Bald drei Monate sind nun seit dem Grand Prix von Malaysia und dem legendären #SepangClash zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez vergangen. Während Marquez auch nach Saisonende immer wieder seine Sicht der Dinge schilderte, machte sich Rossi in der Öffentlichkeit rar und vermied Äußerungen zu seinem persönlichen Kleinkrieg mit Marquez. Im Rahmen der Präsentation der neuen Yamaha M1 für die Saison 2016 am Montag in Barcelona kam Rossi nun aber doch nicht drum herum, zu den Vorfällen Stellung zu beziehen.

Marquez hatte Rossi wiederholt vorgeworfen, den Konflikt mit seinen Anschuldigungen in der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem Rennen in Sepang selbst angefangen zu haben. Rossi hatte damals ja erklärt, Marquez habe beim vorangegangenen Grand Prix auf Phillip Island mit ihm gespielt, um so Jorge Lorenzo zu helfen und einen Titel Rossis zu verhindern. "Marc beschwert sich dauernd, dass ich mit meinen Aussagen in Sepang zu hart war, aber in Wahrheit hat er schon davor entschieden, dass es sein erstes Ziel ist, meinen WM-Titel zu verhindern", glaubt hingegen Rossi.

Auf Phillip Island soll Marquez den Prellbock für Lorenzo gespielt haben, Foto: Yamaha
Auf Phillip Island soll Marquez den Prellbock für Lorenzo gespielt haben, Foto: Yamaha

Rossi wünschte sich verbale Klärung

Auch wenn Rossi seinen eigenen Aussagen zu Folge also bereits in Australien erkannte, dass sich Marquez gegen ihn gestellt hatte, kam die Eskalation von Sepang auch für ihn überraschend: "Niemand hatte mit so etwas gerechnet. Derartige Vorkommnisse gab es in der Vergangenheit auch nicht." Den Grund hierfür sieht Rossi darin, dass Marquez seiner Meinung nach ein ungeschriebenes Gesetz zwischen Rennfahrern gebrochen hatte. "Persönliche Probleme sollten abseits der Strecke geklärt werden, so wie es sonst auch immer passiert ist", erklärt Rossi.

"Respekt auf der Strecke muss von beiden Seiten kommen. Das war im Vorjahr mit Marc nicht der Fall. Ich frage mich, was mit ihm passiert ist. Vielleicht war ich eine Art Sündenbock für ihn, so dass er die Schuld für seine vielen Fehler und den verpassten Weltmeistertitel nicht bei sich suchen musste", mutmaßt Rossi. Er hatte Marquez zuvor in der Saison bereits zwei Mal mit kontroversiellen Manövern geschlagen - in Assen und Termas de Rio Hondo jeweils nach einer Kollision.

In Assen kollidierten Marquez und Rossi in der Zielschikane, Foto: Repsol Honda
In Assen kollidierten Marquez und Rossi in der Zielschikane, Foto: Repsol Honda

Keine Probleme zwischen Rossi und Lorenzo

Durch die Auseinandersetzungen zwischen Rossi und Marquez war es im Saisonfinale 2015 auch zu Spannungen zwischen Rossi und seinem Yamaha-Teamkollegen und damaligen Titelrivalen Lorenzo gekommen. Der erklärte etwa in Sepang, jeglichen Respekt vor seinem Stallgefährten verloren zu haben. Mittlerweile sei teamintern aber wieder alles in Ordnung. "Mein Verhältnis zu Jorge ist gut", versichert Rossi, der die Gelegenheit gleich für einen Seitenhieb auf Marquez nützte. "Wenn ich mit Marc in einem Team wäre, würde die Situation anders aussehen. Glücklicherweise ist das aber nicht der Fall."

So gehen Rossi und Lorenzo in ihre siebte Saison als Kollegen. Daran bestand nur sehr kurze Zeit ein Zweifel, verrät Rossi: "Nach Valencia habe ich im ersten Moment schon überlegt, einfach zu sagen: 'Es reicht!' Das hätte jedoch bedeutet, dass ich aufgebe. Ich wollte aber weitermachen. Ernsthaft in Betracht gezogen habe ich ein Karriereende also nie. Das wäre die falsche Reaktion gewesen."