Im MotoGP-Sprint von Austin war eigentlich alles angerichtet für einen packenden Kampf der vier Ducati-Topstars Marc Marquez, Francesco Bagnaia, Enea Bastianini und Jorge Martin. Das Quartett startete geschlossen aus den ersten beiden Reihen. Doch schon beim Erlöschen der Roten Lichter zeichnete sich ab, dass es dazu nicht kommen würde. Weltmeister Bagnaia kam nicht gut weg und viel noch vor der ersten Kurve auf Platz zehn zurück. Wer mit einer Aufholjagd rechnete, wurde enttäuscht. Mehr als ein achter Rang war nicht mehr drin. Am Samstagabend rätselte der Ducati-Pilot, was schiefgelaufen war.

"Ich bin überrascht, es war viel schwieriger als heute Vormittag im FP2", begann Francesco Bagnaia in seiner Medienrunde. Die letzte Trainingssession vor dem Qualifying hatte er noch als Zweiter beendet, nur 0,171 Sekunden hinter GasGas-Überflieger Pedro Acosta. Dabei war es aber weniger die 'Timeattack', die den gebürtigen Turiner in engeren Sprint-Favoritenkreis beföderte, sondern vielmehr eine starke Rennsimulation. "Ich bin drei Runden länger als die Sprintdistanz gefahren und konnte in der letzten Runde noch eine 2:02.4er-Zeit fahren", blickt er zurück und rätselt: "Jetzt [Im Sprint, Anm.] war es unmöglich, eine 2:02.8er oder 2:02.9er-Zeit zu fahren."

Foto: LAT Images
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Francesco Bagnaia im Sprint chancenlos: Defekter Michelin-Reifen?

Ein Blick in die Statistiken untermauert diese Aussage. Dort wird Bagnaia mit einer schnellsten Rennrunde von 2:03.236 Minuten lediglich auf dem 13. Rang geführt, knapp eine Sekunde hinter der Bestmarke von Maverick Vinales. "Es war unmöglich, zu pushen. Jedes Mal, wenn ich es versucht habe, habe ich das Heck verloren. Ich bin nur rumgerutscht. Ich konnte nicht so performen, wie ich das wollten", beschreibt Bagnaia - ohne dabei eine Erklärung für die eigenen Probleme gefunden zu haben. Er rätselt: "Heute Vormittag war ich sehr schnell, einer der Stärksten. Am Nachmittag was nichts mehr möglich."

Wer Bagnaias durchdrehenden Hinterreifen beim Start erspähte, fühlt sich möglicherweise an den Katar Grand Prix aus dem Vorjahr zurückerinnert. Damals erwischte WM-Rivale Jorge Martin einen defekten Hinterreifen und hatte keinerlei Grip, statt einer Wiederholung des Sprintsieges vom Vortag wurde er im Hauptrennen nur Zehnter. Ereilte Bagnaia nun ein ähnliches Schicksal? "Heute morgen hatte ich einen 14 Runden alten Reifen, nachmittags einen neuen und war damit sechs Zehntel langsamer", will der Italiener nichts ausschließen. "Wir müssen die Daten checken und das gemeinsam mit Michelin analysieren. Mein Ziel war es, die gleiche Rundenzeit wie Maverick zu fahren. Wir müssen verstehen, warum ich das nicht konnte."

Völlig ausschließen lässt sich ein defekter Hinterreifen von MotoGP-Einheitshersteller Michelin also nicht. Dagegen spricht jedoch, dass Ducati-Teamkollege Enea Bastianini über identische Probleme im Sprint klagte. "Es war ein hartes Rennen", bilanziert er. "Ich hatte keinen Grip. Es war unmöglich, mit der Gruppe vor mir mitzuhalten. Ich habe es mit aller Kraft versucht, aber jedes Mal, wenn ich aggressiver am Gas war, habe ich das Heck verloren. Es war unmöglich [dranzubleiben, Anm.]." Auch 'La Bestia' konnte sich den eigenen Pace-Verlust nicht erkären: "Der Grip [auf der Strecke] war geringer als im Qualifying oder gestern, aber das war für alle Fahrer so. Nur für uns war viel schlimmer."

Nur Jorge Martin überzeugt im Sprint: WM-Führung ausgebaut

Ein wirklich gutes Rennen auf der Ducati Desmosedici GP24 zeigte am Samstag nur WM-Leader Jorge Martin, der seinen Vorsprung dank Platz drei weiter vergrößern konnte. Auch dieser klagte über fehlenden Grip, allerdings deutlich weniger stark als seine Markenkollegen aus dem Werksteam. "Ich hatte etwas weniger Grip als normal, vor allem aber einige Vibrationen. Ab der zweiten Runden hatte ich damit zu kämpfen, ich bin in einigen Kurven mehrmals fast gestürzt", beschreibt er und offenbart damt eine Rückkehr der Chattering-Probleme aus Katar.

Anders als Bagnaia und Bastianini hat der Pramac-Pilot dafür allerdings schon eine Lösung parat und blickt dem Hauptrennen am Sonntag folglich optimistisch entgegen: "Ich hatte Probleme bei der Kurveneinfahrt und auch beim Beschleunigen einige Vibrationen. Aber diese Probleme hatten wir bis jetzt in jedem Sprint und am Sonntag war es dann jeweils besser. Ich denke daher, dass wir morgen damit keine Probleme mehr haben werden." Das Ziel für Sonntag ist klar, der zweite Grand-Prix-Sieg in Serie soll her. "Ich muss in der Startphase etwas konzentrierter bleiben, dann kann ich vielleicht mit Maverick mithalten - hoffentlich", scherzt Martin.