McLaren geht als amtierender Konstrukteursweltmeister in die Formel-1-Saison 2025. Der MCL38 war ab dem Miami-Update im vergangenen Jahr über weite Strecken das schnellste Auto. Das Reglement bleibt stabil, dazu ist es die letzte Saison mit dieser Fahrzeuggeneration. Für McLaren standen eigentlich alle Zeichen auf Evolution - eigentlich.
Denn tatsächlich ging man bei der Entwicklung des MCL39 aggressiv zu Werke. "Wir haben sorgfältig evaluiert, denn der MCL38 war bereits ein wettbewerbsfähiges Auto", weiß auch Teamchef Andrea Stella. "Wir mussten also bewusst und wohlüberlegt entscheiden, wie innovativ wir sein wollten, aber letztendlich haben wir uns für einen relativ anspruchsvollen Ansatz entschieden, was den Innovationsgrad dieses Autos angeht."
Dadurch wollte McLaren sicherstellen, dass bei der Weiterentwicklung "der Dampf nicht ausgeht". Denn Entwicklungsschritte wurden zuletzt schwerer und schwerer. "Das 2025er-Auto sollte auf dem Papier ein ordentlicher Schritt sein. Der Schritt setzt einen linearen Trend fort, den wir mit unseren Updates in Österreich und Singapur 2023 und in Miami und Austin 2024 hatten", so Stella.
McLaren überraschte schon mit der 'Präsentation' selbst. Am Donnerstag fuhr der MCL39 plötzlich in Silverstone. Die Briten brachten ihren 2025er-Boliden als erstes Team überhaupt auf die Strecke. Der Termin war erstaunlich früh, finden die Testfahrten erst zwei Wochen später in Bahrain statt.
Eine echte Präsentation gab es aber nicht. Wohl auch, weil es auf der Speziallackierung keine Sponsoren gab. Die Speziallackierung musste aber sein, weil man vor dem gemeinsamen F1-Launch am nächsten Dienstag die echte Lackierung noch nicht zeigen darf.
McLaren fuhr ein paar Runden und veröffentlichte anschließend nur eine Handvoll Fotos. Die Briten geben sich seit Jahren besonders zugeknöpft, was die technischen Details ihrer Boliden angeht. Entsprechend wenig kann man auf den Bildern erkennen. Aber ein paar interessante Punkte sind dennoch zu sehen.
McLaren MCL39: Aggressive Vorderachse für Aerodynamik
An der Vorderachse haben die Ingenieure über den Winter ordentlich Hand angelegt. Das hängt aber weniger mit der Reifenabnutzung zusammen als vielmehr mit der Aerodynamik. Tatsächlich stand die Longrun-Pace im Lastenheft der McLaren-Entwickler, schließlich war hier Ferrari Klassenprimus. Dafür hatte man das beste Auto, wenn es darum ging, die Reifen ins Betriebsfenster zu bekommen.

Trotzdem zielen die Änderungen an der Vorderachse in erster Linie auf die Aerodynamik ab. Der hintere Lenker des oberen Querlenkerpaares wanderte deutlich weiter nach unten. Durch die geänderte Fahrzeugkinematik verhält sich das Auto beim Bremsen anders. Die Vorderachse nickt durch den 'Anti-Dive-Effekt' nicht so stark ein. Die Aerodynamiker erhoffen sich dadurch eine stabilere Plattform, weil sich das Auto in der Vertikalen weniger bewegt. Gerade in der Ground-Effekt-Ära ist das ein entscheidender Faktor.
Neues Kühlkonzept bei McLaren?
Neu ist auch die Airbox. Drei große Luftkanäle innerhalb der Lufthutze bleiben, doch die Form der Airbox wurde stark verändert. Aus der fast quadratischen Form wurde ein Oval, das in die Horizontale wächst. Die beiden äußeren Kanäle dürften dabei etwas mehr Luft einsammeln.

Auch dahinter wirkt die Airbox etwas voluminöser als im Vorjahr. Hat McLaren hier Kühler nach oben verlegt? Rund um die Motorabdeckung darunter wirkt der MCL39 jedenfalls schlanker, die große Wulst für die Abluft ist zumindest auf den veröffentlichten Bildern nicht zu sehen. Allerdings fand der Filmtag auch nicht gerade bei tropischen Temperaturen im winterlichen Silverstone statt.

Bei den Seitenkästen bleibt es bei einem Überbiss. Heißt: Die Öffnung befindet sich unter dem vordersten Element. Dabei setzt McLaren weiterhin auf die eigenwillige Lösung mit vorgelagerten Leitblechen. Bei den meisten anderen Teams spannte sich eine einzelne Ebene von vorne nach hinten.

Nicht eindeutig zu erkennen sind die Öffnungen der Seitenkästen. Einige Bilder lassen erahnen, dass McLaren hier nun wie viele Konkurrenten auf eine L-Form setzt. Dabei gibt es nicht nur eine horizontale Öffnung, sondern auch ein vertikales Element direkt neben dem Monocoque. Entsprechend hat sich auch die restliche Form des Seitenkastens verändert.
McLaren kündigt Updates früh in der F1-Saison 2025 an
Die frühe Ausfahrt wirft die Frage auf, wie viel vom gezeigten Auto auch tatsächlich zum Einsatz kommt. "Es ist substanziell das Auto, das auch so beim Test in Bahrain fährt", stellt Stella klar. Aber: Schon früh in der Saison wird es ein größeres Update geben. Wann genau, das wollte der Italiener noch nicht verraten.
Das frühe Update ist aber keine Reaktion auf den Regelumbruch 2026. Die Teams müssen ihre Ressourcen zwischen 2025 und 2026 verteilen. Die Frage ist, ab wann die Weiterentwicklung an den aktuellen Boliden eingestellt wird. Dieser Punkt soll bei McLaren noch etwas entfernt sein. Aus taktischen Gründen - sprich Geheimhaltung - hält man das neue Paket aber nicht zurück. "Sie sind einfach noch nicht ausgereift genug", erklärt Stella.
Neben McLaren hat auch das F1-Traditionsteam Williams seinen 2025er-Boliden vorgestellt. Welche Ambitionen sich die Mannschaft aus Grove für die kommende Saison setzt, erfahrt ihr im folgenden Video:
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