Mit seinem Triumph beim MotoGP-Saisonauftakt in Katar stellte Jorge Lorenzo im teaminternen Duell bei Yamaha gegen Valentino Rossi auf 1:0. Der Doktor musste sich ja mit dem vierten Platz begnügen, war also bei der Siegerehrung nur Zuseher. Lorenzo hingegen durfte sich auf dem Podium feiern lassen, zuvor auch bereits im Parc ferme. Dort sprang er, wie man es bei einem Sieg der Nummer 99 bereits gewohnt ist, auf seine Maschine und jubelte. Neu war allerdings eine Handbewegung, die Lorenzo dort machte.

Er machte eine Geste, als würde er seinen Mund mit einem Reißverschluss zumachen. Klare Aussage: 'Schnauze halten!' Die große Frage ist nun freilich, an wen diese starke Geste gerichtet war. An Fans anderer Fahrer oder an seine Kritiker in der Fachwelt? Am wahrscheinlichsten ist wohl doch, dass sie Valentino Rossi, der schon am Samstag in Katar verbal wieder mächtig in Richtung Lorenzo austeilte.

Rossi schießt in Katar gegen Lorenzo

Zunächst kritisierte er seinen Teamkollegen öffentlich, weil der ihn im vierten Freien Training blockiert haben soll: "Ich hätte eine Entschuldigung von ihm erwartet, stattdessen hat er mir nur zugestikuliert, als wollte er sagen: 'Was zur Hölle willst du von mir?'" Dann legte Rossi, angesprochen auf einen möglichen Wechsel Lorenzos zu Ducati, noch einmal nach: "Dafür muss man sehr mutig sein. Man braucht Eier. Deshalb glaube ich, dass er bei Yamaha bleibt."

Harte Worte also von Rossi, die der stolze Lorenzo sicher nicht gerne gehört hat. Es darf also angenommen werden, dass seine Geste nach dem Rennsieg am Sonntag dem Doktor galt. Bestätigen wollte Lorenzo das aber nicht. "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Ich habe heute auf der Strecke gesprochen. Mehr will ich dazu nicht sagen", gab sich Lorenzo kryptisch. Was hält Rossi von Aktion? Fühlt er sich angesprochen? "Ich glaube nicht, dass er mich gemeint hat", gab der Meister der verbalen Kriegsführung zu Protokoll. Begleitet war Rossis Aussage allerdings von einem dicken Augenzwinkern und dem für ihn so typischen Grinsen. Insgeheim scheint er sich also sehr wohl angesprochen gefühlt zu haben.

Es wäre auf jeden Fall nicht das erste Mal, dass Lorenzo nach einem Sieg mit einer Geste im Parc ferme auf eine Provokation Rossis reagiert. Im Vorjahr zeigte sich der bei seinem Heimrennen in Misano ja mit einem besonderen Helmdesign, das ihn als süßen kleinen Fisch zeigte, der von einem bösartigen Hai gejagt wird. Rossi wollte nie bestätigen, dass es sich dabei um Lorenzo handelte, die Symbolik war Anhang des Titelkampfes, in dem Lorenzo von Saisonstart an der Jäger und Rossi der Gejagte war, aber mehr als klar.

Lorenzo wird in Aragon zu Rossis Hai

In Misano lief für Rossi alles nach Wunsch, wurde er doch im Rennen Vierter, während Lorenzo nach einem Sturz eine Nullnummer schrieb. Zwei Wochen später schlug Lorenzo in Aragon aber eindrucksvoll zurück. Er gewann das Rennen in souveräner Manier, Rossi unterlag Dani Pedrosa in einem hochklassigen Duell, wurde nur Dritter. Und wie feierte Lorenzo im Parc ferme? Auf seiner Yamaha stehend, die Hand wie eine Haifischflosse über dem Kopf aufgestellt.

So jubelte Lorenzo im Vorjahr nach seinem Sieg in Aragon, Foto: Screenshot
So jubelte Lorenzo im Vorjahr nach seinem Sieg in Aragon, Foto: Screenshot