Alvaro Bautista musste am Donnerstag seinen MotoGP-Rücktritt per Saisonende erklären. Unfreiwillig verlässt der 33-Jährige nach 16 vollen Jahren in der Motorrad-WM diese in Richtung der Superbike-WM. In seiner Abschiedsrede ließ er es sich nicht nehmen, den aktuell vorherrschenden Jugendwahn in der MotoGP zu geißeln.

"Vor ein paar Jahren bist du erst dann in die nächsthöhere Klasse aufgestiegen, wenn du Weltmeister warst oder zumindest um den Titel gekämpft hast", holte Bautista aus. Eine Aussage, die auf alle großen Fahrer der vergangenen Jahre von Valentino Rossi über Dani Pedrosa bis Marc Marquez zutrifft.

Bautista: "Alle verrückt geworden"

Auch auf Bautista selbst, der die 125cc-Klasse als Champion und die 250er-Kategorie als Vizeweltmeister verließ. Doch eine volle Saison auf Topniveau ist längst nicht mehr Voraussetzung für höhere Weihen in der Motorrad-WM, wie der Spanier ausführte: "Aktuell sind irgendwie alle Manager und Fahrer verrückt geworden. Du machst zwei gute Rennen und damit bist du für den Aufstieg bereit. Das ist nicht der richtige Weg."

Damit spielt Bautista vor allem auf zwei nächstjährige MotoGP-Aufsteiger an: Joan Mir (20) und Fabio Quartararo (19). Mir unterzeichnete seinen Factory-Vertrag mit Suzuki nach nur sechs Moto2-Rennen und zwei dritten Plätzen. Bei Quartararo ließen zwei starke Rennen in Barcelona (Sieg) und Assen (Platz zwei) insgesamt 48 Rennen in Folge ohne Podestplatz vergessen.

Zumindest in den Augen von Yamaha, die den Franzosen für die MotoGP 2019 unter Vertrag nahmen und im neuen Kundenteam aus Malaysia platzieren. Ein Posten, um den auch Bautista im Gespräch war, ehe er gegen den um 14 Jahre jüngeren Quartararo den Kürzeren zog.

Nervöser Transfermarkt

"Ich wollte in der MotoGP bleiben, wo ich seit 16 Jahren unterwegs bin. Leider waren in dieser Saison aber schon nach wenigen Rennen 80 Prozent der Bikes im Grid vergeben. In diesem Moment war meine Leistung schlechter als erwartet. Als ich endlich besser in Form kam, waren gab es gar keine Plätze mehr", ärgerte sich Bautista am Donnerstag und fügte abschließend hinzu: "Ich kann nicht darüber entscheiden, wer MotoGP fährt. Aber in der Vergangenheit lief das alles korrekter ab."

Tatsächlich hat die zunehmende Konkurrenz der finanzstarken Werke den Transfermarkt in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Gingen früher die Vertragsgespräche über die Folgesaison erst im Sommer los, werden Verträge nun oft schon vor Saisonstart unterschrieben. Alleine 2018 gab es mit den Vertragsverlängerungen von Maverick Vinales, Valentino Rossi und Marc Marquez sowie dem Aufstieg von Francesco Bagnaia bereits vier Vertragsabschlüsse vor dem ersten Rennen in Katar.

Dabei wäre Ducatis Überraschungscoup mit Bagnaia beinahe schon ein Jahr vorher zustande gekommen, wie der italienische Moto2-Pilot unlängst im Interview mit Motorsport-Magazin.com gestand (das ganze Interview nachzulesen in der Ende August erscheinenden Printausgabe von Motorsport-Magazin.com). Die Frage nach dem Erstkontakt durch Ducati, beantwortete Bagnaia wie folgt: "Im November. Aber nicht im November des Vorjahres, sondern im November 2016! Damals war ich vertraglich aber schon gebunden, weshalb sie es im November des Vorjahres noch einmal versucht haben."

Moto2 nur noch ein Durchhaus?

Zur Erinnerung: Bagnaia war im November 2016 noch in der Moto3 unterwegs und hatte die Saison nach zwei Siegen soeben als WM-Vierter abgeschlossen. Doch auch Direktaufstiege aus der Moto3 in die MotoGP sind kein Tabu mehr, wie die Beförderung von Jack Miller durch Honda im Winter 2014/15 zeigte. Vier Fahrer steigen 2019 aus der Moto2 in die MotoGP auf. Da es aufgrund des Aus von Marc VDS zwei Motorräder weniger gibt, müssen sich somit sechs aktuelle Piloten aus der Königsklasse verabschieden.

Neben Bautista trifft das auch den Schweizer Tom Lüthi, das MotoGP-Urgestein Dani Pedrosa, die beiden Mittzwanziger Bradley Smith und Scott Redding sowie vermutlich einen der beiden Payrider Xavier Simeon und Karel Abraham.