Nach seinem ersten Arbeitstag in Maranello am Montag dieser Woche begann das Abenteuer Ferrari für Lewis Hamilton am Mittwoch so richtig. Erstmals durfte er einen Formel-1-Boliden mit dem springenden Pferd pilotieren. Auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano verließ Hamilton die Garage um 09:16 Uhr morgens im SF-23 bei dichtem Nebel.
Obwohl der Test eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, fanden sich hunderte Fans und auch Journalisten auf der Brücke neben der Strecke ein, um einen Blick auf die ersten Runden von Ferrari-Pilot Lewis Hamilton zu erhaschen. Der erfolgreichste Formel-1-Pilot der Geschichte bedankte sich nach getaner Arbeit bei den Tifosi, die in der Kälte ausgeharrt hatten.
Besonders viel Action bekamen die Fans nicht zu sehen: Lediglich 30 Runden drehte Hamilton und kam so nur auf eine Distanz von 89 Kilometer. Grund dafür waren die schlechten Bedingungen und neue Test-Regelungen, weshalb die Teams auch in älteren Fahrzeugen mit Testkilometer haushalten müssen.
"Ich hatte das Glück, in meiner Karriere viele Premieren zu erleben: Vom ersten Test über das erste Rennen, das Podium, den Sieg und die Meisterschaft. Ich war mir also nicht sicher, wie viele Premieren ich noch erleben würde, aber heute Morgen zum ersten Mal in einem Ferrari zu fahren, war eines der besten Gefühle meines Lebens", sagte Hamilton anschließend.
"Als ich den Wagen startete und durch das Garagentor fuhr, hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht. Es erinnerte mich an das allererste Mal, als ich ein Formel-1-Auto testete", so Hamilton. "Es war ein so aufregender und besonderer Moment, und hier, fast zwanzig Jahre später, spüre ich diese Emotionen wieder." Auch beim Helmdesign hieß es für ihn zurück zu den Wurzeln: Der 40-Jährige überraschte mit einem knallgelben Helm.
Lewis Hamilton mit Sebastian Vettels Renningenieur
Für Hamilton ging es beim Test vor allem darum, sich bei Ferrari zu akklimatisieren und Abläufe kennenzulernen. Renningenieur Ricciardo Adami, der auch schon mit Sebastian Vettel gearbeitet hatte, leitete Hamilton am Funk durch den Tag.
Neben zwei Übungsstarts konnte der Brite auch ein paar fliegende Runden auf Slicks drehen, ehe sich das Wetter am Nachmittag wieder verschlechterte, als Teamkollege Charles Leclerc im Cockpit Platz nahm. Der Monegasse fuhr lediglich 14 Runden und sorgte hauptsächlich mit Donuts für Unterhaltung bei den noch immer ausharrenden Fans.

Von Hamilton gibt es warme Worte für die Tifosi: "Ich wusste schon von außen, wie leidenschaftlich die Ferrari-Familie ist, von allen im Team bis zu den Tifosi! Aber dies nun als Ferrari-Fahrer aus erster Hand zu erleben, war beeindruckend. Diese Leidenschaft fließt durch ihre Adern, und man kann nicht anders, als sich von ihr anstecken zu lassen. Ich bin so dankbar für die Liebe, die ich in dieser Woche von allen in Maranello gespürt habe. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, aber ich kann es kaum erwarten, anzufangen."
Selbst Teamkollege Leclerc ließ sich ein wenig von der Hamilton-Euphorie anstecken: "Es war schön zu sehen, wie Lewis seine ersten Runden in einem Ferrari gedreht hat. Es war ein spezieller Moment für das Team und für ihn."
Den speziellen Tag ließ sich nicht nur Hamiltons Familie nicht entgehen: Auch Piero Ferrari, der Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari und Vize-Präsident des Autoherstellers, war an der Strecke und verfolgte das Geschehen zeitweise mit Teamchef Fred Vasseur.
Ferrari muss mit Test-Kilometern haushalten
Das schlechte Wetter war nicht der einzige Grund, weshalb Hamilton und Leclerc kaum Kilometer abspulten. Das TPC-Reglement wurde für die Formel-1-Saison 2025 überarbeitet. Testfahrten mit mindestens zwei Jahre alten Autos sind nun nicht mehr unbegrenzt möglich. Jedem Team stehen insgesamt nur 20 solcher Testtage zur Verfügung. Die Stammfahrer dürfen an maximal vier verschiedenen Tagen am Steuer sitzen und dabei zusammen höchstens 1.000 Kilometer zurücklegen.
Die Restriktionen im Reglement waren nötig, weil einige Teams die TPC-Tests 2024 bis zum Exzess trieben. In der vergangenen Saison durften erstmals Fahrzeuge aus der Ground-Effect-Ära nach dem TPC-Reglement getestet werden. Das nutzten die Teams aus. Nachdem Ferrari 2024 den F1-75 aus der Saison 2022 für die Tests einsetzte, wechselte man nun auf dessen Nachfolger SF-23. Dabei handelt es sich um das aktuellste Auto, das für diese Tests zugelassen ist.
Der nächste offizielle Termin für Hamilton findet am 18. Februar in London statt. An diesem Tag findet in der O2-Arena der große Formel-1-Launch statt, ehe Ferrari am nächsten Tag das neue Auto präsentiert. Bis dahin sind noch weitere TPC-Tests geplant.
Fiorano oder Maranello? Den Überblick verloren? Kein Problem, Christian erklärt euch im Video den Mythos Ferrari vor Ort.
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