Sergio Perez klammerte sich bis zuletzt an seinen Formel-1-Vertrag bei Red Bull. Dieser läuft bis 2026 und wurde erst im Juni verlängert. Doch immer offensiver ließen die Entscheidungsträger der Bullen in den letzten Wochen durchblicken, dass ein Verbleib des Mexikaners alles andere als fix ist. Ganz im Gegenteil: Teamchef Christian Horner legte ihm nach dem Katar-Rennen und vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi sogar etwas verklausuliert einen Rücktritt nahe.
Diesen verneinte Perez nach Abu Dhabi unmissverständlich. Nach dem Rennen auf dem Yas Marina Circuit gab er aber erstmals selbst zu, dass seine Zukunft bei Red Bull noch nicht geklärt ist und Teil von Verhandlungen in der nächsten Woche darstellt. "Ich weiß im Moment nicht, was passieren wird", gibt er zu. "Alles, was ich im Moment sagen kann, ist, dass ich in der Mitte der Saison einen Vertrag unterschrieben habe, in den nächsten zwei Jahren für Red Bull zu fahren."
Perez' F1-Karriere steht auf der Kippe: Werden sehen, ob wir Einigung erzielen können
"Wir werden also sehen, was passiert und wie die Gespräche in den nächsten Tagen verlaufen", erklärte Perez weiter. Bislang hatte er noch nie öffentlich eingestanden, dass es derartige Gespräche gibt oder geben soll. Noch vor wenigen Tagen hatte Perez die Wahrscheinlichkeit auf einen Verbleib als zweiter Fahrer bei Red Bull auf 100 Prozent beziffert und damit den Aussagen von Dr. Helmut Marko und Horner widersprochen, dass die Entscheidung erst in der Woche nach Abu Dhabi fallen wird.
Der Abschied von Perez bei Red Bull steht bereits länger im Raum. Dass der Mexikaner selbst in den letzten Wochen das aber nicht einsah, sondern stattdessen öffentlich immer auf seinen Vertrag pochte, liegt wohl mitnichten daran, dass er uns sein Umfeld Realitätsverweigerung betreiben, sondern vielmehr an Verhandlungskalkül.
Perez steht bei einer einseitigen Auflösung seines Kontrakts durch Red Bull eine millionenschwere finanzielle Entschädigung zu. Zum Vergleich: Das jährliche Fahrergehalt von Perez soll sich auf ungefähr 13 Millionen Euro beziffern. Sein im Sommer neu unterzeichneter Zwei-Jahres-Vertrag würde ihm demnach über 25 Millionen einbringen. Wie viel bekommt er aber, falls das Team ihn vor die Tür setzt? Die kolportierten Zahlen bewegen sich zwischen 10 und 20 Millionen US-Dollar. Perez und sein Management versuchen bei Verhandlungen mit dem Team wohl die höchstmögliche Kompensationssumme zu erreichen.
"Wir werden in den kommenden Tagen Gespräche führen und wir werden diskutieren, wie die Situation für beide Parteien aussieht und wir werden sehen, ob wir eine Einigung erzielen können", zeigt sich Perez verhandlungsbereit. "Falls nicht: Wie gesagt, ich habe einen Vertrag für nächstes Jahr".
Red Bull berät: Fällt die Perez-Entscheidung heute?
Während dem Abu-Dhabi-Wochenende kamen Gerüchte auf, wonach ihm eine Rolle als Red-Bull-Botschafter angeboten worden sei. In Lateinamerika und natürlich vor allem in Mexiko verfügt Perez über eine große und leidenschaftliche Fanbasis. Aus kommerzieller Sicht wäre Perez also für die Getränkemarke ein großer Verlust, aus sportlicher Sicht wurden seine Leistungen in den vergangenen Monaten zunehmend untragbar.
Laut einzelnen Meldungen sei eine interne Entscheidung schon gefallen, aber noch nicht von den Eigentümern abgesegnet worden. Wie Motorsportberater Dr. Helmut Marko mitteilte, treten am heutigen Montag die Shareholder zusammen, um die Fahreraufstellung für Red Bull zu finalisieren. Abgesehen von Verstappen bei Red Bull Racing ist alles offen.
Als potenzielle Nachfolger von Perez kommen die beiden Racing-Bull-Piloten in Frage: Liam Lawson und Yuki Tsunoda. Das kristallisierte sich bereits seit Las Vegas heraus, nachdem sich Williams-Pilot Franco Colapinto durch eine Unfallserie selbst aus dem Cockpit-Rennen gecrasht hatte. Zuvor soll auch der Argentinier hoch im Kurs gestanden sein.
Horner bestätigte diese Ausgangslage nach Abu Dhabi: "Falls irgendetwas mit Checo entschieden würde, wären sie [Lawson und Tsunoda] natürlich die Kandidaten, die wir anstreben würden." Wer von beiden den Vorzug erhält, lässt sich noch nicht abschätzen. Bei den Racing Bulls hat F2-Vizemeister Isack Hadjar gute Chancen. Die Entscheidung fällt also heute, wann sie aber publik gemacht wird, steht noch nicht fest.
Endete die Formel-1-Karriere von Sergio Perez in Abu Dhabi?
Das womöglich letzte Rennen der Formel-1-Karriere von Sergio Perez passte zu seiner bisherigen Saison. Wobei er abgesehen von seiner Startposition keine Schuld an dem erneuten Nuller trägt. Bereits in der ersten Runde wurde der Mexikaner von Valtteri Bottas am Hinterrad getroffen und gedreht. Anschließend hatte er keinen Vortrieb mehr und konnte den Grand Prix nicht mehr fortsetzen.
"Ich wurde hinten getroffen und dadurch war mein Auto beschädigt. Ich hatte keinen Antrieb" beschrieb er. Perez vermutet aber, dass schon zuvor etwas mit seinem RB20 nicht gestimmt habe: "Jedes Mal, wenn ich nach oben geschaltet habe, verlor ich etwas Vortrieb." Falls der Abu-Dhabi-GP also tatsächlich sein letztes Rennen war, dann ist es ein unrühmlicher Abgang für Perez.
Der 34-Jährige gewann sechs Grands Prix und landete 39-mal auf dem Podium. Vor seiner Zeit bei Red Bull machte sich der Fahrer, der 2011 bei Sauber sein Debüt gefeiert hatte, einen Namen als Dauerbrenner im Mittelfeld, der in beeindruckender Regelmäßigkeit Überraschungs-Podien abstauben konnte, und das volle Potenzial seines - meist bescheidenen – Materials abrufen konnte. Bei Red Bull gelang ihm das nicht mehr.
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