Kimi Antonelli kam mit großen Vorschusslorbeeren in die Formel 1. Die konnte er noch nicht erfüllen. Nach dem Italien GP kritisierte Mercedes-Teamchef Toto Wolff ihn erstmals erstaunlich hart. Einen so großen Hype hatte zuletzt vielleicht Max Verstappen im Jahr 2015, der seiner Zeit aus der GP3 direkt in die Formel 1 aufstieg – und das als 17-Jähriger. Dass sich Verstappen in der weiteren Zukunft mehr als gut schlagen sollte, ist gemeinhin bekannt und mittlerweile Formel-1-Geschichte. Doch es gibt eben auch die andere Seite der Medaille. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Super-Rookies, die nicht so super wurden.
Stoffel Vandoorne: Das Fernando-Alonso-Trauma
Stoffel Vandoorne gab 2016 mit großen Vorschusslorbeeren sein Formel-1-Debüt bei McLaren. 2015 wurde er schließlich GP2-Champion. In seiner GP2-Rookie-Saison 2014 wurde er prompt Vizemeister. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den jungen Belgier. Bei seinem Debüt für McLaren in Bahrain ersetzte er den verletzten Fernando Alonso – und punktete mit Platz zehn auf Anhieb.

McLaren gefiel dieser Einstand, zumindest beförderte das Team ihn vom Ersatzfahrer ab 2017 auf den Rang des Stammpiloten. Doch diesmal ersetzt er nicht Fernando Alonso, sondern fuhr als sein Teamkollege. Ein undankbarer Vergleich, denn gegen Alonso hatte Vandoorne sowohl 2017 als auch 2018 das Nachsehen.
2018 wurde das trotz einer Saison Erfahrung seitens Vandoorne noch deutlicher. Im Qualifying schlug Alonso den jungen Belgier mit 21 zu 0. Nach der Saison 2018 war für ihn Schluss. Alonso beendete (vorerst) seine Formel-1-Karriere und McLaren vollzog einen Neuanfang. Ab 2019 starteten Carlos Sainz und ein gewisser Rookie namens Lando Norris für das Team.
Jan Magnussen: Ein verlorenes Talent?
Von Sir Jackie Stewart, seines Zeichens dreifacher Formel-1-Weltmeister, wurde Jan Magnussen zu Beginn seiner Formel-1-Karriere als das größte Talent seit Ayrton Senna bezeichnet. Und das damals nicht zu Unrecht: Immerhin dominierte Magnussen die Formel 3 ein Jahr zuvor und gewann 14 der 18 Rennen – und brach damit den Rekord von 12 Siegen von Senna. Mit elf Jahren tauschte er sein Motocross-Bike für ein Kart ein und gewann seither im Formelsport fast alles.
1995 wurde er daher als Ersatzfahrer bei McLaren eingestellt – und erhielt dort für den verletzten Mika Häkkinen sogar seinen ersten Einsatz beim großen Preis der Pazifik. Wie Stoffel Vandoorne wurde auch er bei seinem Debüt für McLaren Zehnter, nur gab es damals noch keine Punkte für den Platz. Doch aus dem vielversprechenden Start wurde nichts.
Nach seinem Einstand bei McLaren bekam er 1997 ein Stammcockpit bei Stewart Ford. Dort fuhr er auch 1998, allerdings ohne Ausrufezeichen zu setzen. Seine Karriere beendete Magnussen mit insgesamt einem gesammelten Punkt nach 25 Formel-1-Rennen. Der Däne arbeitete nicht viel, sondern verließ sich auf sein Talent. Seine Arbeitsmoral würden die meisten wohl als unterirdisch bezeichnen. "Ich hatte große Erfolge, aber vielleicht fielen sie mir zu leicht zu", erinnerte sich Magnussen. Der Stern des "größten Talents seit Ayrton Senna" sollte jedenfalls nie aufgehen.
Nelson Piquet Jr.: Crashgate statt Formel-1-Ruhm
Vielleicht wurde ihm schon vor Beginn seiner zugegeben kurzen Formel-1-Karriere sein Nachname zum Verhängnis. Nelson Piquet Jr. wurde nicht für seine Ergebnisse in der Königsklasse bekannt, sondern viel mehr für das Ergebnis eines anderen.
