Das letzte Formel-1-Rennen der Saison 2024 gibt am Sonntag in Abu Dhabi den Vorboten für eine Zeitenwende in der Königsklasse. 2026 kommt das neue technische Reglement, doch personell gibt es in den Reihen der Formel-1-Teams schon für 2025 bereits große Veränderungen. Mit Lewis Hamiltons Abschied von Mercedes einhergehend mit seinem Wechsel zu Ferrari endet eine Ära im Sport. Darüber hinaus gehen zwei langjährige Karrieren zu Ende, unter anderem die seines einstigen Silberpfeil-Weggefährten Valtteri Bottas. Für Sergio Perez könnte es trotz bestehendem Red-Bull-Vertrag der Abgesang sein.

Lewis Hamilton zum letzten Mal im Formel-1-Auto von Mercedes

Bereits im Alter von zwölf Jahren trug Lewis Hamilton den legendären Mercedes-Stern auf seiner Brust. Im Jahr 1997 wurde er Teil des Förderprogramms von McLaren-Mercedes, zehn Jahre später kämpfte er für das Team um die Formel-1-Weltmeisterschaft. 2013 wechselte er zum Mercedes-Werksteam und schrieb eine der größten Erfolgsgeschichten des Sports. Jeden einzelnen Meilenstein seiner Karriere erreichte Hamilton mit Mercedes-Motoren: sieben WM-Titel, 105 Siege, 202 Podien, 104 Pole Positions, 67 schnellste Runden. Seit seiner Vertragsunterzeichnung mit Ferrari im Februar ist klar, dass diese glorreiche Partnerschaft heute nach insgesamt 27 Jahren ihr Ende findet. Seinen 356. Grand Prix mit Mercedes-Motor nimmt er nach einem mühsamen Qualifying von Startplatz 16 in Angriff. Ein glanzvoller Abschied wird ihm nach einem trotz zweier Siege beschwerlichen Jahr wohl verwährt bleiben.

Carlos Sainz verabschiedet sich von Ferrari und von der Konkurrenzfähigkeit

Seinem Vorgänger bei der Scuderia steht in diesem Zuge ebenfalls ein Abschied bevor. Carlos Sainz wurde 2021 als Ersatz für den bei Ferrari gescheiterten Sebastian Vettel verpflichtet. Nach vier Jahren als großer Teamplayer und Erfolgsgarant an der Seite von Charles Leclerc muss der Spanier für Lewis Hamilton weichen. Für die Italiener bestritt er in dieser Zeit 88 Rennen, von denen er vier gewann. Darüber hinaus erreichte er 24 Podien, sechs Pole Positions sowie drei schnellste Runden. Von Startplatz drei lautet sein Ziel, zum Abschluss noch einmal das Podium zu erreichen, wenn möglich auf die oberste Stufe - denn die nächste Station seiner Laufbahn heißt Williams. In den Farben der Briten wird es mit Besuchen auf dem Treppchen im kommenden Jahr zweifelsohne schwieriger.

Finnen-Ära endet mit Abgang von Valtteri Bottas

Seit 2012 hielt Valtteri Bottas die Flagge der Finnen hoch, die seit 1989 ununterbrochen in der Formel 1 wehte. Die Vertragsverlängerung mit Sauber war seine einzige Möglichkeit zum F1-Verbleib, doch den letzten Platz schnappte ihm Formel-2-Talent Gabriel Bortoleto weg. Damit wird 2025 erstmals seit 36 Jahren kein Finne in der Formel 1 starten. Mit Bottas geht das Musterbeispiel eines Teamplayers, denn an der Seite von Lewis Hamilton schrieb er das Kapitel der Mercedes-Dominanz zwischen 2017 und 2021 entscheidend mit. Mit ihm an der Seite des Briten gewann die Mannschaft in jedem Jahr die Konstrukteursweltmeisterschaft. Insgesamt erzielte Bottas bei 262 GP-Starts zehn Siege, 67 Podien, 20 Pole Positions und 19 schnellste Runden. In sein voraussichtlich letztes Rennen geht er von Startplatz neun - seiner besten Ausgangslage in dieser Saison.

