Nach zwei Testtagen im November in Jerez und ebenfalls zwei Tagen in der vergangenen Woche in Sepang war die MotoGP an diesem Wochenende von Freitag bis Sonntag erstmals am Mandalika Street Circuit in Indonesien zu Gast. Obwohl der Test am ersten Tag mit inakzeptablen Streckenbedingungen begann, konnten Fahrer, Teams und Hersteller schlussendlich doch noch wichtige Entwicklungsarbeit leisten. Motorsport-Magazin.com hat sich durch die Ergebnislisten gewühlt um herauszufinden, wer Indonesien zufrieden verlassen darf. Die Analyse:

Der Qualifying-Speed

Pol Espargaro war im Mandalika-Test der schnellste Mann des 24 Fahrer starken MotoGP-Feldes 2022. Er erzielte am ersten und dritten Tag jeweils die Bestzeit und setzte sich mit seiner Runde vom Sonntag in 1:31.060 Minuten an die Spitze der kombinierten Zeitenliste. Sein zweitschnellster Umlauf war aber fast sechs Zehntsekunden langsamer. Die Bestzeit des Repsol-Honda-Piloten ist also mit Vorsicht zu genießen.

Aktuell den stärksten Eindruck auf eine schnelle Runde macht Weltmeister Fabio Quartararo. Er war nur 14 Tausendstelsekunden langsamer als Espargaro, konnte diesen Speed aber im Gegensatz zum Spanier regelmäßig abrufen. Fünf der zehn schnellsten Umläufe in Katar gehen auf das Konto von Quartararo, der somit als einziger Fahrer überhaupt mehrfach in dieser Liste aufscheint.

Die 10 schnellsten Rundenzeiten in Indonesien:

P Fahrer Rundenzeit
1. Pol Espargaro 1:31.060
2. Fabio Quartararo 1:31.074
3. Fabio Quartararo 1:31.275
4. Luca Marini 1:31.289
5. Fabio Quartararo 1:31.293
6. Fabio Quartararo 1:31.335
7. Aleix Espargaro 1:31.385
8. Franco Morbidelli 1:31.416
9. Fabio Quartararo 1:31.423
10. Francesco Bagnaia 1:31.436

Umso überraschender, dass Quartararo noch am Samstag davon sprach, dass er bei der 2022er-Yamaha-M1 weniger Potenzial im Qualifying-Trimm sehe. Neue Reifen würden im Vergleich zu abgenutzten Pneus praktisch keinen Fortschritt bringen. Eine Theorie, die seine Vorstellung am letzten Testtag nicht untermauert. Fest steht: Die Qualifyings könnten 2022 für Quartararo der Schlüssel zum Erfolg sein. Schafft er es nicht, sich regelmäßig auf den besten Positionen zu qualifizieren, stehen seine Chancen im Rennen schlecht. Immer sieht sich der Titelverteidiger mit einer Übermacht von Maschinen konfrontiert, die auf den Geraden deutlich schneller sind als seine Yamaha.

Analyse der MotoGP-Tests: Die Gewinner und Verlierer (15:17 Min.)

Die Renn-Pace

Aufgrund der doch schwierigen Streckenbedingungen waren Rennsimulationen in Indonesien Mangelware. Einige Fahrer konnten sich aber doch zu Longruns durchringen, die zumindest eine Einordnung ihrer Pace erlauben. Schnellster Mann in dieser Disziplin war Marc Marquez, der auf eine durchschnittliche Rundenzeit von 1:32.806 Minuten kam. Er fuhr aber einen relativ kurzen Run mit zehn Umläufen. Das Rennen geht über 27 Runden. Knapp hinter Marquez landete Alex Rins, der bei ebenfalls zehn Runden um 66 Tausendstelsekunden pro Runde langsamer war.

In die zweite Rennhälfte drangen unter anderem Fabio Quartararo, Francesco Bagnaia oder Maverick Vinales vor. Quartararo war aus diesem Trio am schnellsten unterwegs und kam nach 15 Runden auf einen Schnitt von 1:33.107, also rund drei Zehntelsekunden langsamer als Marquez. Deutlich weiter zurück lagen Vinales (19 Runden, Schnitt von 1:33.753) und Bagnaia (14 Runden, 1:34.018). Bagnaia war aber im Gegensatz zu seinen Kollegen, die allesamt auf den Soft-Hinterreifen setzten, auf dem Medium unterwegs. "Das war definitiv nicht die beste Idee", schmunzelte der Ducati-Star später. Mit den richtigen Pneus hätte Bagnaia also wohl deutlich schneller unterwegs sein können.

Ausgewählte Longruns in Indonesien:

Fahrer Runden Schnitt
Marc Marquez 10 1:32.806
Alex Rins 10 1:32.872
Fabio Quartararo 15 1:33.107
Maverick Vinales 19 1:33.753
Francesco Bagnaia 14 1:34.018

Die Rundenbilanz

Fleißigster Mann in Indonesien war Johann Zarco, der den 4,310 Kilometer langen Mandalika Street Circuit in drei Tagen insgesamt 252 umrundete. Hinter ihm landeten Jack Miller, Miguel Oliveira, Fabio Quartararo und Francesco Bagnaia. Schlusslicht dieser Wertung ist Suzuki-Ass Joan Mir. Der Champion von 2020 verpasste den letzten Tag mit Magenproblemen und kam so nur auf 105 Runden. Zusammen mit Teamkollege Alex Rins bedeutet das 295 Umläufe für die neue Suzuki GSX-RR - die wenigsten aller Hersteller. Zum Vergleich: Ducati drehte mit seinen fünf Fahrern auf der Desmosedici GP22 - Bagnaia, Miller, Martin, Zarco, Marini - exakt 1000 Runden.

Die Topspeeds

Die Geraden des MotoGP-Kalenders sind auch 2022 Ducati-Land. Johann Zarco und Enea Bastianini auf der Vorjahresmaschine erzielten in Indonesien den Bestwert von 314,8 km/h. Im Schnitt kamen die acht Ducatis auf 311,4 km/h. Etwas überraschen auf Platz zwei liegen die Suzukis mit 309,9, gefolgt von Aprilia mit 309 und Honda mit 308,1. Aufholbedarf haben KTM (305,7) und vor allem Yamaha mit einem Schnitt von 304. Franco Morbidelli war mit 301,6 km/h das Schlusslicht der Topspeed-Liste.