Vier Grands Prix verbleiben noch in der Formel-1-Saison 2024, ein Weltmeister wird in allzu naher Zukunft jedoch noch nicht feststehen. Während sich in der Konstrukteurs-WM noch ganze drei Teams realistische Chancen auf die Weltmeisterschaft ausrechnen können, trennen Max Verstappen und Lando Norris in der Fahrer-Wertung ebenfalls nur 47 Punkte. Zwischen den beiden Titelrivalen kam es dabei im Laufe der Saison und vermehrt zuletzt immer wieder zu Zusammenstößen auf der Strecke. Sowohl in Austin als auch in Mexiko hagelte es zuletzt Strafen in Folge von Zweikämpfen der Piloten.
Für manch einen Beobachter werden angesichts der zahlreichen Kontroversen Erinnerungen an den hart ausgefochtenen WM-Kampf 2021 zwischen Verstappen und Lewis Hamilton wach. Konfrontiert mit diesem Vergleich reagiert McLaren-Teamchef Andrea Stella am Sao-Paulo-Wochenende vor allem mit Genugtuung. „Ich fühle ein bisschen Stolz durch den Fakt, dass McLaren jetzt Teil dieses Kampfes ist“, so Stella.
Verstappen gegen Norris: WM-Kampf spitzt sich zu
Doch Stolz ist nicht die einzige Konsequenz aus dem Vergleich der WM-Kämpfe 2024 und 2021 für McLaren. Auch konkret in den teaminternen Analysen blickt McLaren auf 2021 zurück, wie Stella verrät: „Wir schauen uns diese Saison definitiv an. Wir haben uns sogar das enge Racing zwischen Max und Hamilton angeschaut.“ Darüber, welche konkreten Schlüsse McLaren aus diesen Analysen gezogen habe, wurde Stella jedoch nicht konkret.
Fest steht jedoch, dass die Spannungen auf der Strecke zwischen Verstappen und Norris aktuell auf einem vorläufigen Höhepunkt sind, inklusive zunehmend eindeutiger verbaler Kritik zwischen den als privat befreundet geltenden Piloten. Gerade Verstappen sah sich angesichts seines Zweikampfverhaltens zuletzt Kritik ausgesetzt, die der Niederländer am Donnerstag vor dem Sao-Paulo-GP allerdings deutlich zurückwies.
Stella: Keine Anpassung von Norris' Zweikampfverhalten notwendig
Sollte Norris angesichts des zuletzt wieder zunehmend harten Zweikampfstils von Verstappen in Rad-an-Rad-Duellen seine Herangehensweise an diese verändern und fortan ebenfalls mit härteren Bandagen kämpfen? Wenn es nach McLaren geht, ist diese Frage zu verneinen. „Überhaupt nicht“, so die klare Antwort von Stella in der Teamchef-Pressekonferenz in Interlagos. Der Italiener machte dabei seine Priorität in Bezug auf Zweikämpfe auf der Strecke klar: Keine unnötigen Punkte durch Kollisionen liegenlassen.
Besonders der diesjährige Österreich-GP blieb Stella dabei negativ in Erinnerung. Bei dem Rennen Ende Juni kollidierten Norris und Verstappen im Kampf um die Führung. Während Norris ausschied, rettete Verstappen Rang fünf ins Ziel. „Die Punkte, die wir in Österreich dadurch verpasst haben, dass wir eine richtige Kollision hatten und aus dem Rennen geworfen wurden, sind Punkte, die wir bereuen“, hadert Stella. „Wir bereuen nicht wirklich viele andere Punkte in dieser Saison. Potenziell die Sache in Austin, wo wir immer noch glauben, dass die finale Klassifikation nicht korrekt ist, aber wir respektieren die Arbeit der Stewards.“
”Aus Landos Sicht ist das also die Art und Weise, wie er Racing betreiben sollte. Lando reflektiert dadurch unsere Werte“, hält Stella fest. „Wir racen fair, wir racen auf eine korrekte Weise, wir racen auf eine sportsmännische Weise. Und dann haben wir ultimativ bei diesen engen Kämpfen eine dritte Partei, das Stewarding. Wir vertrauen dem Stewarding. In Mexiko hat das sehr gut funktioniert und wir hatten gutes Racing.“
Stella über Querelen mit Red Bull: Musst auf diesem Level besonders aufmerksam sein
Doch nicht nur für den Umgang mit Verstappen auf der Strecke zieht McLaren die Saison 2021 zu Rate. Auch die strikte gegenseitige Überwachung zwischen Mercedes und Red Bull, besonders auf technischer Seite, ist von Interesse für das Team aus Woking. Eine Praxis, von der sowohl McLaren als auch Red Bull auch 2024 bereits Gebrauch machten. Zuletzt gab es etwa Streitigkeiten um McLarens Heckflügel und den Unterboden Red Bulls.
“Wenn du auf diesem Level kämpfst, musst du definitiv extra aufmerksam dabei sein, zu analysieren, was Konkurrenten aus einer technischen und sportlichen Sicht machen“, beschreibt Stella. „Also ja, 2021 ist eine Referenz-Saison, wie viele andere, um fair zu sein, und wir versuchen so viel wie möglich daraus zu lernen.“
McLaren-Teamchef: Norris bereit, um im WM-Kampf zu siegen
Dass Norris in dieser zunehmend wachsenden Drucksituation derweil einen kühlen Kopf bewahren wird, daran hegt Stella keinen Zweifel. „Lando geht mit dieser Situation, wo er im Kampf um die Meisterschaft ist, auf eine Art und Weise um, die wir genießen“, lobt Stella seinen Piloten. „Er ist jetzt ein sehr reifer Fahrer, schnell, seine Stärke im Rennen verbessert sich fortlaufend, die Haltung, das Lernen aus jeder Situation, was wir fast von Rennen zu Rennen erkennen können.“
Stella hält fest: „Lando ist definitiv reif genug als Fahrer, um in dieser Art von Kampf zu obsiegen, was ein Kampf gegen einen der besten Fahrer in der Geschichte der Formel 1 ist.“ Dementsprechend einfach sei die Kommunikation mit Norris. „Wir sagen ihm einfach jederzeit: ‘Mach weiter mit dem, was wir tun, lass uns zu jedem Zeitpunkt besser werden, lass uns die beste Version von uns Rennen nach Rennen werden.‘“
Nicht nur die Situation in der Weltmeisterschaft der Formel 1 spitzt sich kurz vor Saisonende zu. Auch auf dem Fahrermarkt wird es im Kampf um die letzten verbleibenden Cockpits ernst. Dabei soll zuletzt Franco Colapinto nach seinen vielversprechenden Williams-Auftritten in den Fokus der Racing Bulls gerückt sein, sollte Liam Lawson 2025 Sergio Perez bei Red Bull ersetzen. Diese Gerüchte wurden am Freitag in Interlagos zusätzlich dadurch angeheizt, dass Christian Horner im Williams-Motorhome gesichtet wurde. Doch von einem Zusammenhang mit der Zukunft Colapintos wollte Williams-Teamchef James Vowles im Anschluss nichts wissen. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:
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