Dieser Abschied war ganz und gar nicht eines Weltmeisters würdig. Max Verstappen kegelte im letzten Formel-1-Rennen der Saison in Abu Dhabi in Kurve 1 Oscar Piastri raus und drehte sich dabei auch noch selbst. Unmittelbar nach dem Unfall verteidigte sich Verstappen am Boxenfunk noch damit, dass er neben Piastri gewesen sei, doch nach dem Rennen hatte er seinen Fehler eingesehen.
"Ich habe versucht, die Innenbahn zu erwischen und habe schnell gemerkt, dass die Lücke immer kleiner wurde. Ich wollte versuchen, aus der Lücke herauszukommen, weil ich natürlich nicht mit Oscar kollidieren wollte, aber leider erwischten wir uns trotzdem", beschrieb der Formel-1-Weltmeister die Situation.
Die Stewards brummten Verstappen eine Zeitstrafe von zehn Sekunden auf. Der Niederländer störte sich allerdings an diesem Strafmaß. Als er beim Boxenstopp über diese informiert wurde, schimpfte er am Funk über die Rennkommissare: "Können wir nicht einfach um 20 Sekunden fragen? Dumme Idioten."
Nach dem Rennen meinte Verstappen sarkastisch: "Ich erwartete 20 Sekunden, 30 Sekunden oder eine Stop-and-GP-Strafe. Vielleicht sollte man beim nächsten Mal darüber reden." Der Ärger des Champions bezieht sich wohl darauf, dass es sich um einen Zwischenfall in der ersten Kurve handelte und in der Vergangenheit dort Fahrern bei Unfällen mehr Spielraum gewährt wurde, ehe die Stewards zum Strafenhammer griffen.
Max Verstappen im Strafen-Frust: Ich verstehe gar nichts mehr
Beim Katar-GP vor einer Woche verlor beispielsweise Nico Hülkenberg die Kontrolle über seinen Haas und löste dadurch einen Unfall aus, der Esteban Ocon und Franco Colapinto aus dem Grand Prix nahm. Der Deutsche kam ohne Bestrafung davon. Verstappen zeigte sich nach dem Abu-Dhabi-GP gefrustet über die seiner Meinung nach inkonstanten Bestrafungen: "Ich verstehe gar nichts mehr", giftete er, wollte aber nicht näher darauf eingehen: "Ich werde mich jetzt nicht über dieses Zeug ärgern. Das ist meine Zeit nicht wert."
Dass er schuld an der Kollision ist, das sieht er ein. Denn direkt nach dem Rennen entschuldigte sich der 63-fache GP-Sieger bei Piastri: "Man will nie, dass so etwas passiert, vor allem nicht mit ihm, denn er ist ein großartiger Typ", sagte Verstappen später. Piastri nahm die Entschuldigung an und wollte bei den Interviews nach dem Rennen nicht weiter darauf eingehen: "Die Strafe spricht für sich selbst", so der Australier.
Nach Startunfall: Oscar Piastri räumt Franco Colapinto aus dem Weg
Der Fahrer des frisch gekrönten Konstrukteurs-Weltmeisters McLaren kann aber dem Fahrer-Weltmeister schwer Vorwürfe machen, denn er sitzt im Glashaus. In Runde 5 war es Piastri, der eine Kollision auslöste: Beim Restart nach der VSC-Phase schätze er den Bremspunkt von Williams-Pilot Franco Colapinto in Kurve 7 falsch ein und touchierte dessen Heck. Colapinto trug einen Reifenschaden davon, Piastri musste zum Frontflügel-Wechsel an die Box.
"Ich habe den Job durch meinen Zwischenfall mit Franco selbst abgeschlossen", bilanzierte er im Interview bei SkyF1 trocken und nahm die Schuld auf sich. "Das war praktisch der Sargnagel für mein Rennen", so Piastri. Immerhin schaffte er es im Laufe des Rennens sich bis auf P10 durchzuarbeiten und einen Punkt mitzunehmen.
Verstappen erholte sich von seinem frühen Dreher und der Strafe übrigens auch. Er überquerte die Ziellinie auf der sechsten Position. Der vierfache Weltmeister hält damit eine Statistik aufrecht: Bei jedem Rennen, das er in diesem Jahr beendete, fuhr er unter den ersten Sechs in Ziel. Nur bei seinem Ausfall in Australien ging er leer aus. Eine beeindruckende Errungenschaft, denn gleichzeitig sammelte sein Teamkollege Sergio Perez seit dem Miami-GP Anfang Mai nur ein einziges Top-6-Resultat.
Droht Verstappen eine Sperre? Vaterschafts-Urlaub
Neben seiner Zeitstrafe setzte es für Verstappen auch noch zwei Strafpunkte in der Strafkartei der FIA. Damit steht er nach seiner vierten WM-Saison bei acht Zählern. Sollte er zwölf Punkte erreichen, wird er für ein Renn-Wochenende gesperrt, so wie es beim Aserbaidschan-GP schon Kevin Magnussen passiert ist.
Verstappen, der am Freitag die Welt darüber informierte, dass er und seine langjährige Freundin Kelly Piquet ein Kind erwarten, nahm diese Gefahr mit Humor: "Vielleicht versuche ich auf zwölf zu kommen, wenn das Baby geboren ist. Vaterschafts-Urlaub."
diese Formel 1 Nachricht