Bitterer als Valentino Rossi in dieser Saison kann man eine MotoGP-Weltmeisterschaft kaum verlieren. Nur nach einem einzigen der 18 Rennen 2015 lag er punktemäßig hinter Jorge Lorenzo in der Gesamtwertung, doch das war ausgerechnet nach dem großen Finale in Valencia. Der Titel ging mit fünf Zählern Vorsprung an Lorenzo, Rossi hoffte auch eine grandiose Aufholjagd in Valencia nach der Rückversetzung wegen der Sepang-Kollision mit Marc Marquez nichts mehr.

Für Rossi war es nicht die erste knappe Niederlage in einem Duell um die MotoGP-Weltmeisterschaft. 2006 kam er mit acht Punkten Vorsprung auf Nicky Hayden als WM-Leader zum Finale nach Valencia und sah schon beinahe wie der sichere Champion aus. Doch Rossi stürzte im Rennen und Hayden reichte ein dritter Platz für seinen einzigen MotoGP-Titel. Ebenfalls ein bitteres Saisonende für Rossi also, dass er sich aber zu 100 Prozent selbst zuzuschreiben hatte. So konnte er die Saison 2006 scheinbar deutlich leichter verdauen als das Jahr 2015, wo der Titelkampf ja auch durch den persönlichen Krieg zwischen Rossi und Marquez entschieden wurde.

Lorenzo schnappte Rossi in Valencia noch den Titel weg, Foto: Monster
Lorenzo schnappte Rossi in Valencia noch den Titel weg, Foto: Monster

"Nach dem Finale in Valencia war Valentino extrem traurig. So habe ich ihn noch nie gesehen", bestätigte nun Rossis Mutter Stefania Palma gegenüber der Gazzetta dello Sport. Rossi selbst hatte bei den Testfahrten in der Woche nach dem Valencia-GP zugegeben, dass ihm die verlorene Weltmeisterschaft mächtig zu schaffen mache und es wohl Monate dauern würde, um diese Niederlage zu verarbeiten.

Ganz so schlimm kam es aber nicht, wie Mama Rossi verrät: "Die Monza Rallye war zum Glück ein Wendepunkt. Als er danach wieder nach Hause gekommen ist, war er viel ausgeglichener." Ende November, drei Wochen nach dem Finale von Valencia, hatte Rossi dort zum vierten Mal den Sieg errungen und dabei sogar WRC-Pilot Thierry Neuville hinter sich gelassen.

Auch Neuville hatte im Rallye-Auto keine Chance gegen Rossi, Foto: Lorenzo Beretta
Auch Neuville hatte im Rallye-Auto keine Chance gegen Rossi, Foto: Lorenzo Beretta

Rossi richter Blick nach vorne

Seitdem blicke ihr Sohn wieder voraus, glaubt Palma: "Er hat immer noch Projekte und Träume, die vor ihm liegen. Valentino ist immer zuversichtlich und bereit zu kämpfen. Dass er mit fast 37 Jahren noch immer fährt, ist der Beweis dafür. Ihm macht das Rennfahren nach wie vor wahnsinnig viel Spaß. Er mag es, Strategien auszuhecken, neue Dinge zu erfinden und seine Gegner so zu schlagen." Ein Karriereende, wie von manchen Beobachtern vermutet, sei daher nie wirklich in Frage gekommen. "Valentino ist zum Motorradfahren geboren. Als die Enttäuschung verschwand, war bei ihm sofort wieder der Wille da, in den Sattel zu steigen", lobt Palma den Kampfgeist ihres Sohnes.