Wieder einmal ist Fernando Alonso der Teamkollege eines gescheiterten Rookies gewesen. Dieser gewann den Singapur GP 2008 nur dank des Crashs seines Renault-Teamkollegen Nelson Piquet Jr. Der setzte seinen Boliden absichtlich in die Wand.
Doch auch abgesehen vom Skandal-Crash konnte Piquet 2008 nicht viele Glanzpunkte setzen. Highlight war ein Podestplatz auf dem Hockenheimring 2008. Der große Piquet-Name schied Mitte der Saison 2009, also nach nicht einmal zwei Saisons, wieder sang- und klanglos aus der Formel 1 aus. Mit 19 zu 61 Punkten 2008 nach dem alten Punktesystem fehlte auf Fernando Alonso einiges. Mit dem heutigen Punktesystem wäre diese Differenz weit größer.
Nyck de Vries 2023: Schnelles Aus nach Traum-F1-Einstand
Nyck de Vries galt nie als Jahrhunderttalent wie beispielsweise ein Jan Magnussen, doch nach seinem Formel-1-Einstand bei Williams, bei dem er Alex Albon kurfristig ersetzte und mit Platz neun prompt punktete, erhoffte sich AlphaTauri (heute Racing Bulls) doch einiges von dem Niederländer. Schließlich wurde er 2019 Formel-2-Meister und krönte sich zwei Jahre später zum Formel-E-Weltmeister.
Dazu kam: De Vries kam recht spät in die Formel 1, besaß also schon viel Erfahrung im Motorsport. Als die Formel-1-Saison 2023 begann war er schon 28 Jahre alt. Doch de Vries‘ Reise in der Formel 1 endete schneller als die jedes anderen Piloten auf dieser Liste.
Nach zehn Rennen 2023 und null Punkten riss das Team die Reißleine. Daniel Ricciardo ersetzte den Niederländer. Die Formel-1-Karriere von Nyck de Vries endete ehe sie überhaupt richtig begann. Dabei hatte sie mit einem neunten Platz für Williams in Monza noch so hoffnungsvoll begonnen.
Gescheiterte Super-Rookies
| Fahrer | Anzahl Punkte | Anzahl absolvierte Rennen |
|---|---|---|
| Jan Magnussen | 1 (altes Punktesystem) | 25 |
| Stoffel Vandoorne | 26 | 42 |
| Nelson Piquet Jr. | 19 (altes Punktesystem) | 28 |
| Nyck de Vries | 2 | 11 |
Als nächstes Kimi Antonelli? Wie sich der Italiener 2025 schlägt
Nun kommen wir zu Kimi Antonelli. Der Italiener ist wohl das meist gehypte F1-Talent seit Max Verstappen gewesen. Doch diesen Ruf konnte er bisher nicht erfüllen. Besonders dank einer fehlerbehafteten Europa-Saison, in der Antonelli kein einziges Mal auf dem Podium stand und nur selten Punkte sammelte. Nur in Monza und Budapest holte er die Plätze neun und zehn. In Zandvoort crashte er Charles Leclerc aus dem Rennen. Sein einziges Podium holte er mit Platz drei in Kanada.
In Aserbaidschan meldete er sich nach der Europa-Saison mit Platz vier zurück. Doch die Erkenntnis bleibt: Auf dem Level eines Max Verstappen ist Antonelli noch lange nicht. Nicht nur macht er noch zu oft Fehler (die machte ein Verstappen in seinen ersten Jahren auch), sondern im direkten Vergleich zu George Russell fehlt die Pace.
Selbst bei besseren Resultaten wie seinem Podestplatz oder Platz 4 in Baku – Russell fuhr stets komfortabel vor ihm. Das einzige Ausrufezeichen in dieser Hinsicht war seine Sprint-Pole in Miami. Aber eine Sprint-Pole bleibt eben eine Sprint-Pole. Für den Schritt in Richtung der von ihm erwarteten Performance braucht Antonelli mehr Zuverlässigkeit - und noch einen Schritt bei der eigenen Pace. Verändert sich das nicht, dürfte er bei Mercedes langfristig keine Zukunft haben.



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