Die Fahrersuche von Neueinsteiger Cadillac hielt die Formel 1 in den letzten Monaten in Atem. Mit wochenlangen Spekulationen darüber, ob nun Sergio Perez, Valtteri Bottas, Mick Schumacher oder einer von zahlreichen anderen Piloten bei den 2026 erstmals antretenden Amerikanern ein Cockpit erhalten würde. Die Antwort zeichnete sich Mitte August inoffiziell schon ab, daraufhin schickte das Team am 26. August endlich die offizielle Bestätigung.
Es werden sowohl Perez als auch Bottas. Eine kleine Überraschung. Ursprünglich hatte man aus dem Team-Umfeld vernommen, dass ein Veteran mit einem Jüngeren kombiniert werden solle. Perez und Bottas sind schließlich beide 35 und damit dem Ende ihrer Karriere nahe. Also sprach Cadillac mit dem kompletten Kontingent an Rookies und F1-Arbeitslosen.
"Zwei erfahrene Fahrer wie Bottas und Checo zu holen, ist eine klare Absichtserklärung", sagt Teamchef Graeme Lowdon. "Sie haben alles gesehen und wissen, was es braucht, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Aber noch wichtiger: Sie wissen, was es bedeutet, ein Team aufzubauen. Ihre Führungsstärke, ihr Feedback, ihr Renn-Instinkt und natürlich ihr Speed wird von unschätzbarem Wert sein, um dieses Team zum Leben zu erwecken."
Cadillac verliert Interesse an Mick Schumacher & F1-Rookies
Die jüngeren Fahrer konnten letztendlich nicht überzeugen. Darunter Mick Schumacher. Der 26-Jährige konnte schließlich schon zwei Jahre in der Formel 1 vorweisen. In Sachen Ergebnissen waren die jedoch enttäuschend verlaufen. In 43 Starts für Haas holte er nur 12 Punkte. Ende 2022 ersetzte Haas ihn durch Nico Hülkenberg.
Schumacher bemühte sich danach lange um ein F1-Comeback. Als Mercedes-Ersatzfahrer blieb er zwei Jahre im Fahrerlager. Zwischenzeitlich ging er in den Sportwagen-Sport, über seine dortigen Arbeitgeber Alpine bekam er eine weitere Chance - unterlag da aber Jack Doohan. 2025 führte er lange Gespräche mit Cadillac. Ohne Erfolg. Gerüchten zufolge könnte Schumacher aber zumindest zu Cadillacs Sportwagen-Programm wechseln, gleichzeitig F1-Ersatzfahrer hinter Perez und Bottas werden und sich so weiter im F1-Orbit festklammern.
Auch Zhou Guanyu blitzte bei Cadillac ab. Dem Ex-Sauber-Piloten waren dank Verbindungen zu Cadillac-Teamchef Graeme Lowdon, lange Zhous Manager, gute Chancen nachgesagt worden. Andererseits war Zhou in drei gemeinsamen Jahren bei Sauber Bottas oft klar unterlegen. Sportliche Fragezeichen schwebten auch hinter den Rookies. Verbriefte F1-Talente wie den aktuellen Sauber-Aufsteiger Gabriel Bortoleto, der bereits im ersten F2-Jahr mit dem Titel aufzeigte, fehlten.
Langzeit-Aston-Martin-Testfahrer Felipe Drugovich hat einen F2-Titel, aber den holte er erst im dritten Jahr. Jak Crawford (Aston-Martin-Junior, aktuell F2-P2 im 3. Jahr), Paul Aron (Alpine-Ersatzfahrer, F2-P3 im 1. Jahr) oder Fred Vesti (Mercedes-Ersatzfahrer, F2-P2 im zweiten Jahr), für alle wurde es nichts. So ging es zurück zu einem "alten" Doppel aus Perez und Bottas.
Neue Formel-1-Chance für Sergio Perez & Valtteri Bottas
Beide hatten im Vorjahr ihre F1-Cockpits verloren. Sergio Perez war nach einem eineinhalb Jahre langen Formtief von Red Bull sogar gefeuert worden. Dass es mit seinen Nachfolgern Liam Lawson und Yuki Tsunoda 2025 nicht besser wurde, rehabilitierte Perez' Ansehen jedoch wieder. Mit 6 Siegen und 39 Podestplätzen, 8 davon noch vor seiner Red-Bull-Zeit in unterlegenem Equipment, galt der seit 2011 Formel 1 fahrende Mexikaner jahrelang als unterschätzt. Und er bringt mexikanische Sponsoren.
Valtteri Bottas erarbeitete sich als Teamkollege von Lewis Hamilton bei Mercedes 2017 bis 2021 eine Reputation als perfekte Nummer zwei, holte zehn Siege und zwei Vize-Titel. Bei Mercedes musste er dann wegen George Russell raus. Bei Sauber verbrachte er danach drei Jahre im Mittelfeld auf dem absteigenden Ast, wofür er durchaus auch Kritik mit einstecken musste. Sauber entschied gegen einen neuen Vertrag.
Mit Perez und Bottas erhält Cadillac, wo man 2026 praktisch bei null beginnt, so auf jeden Fall viel Erfahrung. Zusammen können sie 527 GP-Starts vorweisen, viele davon mit den Top-Teams Red Bull und Mercedes. "Ich hatte die Ehre, mit ein paar der besten Teams der Welt zusammenzuarbeiten, und ich kann hier schon den gleichen Hunger und die Professionalität sehen", kommentiert Bottas.
"Von Anfang an spürte ich etwas Anderes - etwas Ambitioniertes, aber auch Bodenständiges", beschreibt es Bottas. "Es ist nicht nur ein Motorsport-Projekt, es ist eine langfristige Vision." Perez ergänzt: "Von unseren ersten Gesprächen weg spürte ich die Leidenschaft und den Einsatz bei diesem Projekt. Es ist eine Ehre, dieses Team mit aufbauen und entwickeln zu dürfen, damit wir bald an der Spitze kämpfen."
Für Cadillac ermöglicht die zeitnahe Verpflichtung die Nutzung der Fahrer für Simulator-Arbeit, aber auch für erste tatsächliche Runden auf der Strecke. Das Team hofft, in den letzten Monaten von 2025 mit einem angekauften Auto - vermutlich einem älteren Ferrari, die Scuderia ist für die ersten Jahre bekanntlich Motorpartner - erste private Tests zu fahren. Damit soll das Einsatzteam die operativen Prozesse an der Rennstrecke lernen.
Übrigens: Bottas wird bei seinem Cadillac-Debüt 2026 in Australien 5 Strafplätze absitzen müssen. Wegen eines Unfalls bei seinem bislang letzten Rennen 2024 in Abu Dhabi. Diese Strafen sind nicht verfallen.



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