21 Punkte Rückstand, Startplatz 3 und 19, der Hauptkonkurrent McLaren in der ersten Startreihe. Mit schlechten Karten startete Ferrari den Formel-1-Titel-Showdown unter den Flutlichtern in Abu Dhabi. Düstere Vorzeichen, die sich aber bereits nach der ersten Runden stark verbessern sollten.

Hoffnungsschimmer am Start: Doch noch Chancen auf den WM-Titel?

Eine Startkollision zwischen Max Verstappen und Oscar Piastri nahm bereits einen McLaren in den ersten Metern des Grand Prix aus dem Kampf um die Spitzenpositionen. In einer sensationellen Eröffnungsrunde machte Charles Leclerc elf Positionen gut und sollte auch im weiteren Rennen en route zu seinem 43ten Podestplatz auf keinerlei Probleme stoßen.

"Ich wusste, dass ich in Runde 1 alle Risiken eingehen musste, um so viele Positionen wie möglich gutzumachen, um für den Rest des Rennens in einer guten Ausgangslage zu sein", reflektierte Leclerc unmittelbar nach dem Grand Prix. "Das haben wir geschafft, aber leider sind wir zu weit hinten gestartet, um mehr zu erreichen. Ich glaube, das war das Maximum", gab ein enttäuschter Leclerc zu verstehen.

Carlos Sainz rückte nach dem Drama rund um Piastri auf Platz 2 vor und konnte Lando Norris' Pace im ersten Stint auf den Medium-Reifen mitgehen. Nach den ersten Boxenstopps kam der Spanier bis auf zwei Sekunden an den McLaren-Piloten heran, eine ernsthafte Gelegenheit, um den Sieg zu kämpfen, bot sich ihm allerdings nicht.

"Sobald wir die harten Reifen aufgezogen haben, schienen sie [McLaren, d. Red] ein bis zwei Zehntel schneller zu sein und gerieten außer Reichweite", analysierte Sainz. Sein Resümee: "Ich habe mein Bestes gegeben, Lando unter Druck zu setzen, aber heute war McLaren insgesamt etwas schneller. P2 war das Maximum, was wir heute erreichen konnten."

Mit einer Ausbeute von 33 Zählern machte die Scuderia zwar Punkte auf McLaren gut, ein Sieg von Norris, kombiniert mit einem zehnten Platz von Piastri verkürzte den Rückstand allerdings nur auf 14 Punkte. Trotz Doppelpodium hält die Titel-Pleite in Maranello, die inzwischen seit mehr als fünfzehn Jahren besteht, weiter an.

Neben dem Kampf um den Konstrukteurs-Weltmeistertitel stand der Abu-Dhabi-GP im Zeichen vieler Abschiede. Lewis Hamilton beispielsweise wechselt 2025 zu Ferrari und rundete sein letztes Rennen mit Mercedes mit einer Aufholjagd ab. Mehr darüber lest ihr hier:

Wo hat Ferrari die Weltmeisterschaft verloren?

"Das tut sehr weh. Da ist nicht viel Zufriedenheit in mir, obwohl das Rennen wirklich sehr gut war und wir ein kleines Wunder zustande gebracht haben", beschrieb Leclerc seine Gefühlslage. Er machte aber auch klar: "Man gewinnt und verliert eine Meisterschaft nicht wegen des letzten Rennens."

Seine Saisonbilanz: "In der ersten Hälfte war das Auto nicht gut genug, die zweite Hälfte war extrem gut." Eine Auffassung, die Teamchef Fred Vasseur teilt: "Wir hatten drei oder vier Rennen, bei denen wir mit dem Upgrade Probleme hatten", erinnerte der Franzose an eine Phase ab dem Kanada-GP.

"Ich hatte heute Abend eine Menge Rennen im Kopf, bei denen wir in dieser Saison 14 Punkte verloren haben", gab er zu. Er weiß jedoch auch, dass Selbiges ebenfalls auf die Konkurrenz aus Woking zutrifft: "Auch McLaren hatte einige Probleme und wir müssen im nächsten Jahr einfach bessere Arbeit leisten."

Carlos Sainz: emotionaler Ferrari-Abschied wird nicht durch Titel gekrönt

Carlos Sainz schaute unter einem besonderen Blickwinkel auf die Saison 2024 zurück. Anfang Februar wurde bekanntgegeben, dass Co-Rekordweltmeister Lewis Hamilton seinen Platz bei der Scuderia einnehmen würde. Den 30-Jährigen zieht es im kommenden Jahr zu Williams.

2021 gab Carlos Sainz sein Debüt in Rot, Foto: LAT Images
2021 gab Carlos Sainz sein Debüt in Rot, Foto: LAT Images

"Ich bin insbesondere auf diese letzte Saison mit Ferrari sehr stolz", blickte Sainz zurück. "Wenn man die Position, in die ich am Anfang des Jahres gebracht wurde, bedenkt, wäre es einfach gewesen, demotiviert zu sein."

Das Gegenteil war aber der Fall, wie Teamchef Vasseur attestierte: "Er war die ganze Saison über fantastisch. Selbst als er mit anderen Teams im Gespräch war, blieb er professionell, sehr engagiert und hat brillante Arbeit geleistet."

Das erste Mal in seiner Karriere gewann Sainz mehrere Grands Prix in einer Saison. 2024 kann er neben zwei Siegen auf eine Pole-Position und in Summe neun Podien zurückschauen. "Ich bin sehr dankbar, vier Jahre lang Teil dieses tollen Teams gewesen zu sein. Mein Ziel ab dem nächsten Jahr wird es sein, mit Williams den Fokus darauf zu legen, dahin zurückzukehren, wo sie hingehören."

Bei den Post-Season-Tests in Abu Dhabi wird Sainz erstmalig am Steuer eines Williams-Boliden sitzen. Ferrari erteilte ihm dafür eine Freigabe. Hier erfahrt ihr mehr über das anstehende Debüt von Sainz beim Traditionsteam: