Neuer Reifenlieferant, neue Renndramaturgie. Jorge Lorenzos Solofluchten aus dem Vorjahr werden 2016 wohl nur noch schwer möglich sein. In Katar saßen ihm Andrea Dovizioso, Marc Marquez und Valentino Rossi bis kurz vor Ende im Nacken, Lorenzo behielt aber durch einen sensationellen Schlussspurt dennoch die Oberhand. Dovizioso, Marquez und Rossi folgten in dieser Reihenfolge. Dani Pedrosa und Geheimfavorit Maverick Vinales kamen auf die Position fünf und sechs. Pol Espargaro war als Siebenter bester Satelliten-Pilot. Stefan Bradl fiel nach einem Sturz aus.

Die Schlüsselszene

Lorenzos Sieg war ein taktisches Meisterstück. Er kontrollierte das Rennen lange Zeit an der Spitze, ohne sich entscheidend abzusetzen. Wie erwartet führte die Charakteristik der Michelin-Reifen zu schnellen Rundenzeiten über die gesamte Renndistanz. Lorenzo hatte seine Pneus ideal geschont und konnte vier Runden vor Ende entscheidend zulegen. Seine Pace konnte niemand mehr mitgehen, der Sieg gehörte ihm.

Der Rennfilm

1. Runde: Lorenzo erwischt von der Pole-Position einen perfekten Start und biegt als Erster in Kurve eins ein. Hinter ihm reihen sich die Ducati-Piloten Iannone und Dovizioso ein. Rossi nimmt Rang vier vor Marquez ein, der auf Platz fünf zurückfällt. Pedrosa belegt P6, Vinales nach einem katastrophalen Start nur Position sieben.

2. Runde: Auf der Start-Ziel-Geraden schießen die beiden Ducatis an Lorenzo vorbei, Iannone übernimmt die Führung. Lorenzo versucht in Kurve eins einen Konter gegen ihn und Dovizioso, doch der scheitert. Im Laufe der zweiten Runde setzen sich die Top-Five Iannone, Dovizioso, Lorenzo, Rossi und Marquez ab.

3. Runde: Marquez geht an Rossi vorbei und nimmt Rang vier ein. Der Doktor wagt vorerst keinen Gegenschlag. Marquez fährt direkt die bis dato schnellste Rennrunde.

5. Runde: Marquez mit einem ersten Schnitzer. Er verbremst sich und muss eine weite Linie gehen, Rossi kann den Fehler aber nicht nützen.

6. Runde: Dovizioso übernimmt beim Anbremsen von Kurve eins die Führung von Iannone. Der kontert aber sofort und drückt sich noch in derselben Kurve wieder innen durch. Es kommt beinahe zur Kollision, die Situation geht aber glimpflich aus. Dovizioso wagt wenig später den nächsten Angriff und kann die Führung behalten.

In Kurve 13 verabschiedet sich Iannone aus dem Rennen. Er rutscht weg, seine Ducati wird bei dem Sturz zu stark beschädigt.

7. Runde: Crutchlow stürzt auf Position sieben liegend in Kurve vier und muss das Rennen ebenfalls beenden.

9. Runde: Lorenzo übernimmt die Führung! Er bremst sich an Dovizioso vorbei, wodurch sich die zuvor leicht zurückgefallenen Marquez und Rossi wieder völlig heranfahren können.

11. Runde: Lorenzo macht Ernst! Er fährt in 1.55.375 Minute eine neue schnellste Rennrunde. Die Top-Four ziehen das Tempo an.

12. Runde: Dovizioso kontert mit der neuen schnellsten Rennrunde. 1:55.306 gilt es nun zu schlagen.

13. Runde: Sturz für Bradl! Er verliert in Kurve 15 die Kontrolle über seine Aprilia, das Rennen ist für ihn zu Ende. An der Spitze lässt Rossi zu den ersten Drei eine kleine Lücke aufklaffen.

14. Runde: Rossi meldet sich mit der schnellsten Rennrunde zurück. Er drückt die Bestzeit auf 1:55.281 und ist wieder dran an Marquez, Dovizioso und Lorenzo.

