Die ewig währende Saga rund um flexible Flügel in der Formel 1 hatte vor knapp einem Monat eine späte und etwas unerwartete Wende genommen. Anders als ursprünglich geplant entschlossen sich die Regelhüter der FIA, die Regeln für Frontflügel dennoch zu verschärfen. Die amtierenden Weltmeister bei McLaren müssen deshalb jetzt umbauen.

McLaren und Mercedes galten schon seit Monaten als die beiden Spitzenteams, was die Entwicklung von flexiblen Flügeln anging. McLarens aggressiv biegsamer Heckflügel war in Baku per Heckkamera in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und nach Bitten von FIA-Seite danach nicht mehr eingesetzt worden. Eine Verschärfung der Biegsamkeits-Tests von Heckflügeln zu Saisonbeginn war schon länger klar.

Neue Frontflügel-Regeln für F1-Teams zu knapp bemessen

Im Januar schob die FIA dann aber doch noch auch verschärfte Frontflügel-Tests nach. Es handelt sich Details in der inzwischen berüchtigten Technischen Direktive 018 - jenem eigentlich nicht öffentlichen Ergänzungspapier zum Technischen Reglement, in welchem die Spezifika zu Biegsamkeit und zu den statischen Belastungstests geregelt werden.

In der letzten Form dieser Technischen Direktive wird festgehalten, dass ab dem neunten Saisonrennen in Barcelona Toleranzen bei den Frontflügel-Tests um einen Millimeter schrumpfen. Der scheinbar ungewöhnliche Zeitpunkt geht in erster Linie darauf zurück, dass die Änderung eben so spät im Winter kam. Erst im Januar. Das stellte die Teams vor mehrere Probleme.

Ursprünglich wollte die FIA ab Monaco durchgreifen. "Aber wir haben hervorgehoben, dass es mit Monaco schwierig ist, effektiv die richtigen Frontflügel für Monaco auf Lager zu haben", verrät Williams-Teamchef James Vowles. Er beschreibt das Grundproblem mit der Regeländerung: "Unser Flügel war schon in der Produktions-Pipeline, als die Regeln geändert wurden."

Williams trifft es laut Vowles kaum: "Das macht mir keine besonderen Sorgen. Es wird wohl einen größeren Effekt auf andere haben." Das ganze Fahrerlager schielt auf McLaren. Die müssen - zum zweiten Mal nach Baku - ein kleines Geständnis ablegen.

McLaren-Teamchef zu flexiblen Frontflügeln: Keine Kopfschmerzen

"Es werden kleine Anpassungen ab Rennen neun nötig sein", räumt McLaren-Teamchef Andrea Stella gegenüber 'Sky Sports News' ein. Der Launch-Frontflügel des McLaren ist zu biegsam, um die neuen Tests zu erfüllen. Aber die große Story, welche manche Konkurrenten darin sehen wollen, will Stella nicht wahrhaben.

"Ich weiß, es ist ein großes Gesprächsthema, aber die Dinge, mit denen wir uns beschäftigen und die uns Kopfschmerzen bereiten sind ganz andere", hält Stella dagegen. Davon, dass Flexi-Tricks mehrere Zehntel ausmachen würden, will er nichts wissen: "Ich will nicht respektlos erscheinen gegenüber all den Männern und Frauen bei McLaren, die so hart daran arbeiten, ein 2024 bereits sehr schnelles Auto noch schneller zu machen."

McLaren hat im Winter viel Arbeit in ein generalüberholtes Auto gesteckt und will auch einige Risiken eingegangen sein. Beide WM-Titel sind das klare Ziel. Flexible Frontflügel sind bei diesen Entwicklungen laut dem Team nur ein sehr kleiner Nebenkriegsschauplatz. Mehr zu McLarens Technik-Plan gibt es hier: