Es war keine Galavorstellung, mit der sich Jorge Lorenzo aus der MotoGP verabschiedete. In Valencia kam er als 13. von 15. Fahrern mit 51 Sekunden Rückstand auf Rennsieger und Teamkollege Marc Marquez ins Ziel. Doch das war dem frisch gebackenen Rentner an diesem Tag auch gar nicht wichtig.

"Ich bin absolut glücklich", eröffnete er seine letzte Medienrunde als MotoGP-Fahrer. "Ich fühle mich frei, denn ich verlasse diesen Sport gesund, immer noch jung und mit der Möglichkeit, mein Leben jetzt voll zu genießen. Wir alle haben ja nur ein Leben und wenn man so viele Kompromisse eingehen und Verpflichtungen erfüllen muss, wie ich bisher, dann muss man jetzt die Chance nutzen. Das werde ich ab morgen auch tun - nein, ab heute Abend schon."

Auf die Frage, ob er sich noch einmal für eine Karriere als Rennfahrer entscheiden würde, wenn er die Zeit um 20 Jahre zurückdrehen könnte, zögerte Lorenzo nicht lange: "Ich würde mich dazu entschieden, Jorge Lorenzo zu sein. Genau derselbe wie ich es bis heute war. Ich bereue nichts und würde absolut nichts ändern." Damit begann Lorenzo den emotionalen Teil seiner Rede, in dem er schöne Worte fand. "Ich werde es vermissen, Rennen zu fahren. Ich werde es vermissen, zu gewinnen. Und ich werde die Leute hier vermissen. Diese Familie, die zusammen um die Welt reist - auf der Suche nach Glück und Ruhm", so der MotoGP-Champion von 2010, 2012 und 2015.

Erfolge, von denen Lorenzo in diesem Jahr weit entfernt war. In Valencia ging es für ihn um nichts mehr. Und doch lastete noch einmal großer Druck auf seinen Schultern. "Ich habe mir gestern ausgemalt, wie ich mich wohl in der Startaufstellung fühlen würde. Ich dachte, dass ich sehr entspannt sein und keinen Druck spüren würde, aber das Gegenteil war der Fall. Ich war wirklich nervös, weil ich in den anderen Klassen gesehen habe, wie schnell ein Sturz heute passieren konnte. Und ich wollte mein letztes Rennen am Motorrad beenden und nicht im Kies", erklärte er. "Nach drei oder vier Runden bin ich ruhiger geworden. Ich habe eingesehen, dass ich vorne nicht mitmischen kann und deshalb einfach versucht, ins Ziel zu kommen. Ich wollte diesen unvergesslichen Tag mit meinen Fans genießen." Passenderweise erschienen am Sonntag 99.000 am Circuit Ricardo Tormo.

MotoGP - Jorge Lorenzo hört auf: Sein Honda-Debakel analysiert (08:49 Min.)

Abschließend dachte Lorenzo auch nach die Repsol-Honda-Truppe: "Und natürlich wollte ich auch mit dem Team feiern. Wir haben unser Ziel erreicht und alle drei Weltmeistertitel geholt, auch wenn das natürlich hauptsächlich Marcs perfekter Saison geschuldet ist und weniger meinen Leistungen. Aber ich habe alles gegeben."

Mangelnden Einsatz konnte man Lorenzo in seiner langen und erfolgreichen Karriere tatsächlich nicht vorwerfen. Motorsport-Magazin.com sagt 'Danke' für viele denkwürdige Momente!