Vor zwei Wochen erlebte Honda beim Abstecher nach Austin auf den Circuit of the Americas eines der schlimmsten MotoGP-Debakel der eigenen Geschichte. Die vier japanischen Motorräder belegten das gesamte Wochenende über geschlossen die letzten vier Plätze und verloren pro Runde fast zwei Sekunden auf die europäische Konkurrenz. In Sprint und Grand Prix schaffte es jeweils nur Luca Marini ins Ziel, alle anderen Fahrer schieden durch Stürze oder Defekte vorzeitig aus. Unterm Schritt stand für Honda damit zum erst dritten Mal in der MotoGP-Ära nicht ein einziger WM-Punkt. Die Piloten waren sich einig: Ein neuer Tiefpunkt war erreicht. Doch die schlechten Nachrichten hören damit noch immer nicht auf.

Denn die einwöchige Pause zwischen dem Amerika Grand Prix und dem viertem MotoGP-Rennwochenende des Jahres 2024 in Jerez nutzte Honda, um am vergangenen Freitag in Barcelona einen privaten Test mit den beiden Stammpiloten Joan Mir und Luca Marini sowie Testfahrer Stefan Bradl abzuhalten. Dort sollten einige neue Teile getestet werden. "Wir können keine großen Fortschritte erwarten", hatte Mir bereits in Austin gewarnt - und wurde am Freitag doch enttäuscht.

Joan Mir erlebte in Austin zuletzt ein hartes MotoGP-Wochenende, Foto: LAT Images
Joan Mir erlebte in Austin zuletzt ein hartes MotoGP-Wochenende, Foto: LAT Images

Joan Mir mit Durchhalteparolen: Kennen jetzt immerhin die Richtung

"Wir sind letzten Freitag in Montmelo [Spanische Gemeinde neben dem Circuit de Barcelona-Catalunya, Anm.] einen Test gefahren und ... es war leider nicht positiv, ganz ehrlich", gestand der Suzuki-Weltmeister von 2020 am Donnerstag in Jerez vor den versammelten Medien. Was genau schiefgelaufen war, wollte Mir nicht verraten. Einzig, dass er kaum Runden fahren konnte. Warum dem so war, blieb am Donnerstag unklar. Stattdessen ergänzte der Spanier: "Wir haben ein paar Teile ausprobiert, die mehr in die Richtung gingen, die wir gefordert hatten. Wir wissen jetzt immerhin exakt, wohin wir gehen wollen und müssen. Jetzt geht es darum, diesen Prozess einzuleiten. Am Montag können wir vielleicht ein paar erste Ideen ausprobieren."

Dann findet in Jerez der erste offizielle Testtag der laufenden MotoGP-Saison statt. Von 10:00 bis 18:00 Uhr dürfen dort alle Teams und Piloten der Königsklasse acht Stunden lang testen. Zuvor steht aber natürlich noch das Rennwochenende in Jerez auf dem Plan. Ein weiterer schwerer Grand Prix für Honda? "Wir wollen unser Bestes versuchen", offenbart Mir keine großen Ambitionen. Abschenken will er das erste seiner vier Heimrennen allerdings keinesfalls. Der Blick geht im HRC-Lager also nicht schon aussschließlich auf den kommenden Montag. "Das Rennwochenende ist wichtiger [als der Test, Anm.], weil du dort Punkte einfahren kannst", stellt Mir klar.

Dank Testarbeit von Stefan Bradl: Besseres Honda-Wochenende in Jerez?

Dabei helfen, nach dem Austin-Desaster in Jerez zumindest wieder in die Top 15 zu fahren, könnte die Testarbeit von Bradl. Dieser war in den vergangenen Wochen und Monaten regelmäßig auf dem Circuito de Jerez Angel Nieto im Einsatz und drehte dort bereits hunderte Runden. An diesem Wochenende ist er außerdem mit einer Wildcard für die Honda Racing Corporation am Start. "An den letzten beiden Grand Prix waren wir nach Freitag und Samstag noch nicht bereit für das Hauptrennen am Sonntag. Hier haben wir dank all der Runden von Stefan einige Referenzen, um eine bessere Basis zu schaffen. Ich hoffe, dass wir hier besser abschneiden können", meint LCR-Pilot Johann Zarco.

Stefan Bradl testet für Honda regelmäßig in Jerez, Foto: Motorsport-Magazin.com
Stefan Bradl testet für Honda regelmäßig in Jerez, Foto: Motorsport-Magazin.com

Gleiches sagt auch Repsol-Honda-Neuzugang Marini, welcher am Donnerstag nicht von einem verpatzten Testtag in Barcelona sprechen wollte. Auf die Frage, ob Honda beim Testen all der zahlreichen neuen Teile den Weg verloren habe, antwortete er: "Nein. Wenn du gut arbeitest, alles ausführlich ausprobierst, jedem Teil die nötige Zeit gibst und ein paar Back-to-Back-Runs fährst [um Vergleichswerte zu erhalten, Anm.], dann sind so viele Teile kein Problem. Das Problem ist die Zeit. Wir haben nur eine bestimmte Anzahl an Reifen, können nur eine gewisse Anzahl an Runden fahren. Außerdem dauert es, Teile am Motorrad auszutauschen. Wenn du ein großes Element wechseln möchtest, dauert das eine Stunde. Wir brauchen also einfach mehr Zeit."

Noch gibt sich der ehemalige VR46-Racing-Pilot also kämpferisch, zumal auch er nach dem enttäuschenden Saisonstart in Katar bereits zu einem Privattest in Jerez zu Gast war. Ob ihm das dabei hilft, am kommenden Wochenende näher an die Konkurrenz heranzukommen? Marini hält sich bedeckt: "Wir brauchen noch Zeit, aber soweit leisten wir gute Arbeit."