Dieser zweite Platz auf dem Sachsenring könnte für Jonas Folger viel mehr als eine Erlösung gewesen sein - es könnte der Durchbruch auf dem Weg vom MotoGP-Rookie zu einem Top-Fahrer gewesen sein. Denn Folger kämpfte erstmals in einem Rennen von Anfang bis Ende in der absoluten Spitzengruppe und damit gegen die ganz großen Namen: Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa und vor allem Marc Marquez. Gerade die Kämpfe mit Marquez haben Folger einiges gelehrt. Die Erkenntnisse will er schon ab dem Tschechien-GP in Brünn umsetzen.

Folger gab dabei auf dem Sachsenring ganz den Musterschüler, denn trotz der komplett unterschiedlichen Charakteristika der Honda RC213V und der Yamaha M1: "Ich habe mir bei Marc natürlich alles abgeschaut, habe aber nur ein zwei Sachen selbst benutzen können, weil einfach die Yamaha von den Fahreigenschaften her viel runder ist als Honda. Aber ich habe mir gemerkt: Was macht Marc, wenn der Reifen abbaut? Er bremst später und schaut dass er schneller verzögert, und dass er mit weniger Kurvenspeed fährt, so Kleinigkeiten eben, die ich versuche mitzunehmen."

Folger will auch von anderen Fahrern außer Marquez lernen

Mit diesen neu gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnissen will Folger seine Schwachstelle der ersten acht Rennen endgültig vergessen machen: die Startphase. Schon am Sachsenring behauptete sich Folger dort erfolgreich, prompt fuhr er mit Platz zwei auf das Siegertreppchen. "Wichtig ist für uns, dass wir hier im Rennen weiter vorne bleiben als in den restlichen Rennen. Wir müssen schauen, dass wir richtig gute Fahrer vor uns haben und dass wir jedes Rennen so lernen können wie jetzt optimalerweise am Sachsenring", weiß Folger.

Doch um erneut Lernfortschritte wie am Sachsenring zu machen, muss sich Folger nicht nur in der Spitzengruppe festsetzen. Wichtig ist auch, dass er Dinge von anderen Fahren und anderen Motorrädern mitnehmen kann: "Ich war jetzt nur hinter Marc und Dani. Wenn Vale oder Maverick ganz vorn sind oder Dovi, die fahren ein ganz anderes Motorrad, da kann ich auch viel abschauen und vielleicht das ein oder andere auf meiner Yamaha benutzen", spekuliert Folger.

Für den deutschen MotoGP-Rookie gilt es daher auch weiterhin, die Augen offen zu halten und sich interessante Dinge von seinen Fahrerkollegen abzuschauen. "Das ist ein Lernprozess, und der wird sich auch das ganze Jahr noch bis Ende der Saison weiterziehen", meint Folger. "Ich glaube, man lernt nie so richtig aus und besonders im ersten Jahr fallen einem ganz viele Dinge ein oder man sieht ganz viele andere Sachen von anderen Fahrern."

Folger auf Euphorie-Welle in die MotoGP-Sommerpause

Der Zweikampf gegen Marc Marquez um den Sieg beim Deutschland-GP hat Jonas Folger aber nicht nur einige lehrreiche Erkenntnisse gebracht. In der vierwöchigen Sommerpause bis zum Tschechien GP in Brünn schwamm der Deutsche noch dazu auf einer Euphorie-Welle. Folger war hin und her gerissen: "Ich hätte schon gleich wieder weiterfahren können, besonders nach Rennen am Sachsenring, da steigt natürlich Motivation. Aber andererseits habe ich mir gedacht: Die Sommerpause tut uns auch mal ganz gut."

So oder so, die Zielsetzung für die zweite Saisonhälfte ist klar formuliert: Es soll noch einmal auf das Siegertreppchen gehen. "Es geht einfach darum, zu bestätigen was wir am Sachsenring gemacht haben. Das ist für mich wichtig, das will ich für mich nochmal erreichen, damit ich mir das selber auch nochmal bestätige, dass es nicht nur Glück war", formuliert es Folger. Erreicht Folger dieses Ziel, dann ist dies wohl wirklich sein Durchbruch in der MotoGP.