So schnell kann es gehen: ein starkes Wochenende der Konkurrenz und Ferrari rutscht in der Formel 1-Konstrukteurswertung auf Rang drei ab. Fred Vasseurs Versuch, das Doppelpodium von Mercedes in Kanada als positives Beispiel für Ferrari heranzuziehen, wirkt nach einem verzweifelten Versuch, das Feuer der italienischen Medien nicht noch mehr anzufachen.

Ferrari: Mercedes als Vorbild?

"Mercedes war in den letzten drei Rennen nirgendwo und standen dieses Wochenende mit beiden Autos auf dem Podest. Das ist eine gute Lektion, denn sie haben von der ersten Runde am Freitagmorgen eine gute Vorbereitungsarbeit gezeigt", erklärte der Ferrari-Teamchef.

Wirklich neu dürfte diese Lektion der Scuderia nicht sein, nur an der Umsetzung hapert es. Auch in Kanada zeigte der Traditionsrennstall ein bekanntes (schlechtes) Bild: Charles Leclerc zerstörte seinen SF-25 im ersten Freien Training und musste in FP2 zusehen. Im Qualifying konnte keiner der beiden Ferrari-Piloten um die erste Startreihe kämpfen.

Am Sonntag gab es am Funk von Leclerc hitzige Diskussionen. Von Position acht ins Rennen gehend, setzte Ferrari beim Monegassen auf eine andere Strategie und schickte ihn auf Hard ins Rennen. Obwohl Leclerc der Meinung war, noch länger draußen bleiben zu können, um auf eine Ein-Stopp-Strategie zu gehen, wies ihn Ferrari an in die Box abzubiegen. Eine Anordnung, mit der der 27-Jährige alles andere als happy war.

"Es gab einige Diskussionen am Funk. Wir waren uns zunächst einig, doch dann entschied sich das Team für zwei Boxenstopps, womit ich zu diesem Zeitpunkt nicht einverstanden war. Basierend auf meinem Gefühl und dem, was ich um mich herum gesehen habe, war ein Stopp die richtige Entscheidung", erklärte Leclerc seine Sichtweise.

Zwei-Stopp-Strategie? Richtig oder falsch?

Dass Ferrari seine Entscheidung 'overruled' habe, sei keine große Sache gewesen. "Letztendlich verfügt das Team an der Boxenmauer über mehr Informationen als ich. Alles in allem ist das schlechte Rennergebnis auf meinen Fehler im ersten Qualifying und den Verkehr zurückzuführen als auf irgendetwas anderes", meinte Leclerc. Der Monegasse stoppte in der 28. Runde, um sich ein zweites Mal die harte Reifenmischung abzuholen. McLaren setzte bei Lando Norris, der als Siebter direkt vor Leclerc in der Startaufstellung stand, im ersten Stint auf Hard und im zweiten Stint auf Medium.

Leclerc holte seine Medium-Reifen erst in Runde 67 ab und fuhr damit das Rennen auf dem fünften Platz zu Ende. Rückblickend räumte Vasseur ein, dass Ferrari in Kanada hätte pokern sollen, in dem Wissen, dass man nicht das schnellste Auto im Feld hat. "Ich habe mit Charles nach dem Rennen gesprochen. Er hat Recht, dass wir in Hinblick auf unsere Position im Rennen nicht viel zu verlieren hatten. Wir hätten einige Risiken eingehen können, aber aus unserer Sicht war es zu optimistisch, einen Stint von 50 Runden auf den harten Reifen zu fahren", erklärte Vasseur und fügte hinzu: "Um die Situation richtig einschätzen zu können, fehlten uns einfach dieses Wochenende einige Runden." Kurz gesagt: Wer kein perfektes Wochenende hinlegt, ist im aktuell engen Feld auf verlorenem Boden unterwegs.

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Ferrari F1-Teamchef vor Rauswurf? Hamilton platzt der Kragen! (15:38 Min.)