konnte sich der 25-jährige Italiener trotz zwischenzeitlich komfortabler Führung nach dem Sturz von Quartararo und den Rückfall von Espargaro auf P15 wider Erwarten nicht zurücklehnen. Bezzecchi verkürzte den Rückstand - seinen ersten MotoGP-Sieg vor Augen - binnen weniger Runden auf lediglich 0,7 Sekunden. Erst zur Rennmitte konnte sich der Ducati-Werkspilot wieder etwas lösen und den Vorsprung konstant bei knapp über einer Sekunde halten.

"Dann kam der Regen", blickt Bagnaia zurück. "Ich habe darüber nachgedacht, langsamer zu fahren, aber ich konnte nicht, weil Bezzecchi weiterhin Trocken-Pace gefahren ist. Es war schwierig. Ich hatte Angst, wieder zu stürzen", verrät er. Erst vor einer Woche war der Mann mit der Startnummer 63 am Sachsenring bekanntlich auf Platz zwei liegend zu Boden gegangen und hatte einen möglichen Sieg bzw. ein sicheres Podium weggeworfen. Auch in Barcelona und Le Mans war er ohne Punkte geblieben - einmal unverschuldet, einmal selbstverschuldet.

Dank Quartararo-Nuller: Bagnaia zurück im WM-Kampf

"Das Hauptziel war, das Rennen zu beenden. Das war wichtig nach zwei Nullern. Ich habe versucht, clever zu sein und nicht über das Limit zu gehen", sagt Bagnaia deshalb. Das gelang ihm ausgezeichnet, er konnte sich bis zum Ende vor Bezzecchi halten, ohne je wirklich unter Druck zu geraten. In den letzten Kurven konnte der Italiener aufgrund seines Vorsprungs gar nochmal etwas Tempo rausnehmen und überquerte die Ziellinie letztlich 0,444 Sekunden vor seinem VR46-Academy-Kollegen.

"Ich bin sehr glücklich über dieses Ergebnis - gerade nach all dem Pech, dass wir in den letzten beiden Rennen hatten. Mit Blick auf die Sommerpause ist dieser Sieg fantastisch. Er war auch für das Team extrem wichtig", lässt Bagnaia wissen. Dank des Ausfalls von Quartararo konnte er den Rückstand in der Fahrerweltmeisterschaft von 91 auf 66 Punkte verringern und sich zurück ins WM-Rennen befördern.

Kombiniert mit dem sechsten Platz von Teamkollege Jack Miller konnte Ducati auch in der Team-WM einen großen Schritt nach vorne machen. Die Italiener liegen nach 11 von 20 Grand Prix nur noch 16 Zähler hinter dem Erstplatzierten Aprilia Racing Team um Espargaro und Maverick Vinales auf Rang drei.