Kevin Magnussen macht endgültig Schluss

Die Achterbahn-Karriere von Kevin Magnussen endet an diesem Sonntag ein für allemal. Nach seinem vielversprechenden Debüt mit McLaren-Mercedes 2014 landete er für ein Jahr auf der Ersatzbank, um dann von Renault zurückgeholt zu werden und gleich darauf zu Haas zu wechseln. Mit den US-Amerikanern bestritt er 144 seiner 185 Formel-1-Rennen. Das ist gleichbedeutend mit der sechstlängsten F1-Ehe. Die Erfolgsbilanz des Dänen weist sein einziges Podium gleich beim Debüt 2014 in Melbourne als größte Errungenschaft aus. Dazu die Sensations-Pole 2022 in Interlagos. Ende 2020 war für ihn schon einmal Schluss, als Haas ihm die Vertragsverlängerung verweigerte. Im Jahr darauf kehrte er spontan zurück, nachdem das Team Nikita Mazepin vor die Tür setzte. Sein letztes Rennen startet er von Platz 14. Die Weichen für die Zukunft sind mit seinem Engagement als BMW-Werksfahrer in der WEC bereits gestellt. Ein viertes Formel-1-Kapitel erwartet der 32-Jährige nicht.

Guanyu Zhou spekuliert auf den Abschied auf Zeit

Für Valtteri Bottas Teamkollegen der vergangenen drei Jahre heißt es ebenfalls, Abschied von der Formel 1 zu nehmen. Guanyu Zhou hat mit seiner Karriere in den Reihen der Weltelite allerdings noch nicht abgeschlossen. Der 25-jährige Chinese fuhr bei 69 Starts nur 16 WM-Punkte ein und kam dabei nie über den achten Platz hinaus. 2023 erreichte er in Ungarn einen überraschenden fünften Startplatz, dazu zwei schnellste Rennrunden 2022 in Japan und 2023 in Bahrain. Während Magnussen zu den Sportwagen geht und Bottas den Sabbatical anpeilt, liebäugelt Zhou mit der Reserverolle bei Ferrari, um die F1-Tür für sich offen zu halten. In Katar holte er am vergangenen Sonntag als Achter die ersten WM-Punkte von Sauber in dieser Saison und will mit dem guten letzten Eindruck aussteigen. Von Platz 15 im Grid wird sich dieser heute nur schwer bestätigen lassen.

Franco Colapintos Chance für ein letztes Empfehlungsschreiben

Als Ersatz für den an der Formel 1 verzweifelten Logan Sargeant übernahm Franco Colapinto ab Monza das zweite Williams-Cockpit neben Alex Albon. Mit Pace auf Augenhöhe mit dem Teamleader sowie zwei Punkteresultaten setzte er sich gut in Szene, doch zahlreiche Unfälle ließen den guten ersten Eindruck schnell verblassen. Ein Verbleib bei Williams war nach dem bereits feststehenden Wechsel von Carlos Sainz nach Grove von Anfang an keine Option, im Rennen um das zweite Sauber-Cockpit zog er gegen Bortoleto den Kürzeren. Seine guten Auftritte sowie der lukrative argentinische Markt brachten ihn bereits als potenziellen Nachfolger von Sergio Perez bei Red Bull ins Gespräch, doch die Misserfolge erstickten diese Spekulationen noch im Keim. Stattdessen machen Gerüchte die Runde, dass er den gerade erst in der Formel 1 angekommenen Jack Doohan bei Alpine ausstechen könnte. So oder so, heute startet er im Williams vom letzten Startplatz.

Abgesang trotz bestehendem Red-Bull-Vertrag für Sergio Perez?

Aus der drohenden Arbeitslosigkeit ging es für Sergio Perez 2021 geradewegs ins Top-Team von Red Bull. Seine Rolle an der Seite von Max Verstappen füllte er dort dieses Jahr nicht aus. In der vergangenen Saison sahen wir sieben unterschiedliche Rennsieger. Neben Verstappen waren beide Ferrari-, McLaren-, sowie Mercedes-Fahrer erfolgreich. Einzig Perez ging leer aus, was auch sein achter Platz in der Weltmeisterschaft widerspiegelt. Der mexikanische Markt sowie die finanzstarken Unterstützer von Perez hielten ihn bisher im Spiel, doch die Konstrukteursweltmeisterschaft verlor Red Bull vorranging wegen der ausbleibenden Ergebnisse des 34-Jährigen. Er pocht zwar auf den für 2025 bestehenden Vertrag, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass im Winter eine Entscheidung gegen ihn getroffen wird und wir Sergio Perez von Starplatz zehn heute zum letzten Mal in der Formel 1 sehen.