15. Runde: Lorenzo macht im Laufe der Runde eine kleine Lücke auf, Dovizioso fährt mit Ducati-Power auf der Geraden aber wieder locker heran. Er ist auf Start und Ziel rund zehn Stundenkilometer schneller als Lorenzo.

16. Runde: Erneut schnellste Rennrunde für Lorenzo. Er fährt 1:55.109, wirklich absetzen kann er sich damit aber nicht.

17. Runde: Rossi in Problemen. Auf dem Pitboard wird ihm angezeigt, dass er seine Motorbremse verstellen soll. Sein Rückstand auf den drittplatzierten Marquez wächst nach einem Fehler mit Ende der 17. Runde auf eine Sekunde an.

19. Runde: Lorenzo setzt sich an der Spitze um fast eine Sekunde ab. Marquez erkennt das und überholt Dovizioso. Er macht nun Jagd auf Lorenzo.

20. Runde: Perfekte Taktik von Lorenzo. Er kann noch einmal richtig zulegen und schraubt den Vorsprung mit einer neuen schnellsten Runde von 1:54.927 auf fast zwei Sekunden. Dovizioso kommt unterdessen auf Rang drei unter Druck von Rossi, der sich wieder herangefahren hat.

22. Runde: Dovizioso schießt auf der Geraden an Marquez vorbei und ist plötzlich wieder Zweiter. Marquez attackiert ihn in der letzten Kurve, doch Dovizioso kontert. Lorenzo holt einen souveränen Sieg, Dovizioso wird Zweiter. Marquez rettet Rang eine Zehntelsekunde vor Rossi.

Die Stimmen vom Podium

Jorge Lorenzo (Sieger, Yamaha): "Den richtigen Hinterreifen auszuwählen, war schwer. Ich habe den Harten probiert, mit dem ich mich aber nicht gut gefühlt habe. Es war riskant, den Weichen zu nehmen. Unsere größten Rivalen, Rossi und Marquez haben den Weichen verwendet. Aber ich hatte kein gutes Warm-Up, also nahmen wir den anderen Reifen. Das war eine gute Entscheidung, denn ich konnte am Ende die beste Runde fahren. Ein Podium ist gut, aber ein Sieg ist besser. Wir werden das genießen und eine große Party feiern."

Andrea Dovizioso (Platz 2, Ducati): "Es ist schwer, mit Marc zu kämpfen. Ich hatte gute Kurven, aber wir haben beide viele Probleme gehabt. Wenn ich die extremste Schräglage gefahren bin, hat das die Reifen sehr zerstört. In der letzten Kurve wusste ich, dass Marc es probieren würde. Ich konnte meine Position aber nicht halten und auf der Geraden hat mir die Ducati-Power geholfen. Wir haben hart gearbeitet und haben mit den neuen Regeln in die richtige Richtung gearbeitet. Ich bin zufrieden."

Marc Marquez (Platz 3, Honda): "Dovi in der Kurve zu überholen war die einzige Chance. Auch, wenn ich in der letzten Kurve überholt hätte, wäre er an mir vorbeigegangen. Ich habe mein Bestes gegeben. Perfekt wäre heute der zweite Platz gewesen, aber ich habe dafür zu viel verloren. 16 Punkte sind gut und die nächsten Strecken liegen uns vielleicht ein bisschen besser."

So lief das Rennen von Stefan Bradl

Lange Zeit lief es für Bradl im Katar-GP gut. Durch zahlreiche Stürze im Feld wurde er von Startplatz 20 aus immer weiter nach vorne gespült und durfte sich berechtigte Hoffnungen auf Weltmeisterschaftspunkte im ersten Rennen mit der neuen Aprilia RS-GP machen. In Runde 13 setzte Bradl diesen Hoffnungen aber selbst ein Ende, nachdem er in Kurve 15 stürzte und das Rennen vorzeitig beenden musste.

Die Lehren aus dem Rennen

  • Yamaha, Honda und Ducati 2016 auf Augenhöhe
  • Vinales noch nicht siegfähig
  • Michelin-Reifen sorgen für neue Renndramaturgie