Die Formel 1 hat mit 24 Rennen pro Jahr längst die Belastungsgrenze erreicht, das ist inzwischen selbst den kommerziellen Vermarktern von Liberty Media klar. CEO Stefano Domenicali spricht seit längerem davon, den Kalender nicht mehr weiter wachsen zu lassen. Was für Imola aktuell ganz schlechte Nachrichten sind. Denn 24 Rennen haben bereits einen Vertrag für 2026. Und der italienische Klassiker in der Emilia-Romagna ist nicht dabei.

Mit der Ende April bestätigten Vertragsverlängerung von Mexiko bis 2028 hat das F1-Management effektiv den Kalender für 2026 parat - 24 Rennen unter Vertrag, nur die Termine müssen noch fixiert werden. Madrid kommt neu hinzu, damit muss zwangsweise ein Grand Prix auf der Strecke bleiben. Dieser ist bei aktueller Vertragssituation Imola.

Imola-Veranstalter hoffen noch immer auf Formel 1 2026

F1-CEO Domenicali leistete dem drohenden Ende von Imola bereits vor wenigen Wochen in einem Interview Vorschub. Mit dem Verweis, dass zwei Rennen in einem Land immer schwieriger durchzusetzen werden. 2026 haben die USA (drei GPs) und Spanien (zwei GPs) bereits mehrere Events.

Auf ihrer Pressekonferenz im Vorlauf zur 2025er-Ausgabe gaben sich die Imola-Veranstalter letzte Woche dennoch kämpferisch. Fundamentale Probleme will man keine sehen, wie Michele de Pascale, Präsident der Emilia-Romagna, gegenüber italienischen Medien mehrfach unterstrich. Budget? Sei vorhanden. Problem mit zwei Italien-Rennen? Monza sei kein Hindernis, und im Notfall gäbe es den nahen Kleinstaat San Marino. Als "San-Marino-GP" hatte Imola einst bis 2006 Platz im F1-Kalender gefunden.

Für 2025 hat die Strecke noch einmal die Zuschauer-Kapazität erhöht, die Infrastruktur mit mehr Platz in den Boxen und einem neuen Hospitality-Bereich erweitert und die Fan-Events rund um die Strecke und in der Stadt ausgebaut. Zukünftige Umbauten sind genauso in Planung. Damit will man wohl an diesem Wochenende gegenüber den Formel-1-Vertretern in einem Treffen den letzten großen Vorstoß unternehmen.

Barcelona, Spa, Imola: Hoffen auf die Formel-1-Rotation?

Theoretisch könnte die Formel 1 auch mehr als 24 Rennen abhalten, sofern 7 Teams zustimmen. Wie bereits angemerkt scheint das Interesse an 25 GPs aber beschränkt. 2026 steht ohnehin schon fest, dass es aufgrund des großen Reglement-Umbruchs mit neuen Motoren mehr Testfahrten geben wird.

Damit kommt die Idee des Rotations-Prinzips auf. Vonseiten der Formel 1 wurde das vor Monaten bereits eingebracht. Wenig verwunderlich: Interessenten auf Kalender-Plätze gibt es noch mal um einige mehr. Mit der jüngsten Vertrags-Verlängerung für den Belgien-GP hat man hier bereits den ersten Schritt getan. Ab 2027 findet der Klassiker in Spa nur mehr im Zweijahres-Rhytmus statt:

Aber wer alterniert mit Spa? Ende 2026 laufen die nächsten Verträge aus: Zandvoort, Barcelona, Baku und Austin. Nur von Zandvoort hieß es bislang, dass man sich um keinen neuen Vertrag bemühen wird. Südafrika hält gerade einen Ausschreibungsprozess ab. Ruanda plant eine Strecke. Thailand hat einen Planungsprozess angestoßen. Dann laufen bald auch die Verträge von Mexiko, Singapur und Japan aus. Sie alle bemühen sich um nur wenige Plätze - denn 16 Strecken haben Vollzeit-Verträge bis mindestens 2030. Der Wettbewerb wird für Imola nicht einfacher werden.

Problematisches Madrid-Debüt in der Formel 1: Imola-Chance als Notnagel?

Unter den Strecken mit langfristigen Deals befindet sich auch der neue Stadtkurs "Madring" in den Vororten von Madrid, der 2026 debütieren wird und bis mindestens 2035 Heimat des Spanien-GPs sein soll. So zumindest der Plan. Doch die Planung und Vorbereitung in der spanischen Hauptstadt läuft holprig ab.

Der Baubeginn hat sich bereits verzögert. Erst im April vergab der Veranstalter IFEMA den Vertrag zum Umbau des Messegeländes außerhalb der Stadt für 83,2 Millionen Euro an ein spanisch-französisches Konsortium. Bis Mai nächsten Jahres will man fertig werden, um ein Rennen im September zu ermöglichen. Dafür wird langsam die Zeit knapp. Dass sich lokalpolitischer Widerstand formiert, hilft nicht.

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Kurz vor der Finalisierung der Baugenehmigung im April kündigte die Regionalpartei 'Mas Madrid' die Absicht an, rechtlich gegen das Projekt vorgehen zu wollen. Streitpunkte sind nicht nur Probleme für die Anrainer. Kritiker in der Stadtpolitik fürchten auch, dass das Projekt entgegen den ursprünglichen Versprechungen, keine öffentlichen Gelder zu verwenden, zu einem finanziellen schwarzen Loch werden könnte. In Spanien erinnert man sich nur zu gut an den finanziell kollabierten Valencia-GP als Präzedenzfall. 'Mas Madrid' warnt gar vor bis zu 190 Millionen Euro an möglichen Kosten für die Öffentlichkeit.

Am F1-Fahrerlager ist das nicht vorbeigegangen, auch wenn bis jetzt niemand in Madrid etwas von einer Verschiebung hören will. Sollte der Ernstfall aber tatsächlich eintreten, wäre Imola als leicht zu erreichendes Europarennen das perfekte Ersatz-Szenario. So manövrierte sich die Strecke auch 2020 ursprünglich nach mehreren Jahren ohne F1 zurück in Position für ein permanentes Comeback. Als eine von mehreren Not-Strecken in der Pandemie-Saison.