Mit Spannung wurde die Rückkehr Marco Melandris in die MotoGP 2015 von der Fachwelt verfolgt. Das Comeback eines ehemaliges 250ccm-Champions und Vizeweltmeisters der Königsklasse sorgte für eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber Melandri, der zuvor vier Saisons in der Superbike-WM bestritten hatte. Doch die MotoGP-Rückkehr Melandris geriet zu einer einzigen Blamage. Er hing permanent auf dem letzten Rang fest. Noch vor Saisonhalbzeit hatte sein Arbeitgeber Aprilia genug gesehen und setzte ihn vor die Tür, Stefan Bradl übernahm seinen Platz ab Indianapolis.

Seither ist Melandri arbeitslos, hat mit 33 Jahren aber noch keine Lust auf die Rennfahrerrente. Zuletzt testete er für MV Agusta die WSBK-Maschine mit der Hoffnung, sich so einen Platz als Stammpilot zu sichern. Ob sein Plan aufgeht, ist aber noch völlig fraglich. "Ich weiß es nicht", bestätigte Melandri der Gazzetta dello Sport. "Es liegt nicht an mir. Für mich wäre es toll, an diesem neuen Projekt mitzuarbeiten und alles von Grund aufzubauen. Ich hätte Spaß daran, das Motorrad weiterzuentwickeln und in die Top-Five der Meisterschaft zu bringen."

In der WSBK war Melandri in der Vergangenheit ein Sieganwärter, Foto: Dorna WSBK
In der WSBK war Melandri in der Vergangenheit ein Sieganwärter, Foto: Dorna WSBK

MV Agusta lässt sich mit konkreten Entscheidungen aber Zeit, nicht einmal die Anzahl der eingesetzten Maschinen ist bekannt. Nur Leon Camier scheint einen Fixplatz zu haben. "Wir arbeiten an einer Lösung, aber die Situation ist sehr kompliziert und es gibt viele Dinge zu klären", seufzt Melandris Manager Alberto Vergara. "Wichtig für uns wäre eine Entscheidung von MV Agusta, ob sie mit Marco arbeiten wollen."

GT3 in Asien als Notfallplan

Sollte der Deal mit MV Agusta nicht zustande kommen, hat Melandri aber noch ein Ass im Ärmel: "Natürlich will ich im Motorradsport weitermachen. Das ist meine natürliche Umgebung. Ich habe aber auch gute Kontakte zu einem Promoter, der mich gerne in einer GT3-Serie in Asien sehen würde." Melandri könnte also wie bereits viele Motorradpiloten vor ihm im höheren Rennfahreralter auf vier Räder wechseln.

Bei allem Optimismus im Hinblick auf seine weitere Karriere kann Melandri seinen Ärger über das vergangene Jahr aber nicht verbergen, als er auf Druck von Aprilia innerhalb des Unternehmens von der WSBK in die MotoGP transferiert wurde. "In die MotoGP bin ich gegen meinen Willen gekommen", stellt er klar. "Leider konnte ich mein Potenzial nicht zeigen. Eigentlich hatte ich eine Abmachung mit Aprilia, dass ich in der Superbike-WM weitermachen kann, aber das ist nie passiert. Für mich ist es eine große Enttäuschung, dass ich an diesem Punkt in so einer unglücklichen Situation ohne meine eigene Schuld angekommen bin."