Haas landete in der abgelaufenen Formel-1-Saison auf dem siebten Platz. Ein überraschend starkes Resultat für das Team, das sich laut Teamchef Ayao Komatsu zu Beginn des Jahres noch auf dem letzten Rang gewähnt hatte. Und doch konnte die US-Mannschaft nicht ganz zufrieden sein, denn eigentlich hatte man für den Großteil des Jahres das sechsschnellste Auto im Feld und gegen Saisonende sogar das fünftschnellste.

Dass es dennoch nur zu P7 reichte, lag an einem sensationellen Brasilien-Rennen von Alpine, allerdings auch an einer Reihe von Eigenfehlern bei der Strategie und im Renn-Management. Während Komatsu nur Lob für sein Team in der Fabrik rund um Technik-Chef Andrea de Zordo übrig hatte, kam er zur Schlussfolgerung, dass beim Einsatzteam große Umbauten notwendig waren. "Wir haben zu viele Punkte liegen lassen, was die Abläufe auf der Strecke angeht", so der Japaner.

Ging die Haas-Strategie zu oft schief? Das sagt der Teamchef

Komatsu nutzte die Winterpause deshalb dafür, um das Team an der Strecke vollkommen neu aufzustellen. "Es ist eine riesige Veränderung, aber ich hatte das Gefühl, dass es einer unserer schwächsten Bereiche im letzten Jahr war. Und dadurch, dass unser Auto zunehmend konkurrenzfähiger wurde, machte es das nur umso offenkundiger", so der Teamleiter.

Als Beispiele nannte er die Rennen in Österreich und Baku. In Spielberg waren Magnussen und Hülkenberg nach ihrem Stopp mit einer Runde Rückstand knapp hinter dem Führenden, Max Verstappen, auf die Strecke gekommen, und konnten deshalb von ihrem Reifenvorteil nicht profitieren. Beim Aserbaidschan-GP hatte es das Team verpasst, Magnussen-Ersatz Oliver Bearman während dem Rennen darüber zu informieren, dass der Reifenverschleiß geringer als erwartet ausfiel. Der Brite managte deshalb seine Reifen zu stark.

Ayao Komatsu erklärt die Haas-Umstrukturierung im Detail

Der hochrangigsten Neuzugang bei dieser Umstrukturierung war Mark Lowe, der als Sportdirektor zu jenem Team zurückkehrt, bei dem er bereits in der Vergangenheit einst als Teammanager aktiv gewesen war. Der bisherige Teammanager Peter Crolla musste dafür seinen Hut nehmen.

"Wir hatten keinen Sportdirektor, wir hatten Peter Crolla als Teammanager, aber wir brauchten auch in diesem Bereich dringend jemanden, der die Rolle als Sportdirektor ausfüllen kann", erklärte Komatsu diesen Schritt. Lowe erschien laut ihm als perfekte Wahl, da er nicht nur bereits die Rolle kennt, sondern auch mit der besonderen Struktur des Formel-1-Teams, das auf drei Standorte verteilt ist, bestens vertraut ist.

Außerdem sicherte sich Haas mit Carine Cridelich eine neue Strategie-Chefin. Die ehemalige Rennstrategin der Racing Bulls ist allerdings noch nicht Teil des Teams, sondern wird erst Anfang März dazustoßen. Intern befördert wurden Laura Müller und Ronan O'Hare, die jeweils vom Performance-Ingenieur zum Renningenieur aufstiegen. Vor allem die Beförderung von Müller sorgte für viel Aufsehen. Sie ist die erste Frau, die in der Formel 1 einen Renningenieurs-Posten besetzt.

Erfahrung haben in dieser neuen Rolle beide nicht. Aber Komatsu ist dennoch davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. "Wenn man über externe Kandidaten spricht, dann gibt es viele Vor- und Nachteile. Sie (Laura und Ronan, d.Red) haben weniger Erfahrung, aber bringen viel Potenzial mit und in einem Jahr können sie fast auf demselben Level sein [wie ein Neuzugang mit Erfahrung]", sagte er.

Bei einer externen Besetzung ist in der Formel 1 ein Sperr-Zeitraum (Gardening Leave) üblich. Das Team hätte also länger warten müssen. Und nicht nur das. Komatsu nannte auch einen psychologischen Vorteil eines internen Aufstiegs: "Wenn man an die Teamdynamik denkt, dann ist es ein motivierendes und positives Zeichen für die Teammitglieder."

Rein mit internen Nachbesetzungen kam aber auch die Renningenieur-Abteilung nicht aus. Francesco Nenci, der als Vorgesetzter von Müller und O'Hare unter dem Titel als Chef-Renningenieur firmiert, stieß ebenfalls neu zum Team. 2024 hatte Haas keine adäquate Besetzung für diesen Posten gefunden. Der ehemalige Toyota- und Sauber-Mann soll für die Erfahrung in diesem Trio sorgen.

Noch mehr neue Mitarbeiter: Haas baut Test-Team auf

Die wichtigsten technischen Positionen bei Haas sind damit für das kommende Jahr besetzt. Nur einzelne kleine Posten in dem etwa 330 Mann starken Team werden noch nachgefüllt, so soll etwa im Februar ein neuer Performance-Ingenieur dazustoßen. Außerdem baut Haas mit den Toyota-Ressourcen ein eigenes Team auf, das für TPC-Tests aufgestellt wird. In der Vergangenheit hatte die US-Truppe überhaupt nicht die Möglichkeiten entsprechenden Testfahrten mit mindestens zwei Jahre alten F1-Autos vorzunehmen.

Die erste dieser Testfahrten gab es schon in der vergangenen Woche in Jerez, dort aber mit den Stamm-Ingenieuren. Sinn und Zweck der Jerez-Testfahrten war es nämlich, die Ingenieure auf die neue Saison einzuschießen und vor allem die neuen Renningenieure an ihre Fahrer zu gewöhnen. Sowohl Esteban Ocon als auch Bearman absolvierten jeweils etwa 400 Kilometer im VF-23.