Die MotoGP verabschiedet an diesem Wochenende in Valencia nicht weniger als sechs ihrer aktuellen Stammfahrer. Dani Pedrosa bekam bereits am Donnerstag im Rahmen seiner Aufnahme in die Hall of Fame eine gebührende Verabschiedung. Aber auch für Tom Lüthi, Xavier Simeon, Bradley Smith, Scott Redding und Alvaro Bautista ist Valencia das (vorerst) letzte Wochenende als Stammfahrer in der MotoGP-Klasse.

Dani Pedrosa: Aus Honda wird KTM

Bereits vor seinem letzten MotoGP-Rennen als offizielle Legende des Sports ausgezeichnet, wird Dani Pedrosas 295. Start in einem WM-Rennen sein letzter sein. Nach 18 Jahren in den Diensten von Honda in drei Klassen der Weltmeisterschaft verlässt der Katalane die Japaner und heuert bei KTM an. Auf der RC16 wird Pedrosa aber erst im kommenden Jahr Platz nehmen, denn die verbleibenden November-Testfahrten in Valencia und Jerez sind für die beiden Stammfahrer Johann Zarco und Pol Espargaro reserviert.

Pedrosa wird daher wohl erst beim Shakedown zu den MotoGP-Tests in Sepang zum ersten Mal für KTM im Einsatz sein. Wildcards sind 2019 für den dreifachen Weltmeister nach aktuellem Stand keine geplant. Auch seine Testfahrer-Tätigkeit wird er sich mit dem Finnen Mika Kallio teilen. In Valencia geht es für Pedrosa noch um einen versöhnlichen Ausklang seiner aktiven MotoGP-Karriere: Landet er am Sonntag nicht in den Top-3, würde er zum ersten Mal eine Saison ohne Podestplatz abschließen.

MotoGP Valencia: Dani Pedrosa nimmt Abschied (Vlog): (09:38 Min.)

Alvaro Bautista: Superbike statt MotoGP

"Aktuell sind irgendwie alle Manager und Fahrer verrückt geworden. Du machst zwei gute Rennen und damit bist du für den Aufstieg bereit. Das ist nicht der richtige Weg", holte Alvaro Bautista im Spätsommer zu einer Abrechnung mit der Personalpolitik vieler MotoGP-Teams aus. Der Grund: Bei Petronas Yamaha Sepang Racing war der erst 19-jährige Fabio Quartararo dem 33-jährigen Bautista vorgezogen worden. Für Letzteren ist somit nach dem 274. Start am Sonntag in Valencia Schluss mit MotoGP. Ducati sicherte sich die Dienste des Spaniers, wo er künftig im Superbike-Werksteam die neue Panigale V4 pilotieren wird und für eine spanische Note in der britisch dominierten WSBK sorgen soll. Der Saisonstart erfolgt bereits von 22. - 24. Februar auf Phillip Island.

Tom Lüthi: Zurück in die Moto2

2018 war für Tom Lüthi ein Jahr zum Vergessen. Das MotoGP-Engagement des Schweizers war als Krönung einer langen Karriere geplant, endete aber in einem Debakel. Vor dem Saisonfinale wartet Lüthi als einziger MotoGP-Stammfahrer noch auf seinen ersten WM-Punkt. Zu Anpassungsschwierigkeiten an seine Honda gesellten sich ab dem zweiten Saisondrittel Auflösungserscheinungen bei seinem Arbeitgeber. Ein Streit zwischen Teamchef Michael Bartholemy und Eigentümer Marc van der Straten spaltete die Truppe und kostete sie letztlich auch die Startplätze für 2019.

Das versetzte das gesamte Team in einen Abwärtsstrudel, von dem auch Lüthi erfasst wurde. Der Vergleich mit seinem Teamkollegen Franco Morbidelli sieht mit 0:50 Punkten verheerend aus, weshalb Lüthi im Spätsommer seine Chance wahrnahm und bei Dynavolt Intact GP seine Rückkehr in der Moto2 sicherstellte. Dort zählt er als zweifacher Vizeweltmeister mit elf Siegen und 45 Podestplätzen zu den erfolgreichsten Piloten.

Bradley Smith: Aprilia und MotoE

Nach 104 Rennen in der MotoGP-Klasse ist für Bradley Smith Schluss. Vorerst, denn auch 2019 wird man den Briten in der Königsklasse sehen. Smith heuert als Testfahrer bei Aprilia an und wird für die Italiener auch einige Wildcard-Einsätze bestreiten. Ein Start in Katar ist bereits fixiert. In einer Nebentätigkeit wird man Smith auch in den fünf Rennen der neuen MotoE-Kategorie bewundern können.

Als großen Favoriten sieht er sich dort nicht, obwohl ein Großteil des Starterfeldes aus dem Ruhestand bzw. von außerhalb der Motorrad-WM kommt. "Man kann nicht sagen, wer der Favorit ist, denn es gab noch kein Rennen und man weiß noch wenig über die neue Klasse. Es ist nicht sicher, dass der MotoGP-Fahrstil für diese Motorräder das Beste ist."

Scott Redding: Zurück auf die Insel

Nach elf Jahren im Paddock kehrt Scott Redding der Motorrad-WM den Rücken. Der 25-jährige Brite wird ab 2019 in der britischen Superbike-Meisterschaft antreten. "Ich hatte keine Lust, hier ein paar hunderttausend Euro auf den Tisch zu legen, um bei irgendeinem Moto2-Team fahren zu dürfen. Ich bin professioneller Rennfahrer und will dafür bezahlt werden", rechtfertigt er seinen Abschied aus dem Paddock.

Nachtrauern wird er der Königsklasse nicht: "Seit meinem 15. Lebensjahr bin ich hier unterwegs und es hat sich einiges verändert. In dieser Zeit ist alles zu einem Business geworden. Ich werde es nicht vermissen und werde mich hier auch nicht mehr blicken lassen", so Redding, der nur einer einzigen Sache nachtrauert: "Dem WM-Titel 2014 in der Moto2. Das ist der einzige Moment, den ich gerne verändern würde."

Xavier Simeon: MotoE statt MotoGP

Für Xavier Simeon ist seine MotoGP-Karriere bereits zu Ende. Der Belgier stürzte in Valencia am Freitag im Training und wurde von den Rennärzten am Samstag für nicht fit erklärt. Damit verlässt er die Königsklasse nach 17 Renneinsätzen auch schon wieder. Eigentlich wurde er dank seiner Mitgift im Vorjahr von Avintia für zwei Jahre verpflichtet, doch mit Karel Abraham wurde für kommende Saison ein anderer gut betuchter Fahrer gefunden.

Sportlich konnte Simeon eine Weiterverpflichtung nicht rechtfertigen: Bislang holte er nur einen einzigen WM-Punkt. Dennoch wird er auch 2019 für Avintia im Einsatz sein, allerdings nur noch in der MotoE-Klasse, wo er alle fünf Rennen für die Spanier bestreiten wird.