Nach dem Karriereende von Valentino Rossi ist Landsmann Andrea Dovizioso 2022 der mit großem Abstand älteste Fahrer im MotoGP-Starterfeld. Kurz nach dem Saisonstart in Katar feiert er bereits seinen 36. Geburtstag. Da der Italiener bei Yamaha nur über einen Vertrag bis Jahresende verfügt, dürften die kommenden Monate entscheidend für dessen Zukunft in der Königsklasse des Zweiradsports werden.

"Das vergangene Jahr war ein merkwürdiges und auch dieses Jahr wird wieder ein merkwürdiges sein. Ich habe aktuell noch keine Pläne für die Zukunft. Das ist die Realität", berichtet Dovizioso im Rahmen der Teampräsentation seines Arbeitgebers RNF Racing. Der dreifache Vizeweltmeister meint: "Ich gehe die Saison an, als wäre sie meine letzte Saison, weil ich nicht weiß, was passieren wird."

Dovizioso erklärt: Zukunft hängt von Ergebnissen ab

"Es hängt immer alles von den Ergebnissen ab", weiß er. Gegenüber dem Vorjahr muss folglich eine deutliche Leistungssteigerung her. Damals saß Dovizioso zwar noch auf einer knapp zwei Jahre alten Maschine, in dieser Saison erhält der Italiener aber ein Factory-Bike von Yamaha. Ausreden gibt es 2022 also keine mehr: "Wenn die Ergebnisse gut sind, dann sollte es auch keine Probleme geben. Wenn die Ergebnisse nicht gut sind, dann ist es so, wie es ist."

"Ich gehe die Saison an, als wäre sie meine letzte, weil sich meine Herangehensweise ohnehin nicht ändern wird. Ich bin vollkommen entspannt, weil ich keine Kontrolle habe, was im kommenden Jahr passiert", meint Dovizioso und gibt zu: "Andererseits will ich die Kontrolle auch gar nicht, weil ich noch nicht weiß, was ich machen möchte."

Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Yamaha und dem RNF-Racing-Team hängt also auch davon ab, ob der Italiener 2023 überhaupt noch an den Start gehen möchte. "Es ist alles eng mit den Ergebnissen verbunden. Denn wenn man schnell ist, dann genießt man es auch", erklärt Dovizioso und ergänzt: "Wenn man nicht schnell ist, dann macht es keinen Spaß, vor allem zum jetzigen Zeitpunkt in meiner Karriere."

Mit einer zeitnahen Entscheidung ist folglich nicht zu rechnen. Dovizioso dürfte zunächst den Verlauf der Saison abwarten wollen, um zu sehen, ob er seine persönlichen Ziele in absehbarer Zeit erreichen kann - denn die haben es in sich: "Ich haben einen Vertrag für ein Factory-Bike unterschrieben. Mein Ziel ist deshalb, die Weltmeisterschaft zu gewinnen", so Dovizioso im Vorjahr.

Analyse der MotoGP-Tests: Die Gewinner und Verlierer (15:17 Min.)

Schwierige Testfahrten: Dovizioso kämpft noch mit Yamaha-M1

Nach den Wintertests in Malaysia und Indonesien erscheint ein WM-Kampf allerdings schon vor dem ersten Rennen der MotoGP-Saison 2022 unrealistisch. Dovizioso kämpft noch immer mit der Umstellung die auf Yamaha, zudem scheint die M1 im Entwicklungsrennen mit den konkurrierenden Werken Ducati, Honda und Suzuki ins Hintertreffen geraten zu sein.

"Es wird schwer werden, weil das Niveau so hoch ist", gibt der Routinier nach dem abschließenden Test auf dem Mandalika Street Circuit zu. In Indonesien seien ihm zwar Fortschritte gelungen, bei 100 Prozent sehe er sich aber noch nicht: "Mein Gefühl für das Motorrad hat sich verbessert, es ist viel besser als noch in Malaysia. Wir haben verschiedene Sachen ausprobiert. Das finale Resultat ist aber noch nicht da, wo ich es haben möchte. Ich will weiter vorne sein."

Insgesamt zeigt sich Dovizioso dennoch zufrieden mit den drei Testtagen in Mandalika: "Die Arbeit, die wir geleistet haben, war gut. Wir haben alles probiert, was wir probieren wollten", erklärt der 35-Jährige. "In den Bremszonen bin ich jetzt viel besser, teilweise sogar besser als Fabio [Quartararo]. Und Fabio bremst sehr gut. Das freut mich, aber ich verliere noch zu viel in anderen Bereichen. Ich fühle mich noch nicht wohl auf dem Bike, da ich muss ich besser werden. Das wird mir dann auch helfen, näher an den anderen [Fahrern] dran zu sein und den Reifen besser zu managen."

Auf der Yamaha-M1 fühlt sich Dovizioso noch nicht wirklich wohl., Foto: LAT Images
Auf der Yamaha-M1 fühlt sich Dovizioso noch nicht wirklich wohl., Foto: LAT Images

Rallye Dakar? Klares Nein von Dovizioso!

Viel Zeit bleibt dem Vizeweltmeister der Jahre 2017, 2018 und 2019 allerdings nicht mehr. Bereits in knapp zweieinhalb Wochen reist die MotoGP zum ersten Rennen des Jahres nach Katar. Gelingen bis dahin keine Fortschritte mehr, könnte dem Altmeister ein schwieriger Saisonauftakt bevorstehen. Und das wiederum könnte dann durchaus schon Einfluss auf seine Entscheidung bzgl. der Zukunft haben.

In Dakar wird diese übrigens nicht liegen, dass verriet der Italiener im Rahmen der Teampräsentation ebenfalls. Dort war zu Beginn des Jahres Dovizioso's Ex-Ducati-Teamkollege Danilo Petrucci angetreten. "Ich bin schon verrückt, aber nicht so verrückt wie er", scherzt er. "Ich werde eine solche Erfahrung garantiert nicht machen."