Es wäre der zweite Sensationsdeal für Jorge Lorenzo und sein Management in etwas mehr als einem Jahr. 2018 überraschte man die gesamte MotoGP-Szene, als man völlig geheim den Wechsel von Ducati zu Repsol Honda einfädelte. Nun soll Lorenzo wieder zu Ducati zurückkehren, allerdings in das Kundenteam von Pramac.

Klingt das verrückt? Ja. Ist es unmöglich? Definitiv nicht. Das weiß auch der Mann, den der Lorenzo-Wechsel direkt betreffen würde. Jack Miller hat im Gegensatz zu Teamkollege Francesco Bagnaia noch keinen Pramac-Vertrag für 2020 unterschrieben, er würde bei einer Verpflichtung von Jorge Lorenzo also aus dem Team fliegen.

"Vor diesem Wochenende habe ich die Gerüchte nicht geglaubt, nach dem jüngsten Feedback denke ich aber, das an den Gerüchten etwas dran ist", so Miller am Donnerstag in Spielberg. "Ich dachte eigentlich, dass es nur noch um Papierkram geht, aber das ist anscheinend nicht der Fall. Da dürfte noch etwas anderes sein."

Miller ist über die Gerüchte verständlicherweise wenig erfreut und konnte sich den einen oder anderen Seitenhieb gegen Lorenzo nicht verkneifen: "Er sieht sich woanders um, denn im Moment hat er gar nichts. Er kann die Honda nicht fahren. Da ist es einfach, den Schwanz einziehen und zu Ducati zurückzulaufen. Wenn Jorge von den Malediven - oder wo auch immer er gerade ist - zurückkommt, dann werden wir auch sehen was ich mache."

Jack Miller fährt bei Pramac eine starke Saison, Foto: Pramac Racing
Jack Miller fährt bei Pramac eine starke Saison, Foto: Pramac Racing

Priorität hat für Miller natürlich der Verbleib bei Pramac, denn ein Wechsel zurück auf Honda scheint beinahe ausgeschlossen und ansonsten gibt es keine freien Plätze mehr in der MotoGP. "Ich bin bei Pramac sehr glücklich und würde gerne hier bleiben, aber wenn das nicht geht, muss ich mich woanders umsehen. Im Moment gibt es aber nicht wirklich Möglichkeiten. Ich glaube, dass mich Pramac halten will und auch die meisten Leute bei Ducati. Ein paar Personen haben aber sehr schöne Erinnerungen an Lorenzo..." Miller spielt damit freilich auf Ducatis-Technikboss Gigi Dall'Igna an, der mit Lorenzo bereits in den kleineren Klassen bei Aprilia gearbeitet hat und als großer Fan des dreifachen MotoGP-Champions gilt.

Weitere Gerüchte, wonach Miller im Fall eines Pramac-Rauswurfs in Ducatis Superbike-WM-Team wechseln könnte, das Alvaro Bautista in Richtung Honda verlassen soll, wischt der Australier vom Tisch: "Ich denke nicht an die Superbike-WM. Ich fange jetzt gerade an, mich hier gut zu schlagen, da will ich die MotoGP nicht verlassen."

Was hält die Konkurrenz von den Lorenzo-Gerüchten?

Ein möglicher Wechsel Lorenzos zu Pramac Ducati war am Donnerstag in Spielberg natürlich auch bei dessen Rivalen Gesprächsthema Nummer eins. "Jorge hat ein weiteres Jahr Vertrag mit Honda", erinnert Teamkollege Marc Marquez. "Er ist nicht nur ein großartiger Fahrer, sondern ein echter Champion, wie er selbst gesagt. Dann muss er aber auch zurückkommen und seit Potenzial auf der Honda zeigen. Ich glaube, dass er das mit seinem Ehrgeiz auch tun wird. Sonst erfüllt er seine eigenen Erwartungen nicht. Er ist ja zu Honda gekommen, um Rennen und Titel zu gewinnen." Andrea Dovizioso, der mit Lorenzo in der gemeinsamen Ducati-Zeit ein durchaus schwieriges Verhältnis hatte, wollte die Gerüchte nicht groß kommentieren. "Ich stimme Marc vollkommen zu", lachte er in der Pressekonferenz.

Marquez und Lorenzo hätten das Dream-Team der MotoGP werden sollen, Foto: Repsol
Marquez und Lorenzo hätten das Dream-Team der MotoGP werden sollen, Foto: Repsol

Valentino Rossi denkt ebenfalls, dass ein Abgang bei Repsol Honda einer Panikreaktion Lorenzos gleichkommen würde: "Es ist für uns alle eine Überraschung, das zu hören. Was das Sportliche betrifft, würde der Wechsel schon Sinn macht, denn Jorge hat große Probleme mit der Honda und war auf Ducati sehr schnell. Ich glaube aber, dass er auch mit der Honda zurechtkommen kann, wenn er sich etwas anpasst und etwas Glück habt."