Vielleicht sollte Fernando Alonso nach seiner aktiven Formel-1-Zeit eine Karriere als Wahrsager anstreben. Immerhin sagte der Spanier vor dem Kanada GP voraus, dass er im Rennen nur durch DNFs der Top-Teams Punkte herausschlagen könnte. Tatsächlich krachte es in der 67. Runde zwischen den McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris. Letzterer musste seinen MCL39 abstellen, womit Alonso auf den siebten Platz rutschte und wichtige WM-Zähler für Aston Martin holte.
Aber zurück auf Anfang. Alonso stand nach einem starken Qualifying auf Platz sechs in der Startaufstellung - vor Norris und Charles Leclerc. Ihm war bewusst, dass er im Rennen weder den McLaren- noch den Ferrari-Piloten lange hinter sich halten können. Alonso sollte recht behalten: Norris ging in Runde 12 an ihm vorbei, das Heck von Leclercs Ferrari sah der Asturier eine Runde später.
Nach seinem ersten Stopp kam Alonso auf P18 zurück auf die Strecke. Mit den frischeren Pneus arbeitete sich der 32-fache GP-Gewinner durchs Mittelfeld zurück in die Punkteränge. Während seiner Aufholjagd wurde Alonso von seinem Renningenieur Andrew Vizward ermahnt, vorsichtiger eingangs der Kurven 3 und 8 zu sein. Die beiden Schikanen auf dem Circuit Gilles Villeneuve belasten den linken Vorderreifen stark.
Doch Alonso wollte nichts von Vorsicht hören. "Wir fahren ein Rennen, keinen Test", funkte der Spanier in seiner gewohnten Direktheit zurück. Er kämpfte sich bis auf den achten Platz vor, bevor er für einen neuen Satz harter Reifen in die Boxengasse abbog. Als Alonso wieder auf die Strecke kam, war er zwei Positionen hinter Nico Hülkenberg.
Aston Martin gegen Sauber: Schlagabtausch der Konstrukteure
Das ist in der Hinsicht wichtig, da Alonso es sich zum persönlichen Ziel gemacht hat, an diesem Wochenende mehr Punkte als der Sauber-Pilot einzufahren. In der Konstrukteurs-WM liefern sich Sauber und Aston Martin einen Schlagabtausch im Kampf um den achten Platz. Vor dem Kanada GP lagen beide Teams mit 16 Punkten gleichauf.
"Ich dachte, es würde einfacher werden. Aber als ich Nico [Hülkenberg] zehn Runden vor Schluss vor mir sah, war ich beeindruckt", lobte Alonso seinen Kontrahenten. Hülkenberg exekutierte eine Ein-Stopp-Strategie, doch durch den Reifenvorteil konnte Alonso vor der finalen Schikane an dem Sauber-Boliden mit der Nummer 27 vorbeigehen.

Diese Stelle war im Rennen die Lieblingsüberholstelle von Alonso, einen Großteil seiner Manöver machte er auf der Geraden vor Kurve 13. Überraschend, denn der Asturier beschwerte sich in der Vergangenheit wiederholt über den Top-Speed des AMR25.
Alonso nach guter Performance in Montreal: Rennen war Schwachpunkt
Trotz des guten Ergebnisses war Alonso nicht komplett zufrieden: "Das Rennen war der schwächste Punkt unseres Wochenendes. Im Qualifying sind wir manchmal nur wenige Zehntelsekunden von der Spitze entfernt, aber am Sonntag fehlt uns eine Minute. Wir müssen noch an der Abstimmung arbeiten", zog der zweifache Weltmeister Bilanz. Sein größtes Problem war - ironischerweise - exzessiver Reifenverschleiß.
Dennoch fühlte sich der Aston-Martin-Pilot wohl im AMR25. Mit dem siebten Platz ist er "The Best of the Rest" und hat das Mittelfeld angeführt. Der nächste Schritt auf seiner Agenda ist nun, an die Top-Teams anzuschließen. "Die Konkurrenz ist stark. Sauber hat offensichtlich einen Schritt nach vorne gemacht. Da müssen wir dranbleiben, sonst verlieren wir die Position [in der Konstrukteurswertung; Anm. d. Red.] wieder. Gleichzeitig sind wir näher an Haas, an den Racing Bulls. Es wird ein spannender Kampf bis Abu Dhabi", prophezeite Alonso.
Auch wenn George Russell als Erster über die Ziellinie ging, war nach dem Rennen noch nicht klar, ob er den Sieg behalten würde. Denn Red Bull protestiere gegen ihn vor den Stewards. Was dabei herauskam und alle Details gibt es im Artikel:
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