Yuki Tsunodas Kanada-Wochenende war das nächste Desaster seiner Red-Bull-Karriere. Diesmal vor allem aufgrund einer heftigen Grid-Strafe, weil er im 3. Training unter Rot überholt hatte. Damit steckte er das ganze Rennen in einem DRS-Zug und wurde chancenloser Zwölfter. Sehr überrascht muss Tsunoda dann aber feststellen: Sechs Fahrer überholen während dem Safety Car. Er und Red Bull sind fassungslos. Dennoch gibt es keine Strafen.

Am Samstag hatte Tsunoda schon lautstark geflucht und es als "lächerlich" bezeichnet, dass er um 10 Plätze zurückgereiht wurde - weil er in FP3 unter roter Flagge den havarierten und mit 80 Km/h an die Box zurückschleichenden Oscar Piastri überholt hatte. Die Stewards hatten nicht gelten lassen, dass Piastri aufgrund seines Schadens so langsam war, dass Überholen zulässig gewesen wäre.

Yuki Tsunoda sauer: Sollten jetzt eine Strafe bekommen

Was war nun am Sonntag im Rennen passiert? Eigentlich passierte es nicht im, sondern nach dem Rennen. Das war nach dem Unfall von Lando Norris unter Safety-Car-Bedingungen beendet worden. Das bedeutet zweierlei: Zum einen biegt das Safety Car vor dem Zieleinlauf trotzdem in die Boxengasse ab und lässt die Autos allein über die Ziellinie fahren.

Das heißt aber nicht, dass in der Auslaufrunde die Safety-Car-Bedingungen aufgehoben werden. Das ist auch leicht daran zu erkennen, dass alle Streckenposten weiter gelbe Flaggen schwenkten und SC-Tafeln hinaushielten. Tsunoda wurde am Funk wiederholt darauf hingewiesen, dass daher weiterhin striktes Überholverbot herrschte.

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Nicht alle Fahrer wussten das. Kimi Antonelli, Oscar Piastri, Charles Leclerc, Esteban Ocon, Carlos Sainz und Pierre Gasly verhielten sich wie auf einer normalen Auslaufrunde und überholten auch andere Fahrzeuge. Tsunoda platzte am Funk daraufhin der Kragen: "Ich meine, wenn ich gestern bei dieser dummen roten Flagge bestraft werden, sollten sie jetzt eine Strafe bekommen."

Red Bull will Konstanz, Kanada-Stewards jedoch milde

"Da waren ein paar Autos, die überholt haben, und da waren Streckenposten auch draußen, also würde ich doch etwas Konstanz hier erwarten", kritisierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen. "Ich schätze, dann werden wir Fünfte", höhnte Tsunoda am Funk noch, ehe er aus dem Auto stieg. Praktisch hätte im Falle von Zeitstrafen eine durch Überrundungen bedingte Teilung des Feldes das unterbunden, aber ein Trostpunkt für Platz 10 wäre theoretisch drin gewesen.

Theoretisch. Denn praktisch luden die Stewards nach dem Rennen alle sechs Fahrer vor und ließen sie mit einer offiziellen Warnung davonkommen. Zwar räumten sie in ihren Urteilen ein, dass es Regelverstöße waren, und dass diese auch sicherheitsrelevant waren: "Die Fahrer wussten zwar, wo der Zwischenfall war, aber sie konnten nicht wissen, ob Notfall-Equipment oder Streckenposten auf der Strecke waren."

Trotzdem verteilten die Stewards bloß Warnungen, die sportlich völlig folgenlos sind. "Weitere Verstöße könnten höhere Strafen nach sich ziehen", heißt es bloß. Das wird Red Bulls Laune am Sonntagabend noch weiter verschlechtert haben. Zugleich war das Team mit einem Protest gegen Sieger George Russell abgeblitzt. Red Bulls Anschuldigungen gibt es hier: