Auch wenn es Oscar Piastri und Lando Norris in Baku verbockt und damit den vorzeitigen Gewinn des Konstrukteurstitel für McLaren hinausgeschoben haben, ist die Frage nicht, ob, sondern wann McLaren den Deckel zumacht. Wer im Schlussspurt der Formel 1-WM das Rennen um Platz 2 entscheidet, ist hingegen nicht so klar.
Mercedes: 290 Zähler
Zum Auftakt der Formel-1-Saison zeigten die Mercedes-Piloten bei den Übersee-Rennen kontinuierlich starke Leistungen. George Russell fuhr regelmäßig auf das Podium, Kimi Antonelli konnte kleine Ausrufezeichen setzen wie mit der Sprint-Pole in Miami. Doch ab Imola bog Mercedes in Sachen Aufhängung in die völlig falsche Richtung ab, gleichzeitig leistete sich Antonelli auf europäischen Boden zahlreiche Patzer. Die einzige Ausnahme bildete der Kanada GP mit dem Sieg von Russell und Platz drei von Antonelli. Eine ähnlich starke Leistung gelang dem Mercedes-Duo erst zuletzt wieder in Aserbaidschan mit den Plätzen zwei und vier.
Mit der Ausbeute von 30 Punkten konnte Mercedes in der Konstrukteurswertung an Ferrari vorbeiziehen. Allerdings lag es vor allem an der Streckencharakteristik, dass die Silberpfeile in Baku die zweitstärkste Kraft waren. Wie Montreal verlangt der Baku City Circuit etwas weniger Abtrieb. Es fehlten die lang gezogenen Kurven und das Wetter war kühl – Bedingungen, bei denen sich der W16 wohlfühlt. Aktuell hat Mercedes vier Punkte Vorsprung auf Ferrari, allerdings muss man im Kampf um P2 wohl eher auf Red Bull Racing aufpassen und darauf hoffen, dass Antonelli seine Übersee-Form beibehält.
Ferrari: 286 Zähler
"Priorität hat der zweite Platz in der WM. Ein Sieg steht an zweiter Stelle." So lautete die Marschroute von Ferrari-Teamchef Fred Vasseur nach dem enttäuschenden Heimspiel in Monza. Doch mittlerweile scheint der zweite Platz in der Konstrukteurswertung genauso eine Mammutaufgabe zu sein wie ein Grand-Prix-Sieg. Zwar nähern sich Lewis Hamilton und der SF-25 einander an, von einer Liebesbeziehung sind sie jedoch noch meilenweit entfernt. Der Sprint-Sieg in China ist längst als Ausnahme abgehakt. In Monza musste sich Hamilton selbst eingestehen: "[...] ein Top-3-Ergebnis ist noch lange nicht möglich."
In den 17 bisherigen Rennen war es die Aufgabe von Charles Leclerc, wichtige WM-Punkte für die Scuderia zu sichern. Doch seit dem Italien GP ist auch bei ihm der Wurm drin. In Baku – einer Rennstrecke, die in der Vergangenheit sowohl dem Auto als auch Leclerc lag – geriet Ferrari mit den Plätzen acht und neun endgültig in Erklärungsnot. Dass Hamilton die Teamorder verpennte, ist wohl das kleinste Übel gewesen – denn während bei Red Bull die jüngsten Updates zündeten, gab es bei Ferrari keinen sichtbaren Performance-Schub.
Red Bull Racing: 272 Zähler
Anders als bei Mercedes und Ferrari scheint es Red Bull gelungen zu sein, die Schwachstellen des Wagens in den Griff zu kriegen, obwohl im Saisonverlauf die Ressourcen der Teams zunehmend auf 2026 umgeschichtet werden. In Österreich rückte das Team mit einer umfangreich neu gestalteten Seitenkante des Unterbodens an. In Großbritannien folgte der nächste Schritt: Die Leitelemente wurden am Einlassbereich lateral neu positioniert. In Belgien rückte Red Bull mit einer weiteren langen Liste an neuen Teilen an, darunter eine Evolution des Frontflügels und der Seitenkästen. In Kombination erlauben die Updates mehr Freiheiten beim Setup des RB21.
Die beiden dominanten Siege von Max Verstappen in Monza und Baku könnten eine Wende eingeläutet haben. Allerdings waren der Autodromo Nazionale Monza und der Baku City Circuit für Red Bull maßgeschneidert. Beim kommenden Grand Prix in Singapur ist maximaler Abtrieb gefragt. "Es deutet alles darauf hin, dass wir auf Strecken, die wenig Abtrieb erfordern, konkurrenzfähiger sind. Aber wir werden in Singapur sehen, wo wir stehen", erklärte Technikdirektor Pierre Waché im Podcast F1 Nation. Sollte Verstappen in Singapur wieder gewinnen, steigen Red Bulls Chancen nicht nur in der Konstrukteurswertung, sondern auch in der Fahrerwertung.
Extrapunkte im Schlussspurt: Wem helfen die Sprints?
Noch dreimal steht in dieser Saison ein Sprint-Wochenende an: In Austin, Sao Paulo und Lusail. Wem spielt das in die Karten? In erster Linie Red Bull Racing, da mehr verfügbare Punkte auch automatisch mehr Chancen bieten, um auf Mercedes und Ferrari aufzuholen. Die bisherigeren Sprints boten einen bunten Mix. Ferrari gewann den Sprint in China, Mercedes stand in Miami zwar auf Pole, doch der Sprintsieg ging an McLaren. In Spa-Francorchamps konnte Verstappen sich trotz McLaren-Pole durchsetzen.
Auch die Ergebnisse aus dem Vorjahr lassen nicht wirklich eine Vorhersage zu. In Sao Paulo sowie in Katar gewann ein McLaren-Pilot den Sprint, doch im Rennen war Verstappen nicht zu schlagen. In Austin gewann der vierfache Weltmeister den Sprint, musste sich aber im Rennen Charles Leclerc geschlagen geben.
- Formel-1-Kalender 2025: Diese Rennen stehen noch an
- 05. Oktober: Großer Preis von Singapur
- 19. Großer Preis von USA (Austin)*
- 26. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
- 09. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)*
- 22. November: Großer Preis von Las Vegas
- 30. November: Großer Preis von Katar (Lusail)*
- 07. Dezember: Großer Preis von Abu Dhabi
*inklusive Sprint



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