Oscar Piastri jubelte in Saudi-Arabien. Max Verstappen kassierte eine 5-Sekunden-Strafe und schwieg anschließend vor der Presse. Über den Vorfall wird seither kontrovers diskutiert. War die Strafe gegen den amtierenden Weltmeister gerechtfertigt? Für Formel-1-Experte Christian Danner ist es eine glasklare Angelegenheit.
"Ich muss ganz ehrlich sagen, da liegt der Fall ganz klar auf der Hand", sagt der ehemalige Pilot in der neusten Ausgabe des AvD Motorsport-Magazins. "Piastri hat den Start gewonnen, und zwar eindeutig. Dann war Piastri innen und hat so spät es ging gebremst, um die Schikane noch zu erwischen. Verstappen hat verzweifelt versucht, das zu vereiteln, denn er wusste genau, wenn er nicht vorne bleibt, hat er keine Chance, das Rennen zu gewinnen. Er hat noch später gebremst, sodass er die Kurve natürlich nicht mehr erwischt hätte."
Christian Danner: Verstappen wusste, dass es nicht geklappt hat
Die Konsequenz: Max Verstappen fuhr von der Strecke, verkürzte und landete somit vor Piastri. "Er ist durch die asphaltierte Auslaufzone gefahren und war dadurch vorne, aber er hat sich damit natürlich einen ganz entscheidenden Vorteil verschafft."
Sofort starteten die Diskussionen am Funk. Verstappen argumentierte, er sei von Piastri von der Strecke gedrängt worden. Der McLaren-Pilot setzte entgegen, dass sein Kontrahent die Kurve nie bekommen hätte. Das Überholen-Abgedrängt-Spielchen kennt Christian Danner aus seinen eigenen F1-Tagen.
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"Im Endeffekt habe ich es als Fahrer darauf ankommen lassen. Wissend, was ich tue, habe ich billigend in Kauf genommen, da abzukürzen", so der Motorsport-Experte. "Das ist ein alter Trick und ich bin mir ganz sicher, dass Verstappen in dem Moment wusste, dass es eigentlich nicht so ganz geklappt hat."
Formel-1-Experte urteilt: Verstappen-Manöver unsauber
Red Bull und Verstappen sahen sich jedoch keinem Vergehen schuldig und entschieden sich, die Position nicht zurückzugeben, was schlussendlich zu einer 5-Sekunden-Strafe führte, die der Niederländer bei seinem ersten Boxenstopp absaß. Piastri machte dadurch den Rückstand auf Verstappen gut und gab die Führung in Saudi-Arabien danach nicht mehr her.
"Niels Wittich, der ehemalige Rennleiter, hat eingeführt, dass die Teams in einem solchen Fall selbst entscheiden, ob die Position zurückgegeben wird", erklärt Danner. "Wenn das nicht passiert, wird der Fall an die Stewards weitergeleitet."

Diese urteilen dann über das Geschehen gemäß der sogenannten Driving Standard Guidelines. Richtlinien, die der Öffentlichkeit nicht vorliegen. "Ich habe volles Verständnis für das, was Verstappen getan hat, aber ganz subjektiv und rennfahrermäßig, war es klar nicht sauber im Sinne der Regeln, die wir haben", begründet der Motorsport-Experte die Entscheidung der Stewards.
Stewards durch Norris-Verstappen-Duell sensibilisiert
Tatsächlich wurden bei den Driving Standard Guidelines erst im Winter gemeinsam mit den Fahren nachgebessert, um Klarheit in solchen Situationen zu schaffen. "In Texas letztes Jahr hat sich Lando Norris die Zähne an Verstappen ausgebissen, der, als er überholt werden sollte, immer noch später gebremst hat", erinnert Danner. "Dann haben die zwei das Spielchen so weit getrieben, dass irgendwann beide in die Auslaufzone hinausgefahren sind."
"Natürlich hat sich Verstappen dadurch einen Vorteil verschafft, weil er eben nicht überholt wurde", so der Deutsche weiter. "Spätestens seit diesem Vorfall, wo die ganze Welt wusste, was passiert ist, sind die Stewards da sensibilisiert." Der Formel-1-Experte bleibt daher bei seinem Urteil: "Die Strafe gegen Verstappen war die absolut richtige Entscheidung. Auch wenn sie Christian Horner erstaunlicherweise nicht so richtig schmecken mag."
Und auch, wenn Red Bull die Position zurückgegeben hätte, hätte das laut Danners Einschätzung nichts am Ergebnis geändert. "Ich glaube im Leben nicht, dass Verstappen so gewinnen hätte können", sagt der 67-Jährige. "Wenn Piastri freie Fahrt gehabt hätte, dann wäre er ihm 20 Sekunden weggefahren. Verstappen hätte ihm nicht folgen können, da bin ich mir ziemlich sicher."
Oscar Piastri ist für seine Gelassenheit bekannt, doch was steckt hinter der Coolness des WM-Führenden? Hier nachlesen:
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