Die Welt der MotoGP ist schnelllebig. Erfolge oder Niederlagen von gestern sind morgen schon vergessen. Die Piloten leben stets in der Zukunft, nie in der Vergangenheit. Was geschehen ist, lässt sich ohnehin nicht mehr ändern. Gedanken daran lenken nur von wichtigeren Dingen ab. Das weiß niemand besser als Valentino Rossi, mit 330 Grand-Prix-Starts seit 1996 der mit Abstand erfahrenste Pilot der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Dennoch scheint Rossi nach wie vor nicht über den für ihn so bitteren Verlauf der letzten Saisonrennen 2015 hinweg zu sein. Er war das gesamte Jahr über nie punktemäßig hinter einem anderen Fahrer zurückgelegen, erst nach dem letzten Rennen in Valencia war Jorge Lorenzo in der Gesamtwertung an ihm vorbeigegangen und hatte sich so zum neuen MotoGP-Weltmeister gekrönt. Schuld an der schmerzlichsten Niederlage seiner langen Karriere war für Rossi nur ein Mann: Marc Marquez. Er hatte, so Rossis Meinung, bereits im Australien-GP mit ihm gespielt. Nachdem Rossi vor dem nächsten Rennen in Sepang diese Vorwürfe gegen Marquez öffentlich darlegte, eskalierte die Situation am Sonntag völlig. Die Kollision, bekannt als #SepangClash, und eine Rückversetzung Rossis ans Ende des Feldes für Valencia waren die Folgen.

Lorenzo schnappte Rossi den Titel vor der Nase weg, Foto: Milagro
Lorenzo schnappte Rossi den Titel vor der Nase weg, Foto: Milagro

Rossi: Normales Verhältnis zu Marquez unmöglich

Genau diese Ereignisse sind es, die Rossi immer noch beschäftigen - mehr als drei Monate nach dem Finale in Valencia. "Ich habe nicht vergessen was im vergangenen Jahr passiert ist und habe es auch nicht vor", richtete er bei Sky Italia klare Worte in Richtung Marquez. "So etwas hat sich nicht in drei Monaten erledigt." Rossi betonte, zu seinem Teamkollegen Lorenzo, mit dem es zwischenzeitlich ebenfalls zum ein oder anderen Wortgefecht gekommen war, wieder ein professionelles und normales Verhältnis zu haben. Für Marquez gelte das nicht: "Mit Marc wird so etwas sehr schwierig sein, fast unmöglich."

Für den Rennfahrer Valentino Rossi spiele das aber ohnehin keine Rolle, wie er stolz betont. "Unsere persönliche Beziehung hat eigentlich keine große Bedeutung. Wichtig ist das, was auf der Strecke passiert. Dort werden wir nichts als Rivalen sein", legt der Altmeister in martialischen Worten nach. 2016 wird Rossi einen weiteren Anlauf auf seinen zehnten Weltmeistertitel starten, den achten in der Königsklasse. Dieser würde ihn auf eine Stufe mit Rekordchampion Giacomo Agostini heben, der zwischen 1966 und 1975 acht Mal die Klasse bis 500ccm gewann.

Rossis Prognose trifft ein

Rossi bestätigt mit seinen Aussagen, den persönlichen Krieg gegen Marquez nicht vergessen zu haben, seine eigenen Prophezeiungen vom November. Damals hatte er, drei Tage nach dem Rennen von Valencia, im Rahmen der Testfahrten bereits ein monatelanges emotionales Leiden erwartet. "Ehrlich gesagt hat es am Sonntag nach dem Rennen wehgetan, aber das war eine andere Situation, weil man da voller Adrenalin ist. Am Montag war es hart und auch am Dienstag war es ein ziemlicher Kampf. Heute war es ein bisschen besser, aber es ist etwas, eine Situation, bei der es Monate brauchen wird - nicht zu vergessen, weil du es niemals vergessen wirst - aber sich damit abzufinden", meinte er damals.